Mein ungezähmter Highlander
war nicht gerade der Eindruck, den Queen Elizabeth von James bekommen sollte, wo er gerade um ihren englischen Thron warb.
Als der König zum ersten Mal das Thema Heirat ansprach, hatte Rory sich schlicht geweigert, den Vorschlag in Erwägung zu ziehen. Die ständigen Kämpfe während der letzten zwei Jahre hatten zwar ihren Tribut von seinem Clan gefordert, aber er wehrte sich trotzdem dagegen, sich an eine MacDonald zu binden – auch wenn eine Heirat das Blutvergießen endlich beenden würde. Doch der König hatte sich von seinem Plan nicht abbringen lassen. Zuletzt hatte Rory eine Lösung vorgeschlagen, die ihn zumindest nicht für immer an den Feind binden würde – eine Ehe auf Probe. Im Gegensatz zu einer richtigen Ehe konnte man die zeitlich begrenzten Verpflichtungen einer Ehe auf Probe leicht auflösen.
Rory rieb sich das stoppelige Kinn. Merkwürdig war es schon, dass die MacDonalds nicht auf einer Hochzeit bestanden hatten, vor allem in Anbetracht der verheerenden Folgen, die die Ehe auf Probe für seine Schwester gehabt hatte. Vielleicht hatte Sleat doch kein so großes Interesse daran, die Fehde zu beenden, wie er behauptete. Suchte er etwa auch nach einem Ausweg aus der Verbindung? Wenn Sleat etwas im Schilde führte, dann hatte wahrscheinlich auch seine neue Braut etwas damit zu tun.
Rory nahm sich vor, sein Trojanisches Pferd ganz genau im Auge zu behalten.
In diesem Moment wurden seine wild herumwirbelnden
Gedanken von einer Stimme aus der Dunkelheit unterbrochen. »Du siehst aus wie ein eingesperrter Löwe, Chief. Ich nehme an, deine Braut ist immer noch nicht da?«
Rory blieb stehen und drehte sich zu seinem jüngeren Bruder Alex um, der durch die Stallungen hindurch auf ihn zukam. Wieder einmal verfluchte Rory die MacDonalds. Diesmal für das, was sie Alex angetan hatten. Auf Alex’ Gesicht lag ein schalkhaftes Lächeln, aber die unbekümmerte Fassade vermochte weder die dunklen Augenringe noch die tiefen Falten um den Mund herum zu verdecken, die Alex hatte, seit die MacDonalds Rory in ihren Kerker gesperrt hatten.
»Nein«, sagte Rory. »Bis jetzt sind sie noch nicht zu sehen, aber ich bin sicher, dass sie noch früh genug kommen.«
Alex murrte: »MacDonalds auf Dunvegan. Man mag es kaum glauben.«
»Oh ja, aber sie werden nicht lange hier sein«, versprach Rory.
Alex drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. »Glaubst du wirklich, dass Sleat sich trauen wird, hier aufzutauchen?«
Rorys Lippen wurden ganz schmal. »Darauf kannst du Gift nehmen. Er wird sich die Gelegenheit, uns durch seine Anwesenheit zu verhöhnen, nicht entgehen lassen. Er weiß, dass er auf die Gastfreundschaft der Highlands zählen kann. Außerdem weiß er, dass die Ehre es uns verwehrt, ihm etwas anzutun, solange er auf Dunvegan ist.«
Alex seufzte und schüttelte den Kopf. »Die arme Margaret.«
»Keine Sorge. Ich hab’ mich darum gekümmert. Wir werden Sleat von ihr fernhalten.«
»Verflucht sei King James für seine Einmischung«, schimpfte Alex.
Rory lächelte bitter. Er selbst hatte nur wenige Augenblicke zuvor das Gleiche gedacht. Selbst im Dunkeln konnte Rory die Verärgerung auf Alex’ Gesicht erkennen. Auch er hasste die unmögliche Situation, in die James sie gebracht hatte. »Es ist doch nur ein Jahr,« beschwichtigte Rory ihn noch einmal, »und dann nehmen wir die Verhandlungen mit Argyll über ein stärkeres Bündnis wieder auf.«
»Es war ein brillanter Zug von dir, eine Ehe auf Probe vorzuschlagen«, stimmte Alex zu. »Aber das Mädchen dann zurückzuschicken wird dem König nicht gerade gefallen. Ich hab’ mir sagen lassen, dass sie ein Liebling von James und Anne ist.«
Rory verstand Alex’ Bedenken, aber es ließ sich nun einmal nicht vermeiden. »Ich weiß, es ist riskant. Aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen. James will die Fehde beenden, und der Clan dürstet noch immer nach Rache an Sleat. Der König hat seine Macht nie gegen mich gerichtet, obwohl ich zum Gesetzlosen erklärt worden bin und unsere Ländereien verpfändet wurden. Wenn es so weit ist, werde ich mir schon etwas einfallen lassen, um ihn zu besänftigen.«
»Das wirst du wohl auch diesmal schaffen,« sagte Alex. »Ich weiß zwar nicht warum, aber der König scheint dich zu mögen – obwohl du ein Gesetzloser bist.«
Rory zuckte mit den Schultern. »Dem Mädchen wird nichts passieren. Im schlimmsten Fall muss ich nach Edinburgh fahren, um die Sache zu klären.«
»Und wenn sie dich
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