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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. E. Castle
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Machenschaften nur erfunden hatte und dass Zwos Putzmittelwerbespot-Obsession langsam kritische Ausmaße annahm, doch bevor er noch ein weiteres Wort herausbekam, hörte er, dass die Türklinke heruntergedrückt wurde.
    Er hatte gerade noch genug Zeit, zwei schnelle Sätze zu machen und in einen Schrank zu hechten, wo er von Mänteln und Jacken umhüllt wurde, bevor die Tür aufging und er Herrn Grams leise, aber energische Schritte vernahm. Etwas, das sich anfühlte wie eine pelzige Riesenspinne, landete auf seinem Kopf, und Fisher, der einen Aufschrei unterdrücken musste, fegte es sich vom Kopf. Erst dann merkte er, dass es sich bloß um eines von Herrn Grams lächerlich bauschigen Toupets handelte, das heruntergefallen war.
    Die Schritte bewegten sich langsam und systematisch weiter über den weichen Büroteppich vorwärts, bis Fisher das berühmte Knarzen von Herrn Grams Bürostuhl hörte.
    »Hallo, Fisher.«
    Fisher versuchte eine Haltung zu finden, bei der er durch einen Spalt in der Schranktür spähen konnte. Unterdessen fuhr Herr Gram fort, indem er die typischen Fragen eines Direktors stellte: »Weißt du, warum du hier bist?«
    »Ja, Herr Gram«, ertönte die kleinlaut klingende Antwort von Zwo. Fisher stieß mit der Schulter einen Regenschirm um und musste den Arm ausstrecken, um ihn davon abzuhalten, gegen die Tür zu krachen. Ein paar Sekunden lang ging sein Atem flach, bevor er den Schirm ganz vorsichtig wieder an seinen Platz stellte.
    »Seit einigen Tagen sieht es so aus, als sei der Fisher, den wir alle kannten und bewunderten, verschwunden. Du hast an dieser Schule immer zu den Schülern gehört, die sich besonders gut benehmen und ausgesprochen respektvoll sind. Deine Akte ist vorbildlich. Genau genommen makellos. Du hast dich immer als jemand gezeigt, der Wert aufs Lernen und das Streben nach Wissen legt. Nur wenige Leute in deinem Alter zeigen so viel Achtung vor Bildung. Ich weiß nicht, woher dieser plötzliche Wandel kommt. Offen gesagt, ist es dem ganzen Kollegium ein Rätsel. Wir wissen alle, dass einige der anderen Schüler meinen, sie müssten auf dir herumhacken, aber ich hatte geglaubt, du seist ein junger Mann, der intelligent und reif genug ist, damit umzugehen. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich bin sehr enttäuscht von dir, Fisher.«
    Von Zwo kam noch immer keine Reaktion. Fisher gelang es endlich, durch den schmalen Schlitz zu spähen, und sah seinen Doppelgänger mit gebeugtem Kopf dasitzen.
    Konnte es sein, dass Zwo sich wegen dem, was er getan hatte, tatsächlich schlecht fühlte? Unwahrscheinlich. Zwo schien gar nicht fähig dazu, Reue wegen etwas zu empfinden. Bestimmt tat er bloß so, damit er so schnell wie möglich wieder aus dem Büro des Direktors kam.
    Gram fuhr fort. »Du hast in den letzten Tagen ein ganz schönes Chaos angerichtet, Fisher. Aber denkst du nicht, dass du deine intellektuellen Fähigkeiten viel besser einsetzen könntest, indem du dich auf die Schule konzentrierst? Du wirst eine Woche nachsitzen und kannst in dieser Zeit darüber nachdenken. Zudem, denke ich, schuldest du deinen Lehrern und deinen Mitschülern eine Entschuldigung. Hier habe ich Papier und Stift für dich, und du kannst die nächste Stunde darauf verwenden, etwas Angemessenes und Wohldurchdachtes niederzuschreiben.«
    Gram langte in seine Schreibtischlade und reichte Zwo einen kleinen Stapel Papier und einen Stift. Zwo ließ noch immer den Kopf hängen. Dann, mit dem Hauch eines Schniefens, griff Zwo in seine Hosentasche und holte ein Taschentuch heraus.
    Vielleicht hatte Herr Grams kühle Strenge ja tatsächlich bewirkt, dass Zwos völlig ungerührte und coole Fassade doch Risse bekam.
    Zwo hob das Taschentuch langsam an seine Nase und Herrn Grams Gesichtsausdruck verlor etwas von seiner Schärfe.
    »Hör zu«, sagte er, »vielleicht war ich ein wenig hart …«

    In diesem Moment warf Zwo das Taschentuch zu Boden und mit einem knisternden Zischlaut quoll eine blendend weiße Wolke heraus.
    Ein beißend fauliger Geruch breitete sich im Büro aus: Es war der Gestank von tausend verfaulten Eiern, die in einer Schwefelgrube hart gekocht werden.
    Herr Gram hustete und röchelte.
    »Fisher!«, brüllte er, als Zwo bereits, verhüllt von der Wolke, zur Tür flitzte.
    Fisher, der kaum noch sehen und atmen konnte, stürzte aus dem Schrank hinter ihm her, wobei er wild in der verqualmten Luft herumwedelte. Eine Hand bekam eine verstellbare Schlaufe am Trageriemen von Twos

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