Mein ungezähmter Highlander
enttäuscht werden.«
Bei diesen unverblümten Worten wurde Isabel ganz starr vor Schreck. »Was meint Ihr damit?«
Endlich wandte er seinen Blick von der See ab und schaute sie an. »Unsere Ehe auf Probe ist ein politisches Arrangement. Und Liebe ist nicht Teil des Vertrags.« Ganz bewusst entzog er ihr seinen Arm und versuchte zu ignorieren, wie sie angesichts der beleidigenden Worte und der schroffen Bewegung nach Luft schnappte.
»Aber es muss doch nicht so sein«, erwiderte sie. »Mein Vater liebte meine Mutter abgöttisch.«
Ihre Worte verblüfften ihn. Man konnte sich den nüchternen, durch viele Schlachten hart gewordenen MacDonald von Glengarry nur schwer als liebenden Ehemann vorstellen. »Wann ist sie gestorben?«, hörte er sich fragen.
»Meine Geburt war sehr schwierig«, erwiderte sie leise. »Sie hat sich nie davon erholt. Ich habe sie kaum gekannt, doch mein Vater sagt, dass ich ihr sehr ähnlich bin.«
Die Traurigkeit in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Er hatte nicht gewusst, dass sie ihre Mutter schon so jung verloren hatte. Und nachdem er die Beziehung zwischen ihr und ihrem Vater und den Brüdern beobachtet hatte, konnte er sich vorstellen, wie schwer – und einsam – es für sie gewesen sein musste. Offensichtlich schien sie sich auch die Schuld am Tod ihrer Mutter zu geben. Ob Glengarry das auch tat? War das die Erklärung dafür, warum er seiner Tochter gegenüber so reserviert war? Doch Rory glaubte es nicht. Im Blick des älteren Mannes hatte er etwas gesehen. Immer wenn Glengarry seine Tochter anschaute, dann schien es so, als würde es ihm wehtun.
Vielleicht hatte Isabel Recht, und ihr Vater hatte seine Frau wirklich geliebt. Wenn Isabel ihr so ähnlich war, wie sie sagte, dann könnte das eine Erklärung sein. Verdammt, dachte er verärgert. Das war genau die Art von Information, die er nicht gewollt hatte. Das hatte er nun davon, dass er seine Zeit mit ihr verbrachte.
»Was ist mit Euren Eltern?«, fuhr sie fort. »Haben sie sich nicht geliebt?«
»Meine Eltern haben sich gut verstanden«, antwortete er. »Aber ob sie sich geliebt haben? Nein. Sie respektierten einander, doch gingen sie beide ihrer eigenen Wege. Mit der Zeit haben sie sicher eine gewisse Zuneigung füreinander entwickelt.«
»Aber wollt Ihr nicht jemanden lieben können? Wollt Ihr nicht geliebt werden? Wollt Ihr nicht eine Frau finden, der Ihr Eure innersten Geheimnisse anvertrauen könnt, eine Frau, die Euch loyal zur Seite steht, was auch immer geschieht?«
Rory fühlte sich langsam unwohl bei diesem Gespräch. Seine Braut schien einige unrealistische Vorstellungen zu haben, die seinen Plan um einiges erschweren würden. »Ich bin Chief dieses Clans. Ich genieße die Liebe, das Vertrauen und die Loyalität meines Clans und meiner Familie. Wir MacLeods sind loyale Menschen. Mehr brauche ich nicht. Und ein Chief sollte seine Geheimnisse ohnehin niemandem anvertrauen. Ein Chief ist sein eigener Berater. Und wofür braucht ein Krieger die Liebe? Kann er mit Hilfe der Liebe Schlachten gewinnen? Kann die Liebe Missstände beheben? Nein, die Liebe ist nichts weiter als ein wirklichkeitsfremdes Ideal, das sich die Troubadoure ausgedacht haben, um hübsche Geschichten erzählen zu können. Doch in einer Ehe ist kein Platz für die Liebe – sogar die Troubadoure würden Euch das sagen. Der Adel heiratet, um Land und Vermögen zu mehren,
oder auch, so wie wir, um eine Fehde zu beenden. Durch unsere Ehe auf Probe tun wir unsere Pflicht gegenüber unseren Clans, Isabel, nicht mehr und nicht weniger.«
Er fühlte sich ausgesprochen unwohl bei diesem ganzen Gerede von der Liebe. Rory war schließlich kein Höfling, sondern ein Krieger. Seine Pflicht gegenüber dem Clan war wichtiger als alles andere, auch als seine eigenen Wünsche und Begierden. Nein, die Liebe hatte ganz entschieden keinen Platz in seinem Leben. Er begehrte Isabel, doch nicht anders als er jede schöne Frau begehren würde. Und der Grund, warum er an nichts anderes denken konnte als an sie, war, dass er sie nicht haben konnte. Es war ganz normal, sagte er sich. Wenn man etwas haben wollte, das man nicht haben konnte, dann verhielt man sich so.
Seine Worte schienen sie eindeutig betrübt zu haben. Anscheinend hatte sie sich mehr erhofft.
Zum ersten Mal hegte er den Verdacht, dass er mit seinem Misstrauen ihr gegenüber falsch gelegen hatte. In der letzten Zeit hatte sie nichts Verdächtiges getan. Wann immer er sie beobachtet hatte, hatte er
Weitere Kostenlose Bücher