Mein ungezähmter Highlander
eine echte Freundin.«
In seinen eben noch ernsten Augen funkelte es plötzlich übermütig. »Es sah so aus, als ob unser Onkel fast ersticken würde, als er das erste Mal die hübsche ›einäugige Margaret‹ ohne ihre Augenklappe sah. Das war wirklich ein grausamer Scherz, den er sich mit ihr und den MacLeods mit dieser widerwärtigen Prozession erlaubt hat. Aber diesmal hat er ziemlich dumm geguckt, als sie ätherisch wie eine Feenprinzessin neben dieser fetten, hässlichen Mackenzie stand, die er stattdessen geheiratet hat.«
Isabel hob die Hand an den Mund und kicherte. »Sein Gesichtsausdruck war wirklich komisch.«
Ian schnaubte angesichts ihrer stark untertriebenen Worte. »Nun, Isabel, ich beneide dich nicht um die Entscheidung, die du fällen musst. Was du auch tust – du wirst dir den Zorn eines mächtigen Mannes zuziehen. Ich muss gestehen, dass ich in den letzten paar Tagen eine Menge an deinem Gemahl auf Zeit entdeckt habe, was zu bewundern ist. Er ist ein stolzer, starker Chief, und er besitzt die Liebe und den Respekt seines Clans. Doch merke: Wie du dich auch entscheidest – sei in Bezug auf unseren Onkel sehr vorsichtig. Ich glaube, dass er noch andere Pläne hat, in die er uns nicht einweiht. Unser Vater hat den Verdacht, dass Sleat vielleicht sogar mit den Mackenzies im Bunde ist. Unser Onkel hat zwar versprochen, bei dem Streit mit den Mackenzies wegen Strome Castle auf unserer Seite zu sein, wenn du Erfolg hast, doch Vater bezweifelt, dass er sein Wort halten wird.«
Isabel war verblüfft. »Warum? Welchen Grund hat Vater, Sleat etwas so Hinterhältiges zuzutrauen?«
Ian erwiderte ganz nüchtern: »Vater war wütend, als er von dem Überfall der Mackenzies auf dich erfuhr. Er gibt sich die Schuld daran.«
»Warum sollte er das tun?«
»Vater erzählte Sleat von deinem Brief, in dem du erwähntest, dass der MacLeod in Edinburgh aufgehalten wurde. Er glaubt, dass Sleat dies den Mackenzies erzählt hat.«
War das der Grund, warum Rory sie befragt hatte? Isabel brauchte einen Moment, um die Tatsache zu verarbeiten, dass eine scheinbar unwichtige Bemerkung in ihrem Brief der Auslöser für den Überfall gewesen sein könnte. »Ich glaube es nicht«, meinte sie dumpf.
»Die Wut des Mackenzie auf unsere Familie und die MacLeods ist nach dem Tod seines Sohnes so groß, dass Sleat die Rachegelüste des Mackenzie nicht einmal dann mehr im Zaum halten könnte, wenn er wollte.«
Bei der Erwähnung des Mackenzie lief Isabel ein Schauer über den Rücken. Der alte Chief hatte sie während der letzten Tage nicht aus den Augen gelassen, und sie traute ihm nicht. Rory mochte noch so viel über Waffenstillstände während des Turniers sprechen – sie hatte den Mackenzie im Verdacht, dass er etwas plante. Aber bisher hatte er nichts weiter getan, als sie mit denselben leblosen Augen wie sein Sohn zu beobachten. Allerdings sah sie in seinen Augen noch etwas anderes. Rachegelüste.
Ian fuhr fort. »Auch jetzt sucht Vater nach einem anderen Bündnis, um uns gegen die Mackenzies zu unterstützen.«
Isabel meinte, nicht recht gehört zu haben. Ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Sie zwang sich dazu, ganz gelassen zu klingen, und fragte vorsichtig: »Meinst du, Vater würde die Hilfe der MacLeods annehmen?«
»Ich bin mir dessen fast sicher. Könntest du den MacLeod dazu überreden, uns zu helfen?«
Isabel grinste. »Ich denke schon.«
Ian erwiderte ihr Lächeln. »Das würde all unsere Probleme lösen.«
Fast alle Probleme. Sie müsste immer noch eine Möglichkeit finden, dass Trotternish wieder an die MacLeods fiel, und den Plan ihres Onkels vereiteln, alles zu erzählen. »Sag Vater noch nichts. Ich werde schreiben, sobald ich etwas Handfestes weiß.«
»Viel Glück, Bel. Um deinetwillen als auch für uns hoffe ich, dass es klappt.«
Sie mussten ihre Unterhaltung beenden, als es wegen des Beginns des Baumstammwerfwettbewerbs um sie herum laut und unruhig wurde.
Doch das störte Isabel nicht. Das Gespräch mit Ian hatte ihr eine große Last von der Seele genommen. Alles schien sich plötzlich zu fügen.
Es war weit nach Mitternacht, als Rory die lange, gewundene Treppe zu ihrem Schlafgemach hochstieg. Die Feier, die sich an den Sieg des MacLeod angeschlossen hatte, war immer noch im vollen Gange, doch für ihn gab es anderen Lohn zu ernten. Er trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Mit gespreizten Beinen und mit bedrohlich vor der Brust verschränkten
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