Mein ungezähmter Highlander
die Röte ihrer Lippen noch mehr zur Geltung. Ihre leicht schrägen violettfarbenen Augen verliehen ihr das Aussehen einer Verführerin.
Doch es war der Schnitt des Kleides, durch den die größte Wirkung erzielt wurde. Es ließ sie beinahe ein bisschen verdorben aussehen. Es entsprach kein bisschen der vorherrschenden Mode und war dem Kleid, das sie bei ihrer Ankunft angehabt hatte, sehr ähnlich. Es hatte weder Mieder noch Halskrause und wies auch keine Polster auf; nur ein dünnes Hemdchen lag zwischen ihrer nackten Haut und dem seidenen Kleid. Der weiche goldene Stoff schmiegte sich an ihren Leib und betonte jede Kurve ihres Körpers.
Doch nicht deswegen war sie errötet, sondern weil das enge Mieder ihre Brüste auf unbeschreibliche Art betonte. Der Stoff war so knapp bemessen, dass ihre Brust bei jedem tieferen Atemzug aus dem Kleid zu fallen drohte.
Isabel trug selten Schmuck, weil er meistens nicht zu ihrem Haar passte. Doch an diesem Abend machte sie eine Ausnahme. Sie hatte einige erlesene, in Gold gefasste Smaragde angelegt, die ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Ein paar Ohrringe, ein Armband und einen Anhänger. Die Juwelen waren alles, was sie von ihrer Mutter hatte, und sie verehrte sie, nicht wegen ihres Wertes, sondern weil sie die einzige Verbindung zu der Vergangenheit darstellten, die sie niemals kennen würde.
Leicht erschreckt von ihrem eigenen Spiegelbild versuchte Isabel, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie musste Rorys Interesse auf sich ziehen und ihn aus seiner Gleichgültigkeit herausholen, doch die Aufmerksamkeit, die sie heute Abend erhalten würde, würde von einer ganz bestimmten Art sein. Bei dem Gedanken daran kribbelte ihr Körper vor Angst, aber auch Vorfreude.
»Nun, ich finde dieses Kleid außerordentlich schön, Bessie.«
»Ich sagte nicht, dass das Kleid nicht schön sei, Liebes. Ich sagte, es wäre unanständig. Das ist nicht dasselbe.« Bessie blickte sie lange an. »Ich glaube nicht, dass dein Gemahl auf Zeit gutheißen wird, dass du dieses Kleid trägst.«
»Und ich bezweifle, dass er es überhaupt bemerken wird.«
»Oh, er wird es bemerken. Darüber würde ich mir keine Gedanken machen«, warnte Bessie.
Isabel warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und legte ihn dann zurück in die Truhe. Sie glaubte nicht, dass sie noch mehr Möglichkeiten hätte, sich zurechtzumachen. Doch bei dem Gedanken daran, ihren Körper zur Schau zu stellen, um
einen Mann zu verführen, fühlte sie sich unwohl. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie musste die Vorzüge nutzen, die ihr zur Verfügung standen, doch das machte es auch nicht leichter.
Sie befand sich in einer unerträglichen Lage. Um ihr Ziel zu erreichen, musste sie sich ihm annähern. Doch je mehr sie über Rory erfuhr, desto schwerer fiel es ihr, wenn sie daran dachte, dass sie ihn am Ende betrügen würde. Sie konnte einfach nicht die Augen vor dem verschließen, was sie im Laufe der Zeit über ihn erfahren hatte. Rory MacLeod war die Art von Anführer, den die Leute anbeteten, er gab ihnen Kraft in unruhigen Zeiten. Er war ihr Fels in der Brandung. Und er war die Art von Mann, von dem sie immer geträumt hatte. Doch wenn ihr Plan erfolgreich verlaufen sollte, dann sollte sie sich besser ein Beispiel an seiner Gleichgültigkeit nehmen. Sie musste ihr Herz verschließen und durfte nicht zulassen, dass irgendetwas sie von ihrem Ziel ablenkte.
Isabel hatte eine Aufgabe, und diese sah nicht vor, dass sie sich in ihn verliebte. Er sollte sich in sie verlieben. Ein für alle Mal musste sie ihre kleinmädchenhaften Bedenken vergessen und sich zum Wohl ihrer Familie das zu Nutze machen, was ihr Gott gegeben hatte. Jetzt, wo sie wusste, dass der MacLeod sie zurückschicken wollte, musste sie ihn umstimmen. Sie hatte es mit Freundlichkeit versucht und war nicht weit gekommen. Es war an der Zeit, zu drastischeren Maßnahmen zu greifen … wie zum Beispiel diesem Kleid.
Sie musste sich auf ihr Ziel konzentrieren. Und die Möglichkeit, dass sie scheitern könnte, gar nicht in Erwägung ziehen. Sie kannte sich aus mit Lust und Verführung. Eine kleine Berührung hier, eine Anspielung dort, ein wissendes Lächeln. Isabel war lange genug am Hof des Königs gewesen, um ein paar Tricks zu lernen, um zu lernen, wie manche Frauen ihren
Körper einsetzten, um zu bekommen, was sie wollten, um zu lernen, wie das Spiel der Verführung funktionierte. Es entsprach zwar nicht ihrem Wesen, so offensiv zu sein,
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