Mein ungezähmter Highlander
Brüdern hatte erhaschen müssen.
Er starrte sie offenkundig schockiert an. »Meint Ihr das im Ernst?«
Stolz hob sie das Kinn und begegnete seinem Blick. »Natürlich.«
Er musterte sie kurz von oben bis unten. »Ihr seht nicht so aus, als ob Ihr ein Schwert auch nur anheben könntet.«
»Dann bin ich wohl stärker, als ich aussehe«, erwiderte sie und richtete sich ein wenig auf.
Nun wirkte er belustigt. »Und was hätte ein Mädchen wie Ihr davon, mit dem Schwert umgehen zu können?«
»Ihr würdet Euch wundern.«
Er schüttelte den Kopf, als würde er gleich in Lachen ausbrechen. Isabel war so wütend, dass sie um ihre Beherrschung ringen musste, doch von ihren Brüdern war sie männliche Herablassung gewohnt. Die Herablassung ihrer Brüder hatte einzig und allein dazu geführt, dass sie noch härter an sich arbeitete.
»Und Euer Vater hat Eure ungewöhnliche Freizeitgestaltung unterstützt?«
»Du bist ein Quälgeist, Mädchen. Deine Brüder müssen üben.«
Sie hasste das Wort Quälgeist. Sie hatte es schon zu oft gehört. »Aber ich möchte doch nur –«
»Deine Mutter war eine echte Lady. Und du solltest dich auch wie eine benehmen.«
Doch Isabel war zehn Jahre alt und wollte keine Lady sein. Sie wollte mit ihren Brüdern spielen.
»Zu Anfang nicht«, gab sie zu. Niemals . »Doch ich denke, später hat er es als Vorteil angesehen, wenn eine Frau sich selbst verteidigen kann.« Das hoffte sie zumindest.
»Nun, jetzt wo Ihr hier seid, braucht Ihr Euch um Eure Verteidigung keine Gedanken zu machen«, tat er das Thema ab. »Ich werde Euch beschützen. Und meine Krieger haben keine Zeit, um sie mit Kinderkram zu verschwenden.«
Isabel unterdrückte die schnippische Antwort, die ihr auf der Zunge lag, doch sein Verhalten ärgerte sie unsäglich. »Eigentlich wollte ich Euch fragen, ob ich nicht ein paar kurze Jagdausritte organisieren kann …«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Sie versuchte, ihn nicht anzustarren, doch bei der Darbietung seiner männlichen Kraft wurde ihr ganz warm, und sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. »Nein.«
Die knappe Verweigerung überraschte sie. Ihr Blick schoss hoch zu seinem Gesicht. »Warum nicht? Ich dachte, jagen wäre ein passender Zeitvertreib für ein Mädchen.« Und außerdem würde sie sich nicht mehr so unendlich langweilen.
»Es ist viel zu gefährlich.«
»Ich würde doch in Begleitung reiten …«
»Ich habe nein gesagt.«
Seine Reaktion war völlig unangemessen. Doch weil sie nicht mit ihm streiten wollte, zeigte sie ihre Wut nicht.
»Gab es noch einen anderen Grund, warum Ihr mich sprechen wolltet?«, fragte er ungeduldig. Er sah aus, als würde er
an jedem Ort der Welt lieber sein, als hier mit ihr an der Festungsmauer.
Jetzt musste sie schnell reagieren. »Ja, ich wollte ein paar kleine Veränderungen an unserem Gemach vornehmen, um es ein wenig gemütlicher zu machen, und ich dachte, es wäre besser, Euch erst um Erlaubnis zu fragen.« Und dann konnte sie nicht widerstehen hinzuzufügen: »Obwohl Ihr ja eigentlich kaum Zeit dort verbringt.« Ein leichter Vorwurf war aus ihrer Stimme herauszuhören, als sie unter langen Wimpern hervor zu ihm aufschaute. Vielleicht würde er die Gelegenheit ergreifen, um ihr zu erklären, warum er ihr aus dem Weg ging. Doch er tat es nicht. »Ich nehme an, Ihr wollt, dass ich die Pflichten der Hausherrin übernehme«, fuhr sie fort. »Vielleicht könnt Ihr mir sagen, an wen ich mich wenden muss. Ich weiß nämlich nicht, wer im Moment die Burg verwaltet –«
»Darüber braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen«, schnitt er ihr das Wort ab. »Meine Schwester Margaret hat diese Pflichten in den letzten zwei Jahren übernommen.« Er sah verbittert aus. »Seitdem sie nach Dunvegan zurückgekommen ist.«
Isabel wurde blass. Sofort erkannte sie den schweren Fehler, den sie gemacht hatte. Sie hätte sich denken können, dass seine Schwester die Pflichten der Hausherrin erfüllte. Und nun hatte ihre unschuldige Anfrage ihm die Rolle ihrer Familie bei der Schändung seiner Schwester in Erinnerung gerufen und seinen Ärger entzündet. Doch es war so leicht, Margarets Anwesenheit zu vergessen. Sie war ihr ja noch nicht einmal vorgestellt worden. Dieses Versäumnis wollte sie so schnell wie möglich nachholen.
»Natürlich soll Eure Schwester Hausherrin bleiben. Es tut mir leid, aber da ich Margaret noch nicht kennen gelernt habe, wusste ich nichts davon. Soll ich sie um Erlaubnis
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