Mein ungezähmtes Herz
schlenderte er quer durch den Raum und stellte sich zu Gyles und Gabriel, die über Schafe sprachen.
Kurz nach Deliahs Rückzug löste sich die Gesellschaft auf. Del ging in sein Zimmer, tigerte zehn Minuten hin und her – und überlegte, was in Deliahs Kopf vorgehen mochte –, dann machte er mit einer gemurmelten Drohung an alle, die sich noch auf dem Flur herumtreiben mochten, die Tür auf und schlich zu ihrem Zimmer.
Er klopfte nur einmal, dann trat er ohne Aufforderung ein. Deliah war nach wie vor angekleidet und frisiert und zog hastig die Vorhänge vor das Fenster, aus dem sie offensichtlich gestarrt hatte.
Del schloss die Tür, verriegelte sie und ging auf sie zu, dabei deutete er mit dem Kopf zum Fenster.
»Was hast du dir da angeschaut?«
»Den Schnee. Es stürmt immer noch.«
Sie hatte auf ihn gewartet, so viel war klar. Doch warum, war angesichts der Tatsache, dass sie vollständig bekleidet geblieben war, weniger offensichtlich.
Del blieb dicht vor ihr stehen, sah ihr in die Augen und wollte gerade nach ihr greifen, als sie wegschaute.
Und sich von ihm abwandte.
»Weißt du, ich habe wirklich Kopfschmerzen. Außerdem …« – Deliah machte eine fahrige Handbewegung – »… bin ich nicht ganz sicher, ob wir uns so oft sehen sollten.«
Ehe sie sich weiter zurückziehen konnte, griff Del nach der Hand, die so lässig abgewinkt hatte, hielt sie fest und stellte sich hinter Deliah. Auf diese Weise konnte sie weder sein Gesicht noch seine offensichtliche Verwirrung sehen; mit einem Mal drängte es ihn, sie ganz fest zu halten.
Schon der angedeutete, kaum merkliche Versuch, ihm aus dem Wege zu gehen, hatte genügt, um diese Reaktion auszulösen. Das verunsicherte Del und vermittelte ihm das Gefühl, auf Treibsand gebaut zu haben, doch im tiefsten Innern wusste er, dass das nicht sein konnte.
Irgendetwas stimmte nicht.
Wahrscheinlich nur in Deliahs Kopf, nicht unbedingt woanders.
Nur der Himmel wusste, was es war. Er jedenfalls nicht; doch er bezweifelte, dass sie es ihm verraten würde.
Er veränderte seinen Griff, verschränkte seine Finger mit ihren, und spürte, wie sie es unbewusst, ganz unwillkürlich zuließ. Dann holte er tief Luft und sog ihren Duft ein. Das beruhigte ihn kolossal.
Deliah war bei ihm, in seinen Armen.
Er drückte sie an sich, senkte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr:
»Anders als allgemein angenommen ist sexuelle Aktivität bestens dazu geeignet, Kopfschmerzen zu vertreiben.
»Tatsächlich?« Trotz ihres zerstreuten Tonfalls war deutlich
zu hören, dass ihre Neugier geweckt war, doch dann räusperte Deliah sich und sagte:
»Aber vielleicht sollten wir es zur Abwechslung mal mit Abstinenz versuchen – nur um etwas anderes auszuprobieren. Womöglich ist es dann hinterher umso schöner.«
»Das funktioniert nicht. Jedenfalls nicht bei mir.«
»Nicht?«
Sie konnten sich nicht die ganze Nacht im Kreise drehen. Del beschloss anzugreifen.
»Warum bist du plötzlich so zurückhaltend? Hast du etwa das Interesse verloren?«
»Das Interesse? Wieso …?«
»Eine rein rhetorische Frage.« Kühn legte er eine Hand auf ihre üppige Brust. Als er merkte, dass sie sofort reagierte, fasste er fester zu und knetete sie sanft.
»Die Antwort ist offensichtlich.«
Gott sei Dank.
Deliah versteifte sich und versuchte, sich zu beherrschen, doch als Del nicht aufhörte, sie so aufreizend zu liebkosen, entspannte sie sich und lehnte sich an ihn.
»Vielleicht sollten wir das Experiment wagen und abwarten, was passiert.« Er rollte ihren Nippel zwischen Zeigefinger und Daumen und drückte ihn leicht. Aufstöhnend bog sie das Rückgrat durch.
»Was mit meinen Kopfschmerzen passiert, meine ich. Ob sie verschwinden oder bleiben.«
Del küsste sie auf die Schläfe.
»Wir können so viel experimentieren, wie du willst.« Er drehte Deliah herum und zog die miteinander verschränkten Hände nach unten.
»Denn ich habe nach wie vor Interesse an dir.« Dann legte er Deliahs freie Hand um seine Erektion.
»Wir können es auch öfter probieren.«
Deliah riss die Augen auf.
»Oh.« Dann senkten sich ihre Lider wieder, und ihre jadegrünen Augen verschleierten sich. Sie fuhr mit der Zunge über ihre Unterlippe und befeuchtete sie.
»Ich sehe schon …«
Ihr geistesabwesendes Murmeln klang berechnend.
»Nein, du sollst es spüren.« Del drückte seine Lippen auf ihre und küsste sie – lange, langsam und leidenschaftlich, doch nicht gierig. Als er den Kopf wieder hob, waren
Weitere Kostenlose Bücher