Mein ungezähmtes Herz
Cambridgeshire
Als Del früh am nächsten Morgen ins Frühstückszimmer kam, waren die anderen Männer schon da.
Sie schienen allesamt großen Appetit zu haben.
Del nahm am Kopfende neben Devil Platz und machte sich ebenfalls daran, seinen Hunger zu stillen.
Devil warf einen Blick auf Dels Teller, auf dem sich Schinken, Kedgeree – ein Fischgericht –, Würstchen, Speck, Pilze, Zwiebeln und Roastbeef türmten, und grinste.
»Gestern Abend hast du weniger gegessen. Sieht so aus, als wärst du in der Nacht aktiver als tagsüber.«
Del grunzte bloß.
Gyles, der ihm gegenübersaß und bereits fertig war, schob seinen Teller beiseite.
»Also, was hast du mit der liebreizenden Miss Duncannon vor?«
Del starrte mit gerunzelter Stirn auf seinen Teller und spießte einen Pilz auf.
»Frauen – und insbesondere Damen – sind verdammt schwer zu verstehen.«
Die anderen brachen in lautes Gelächter aus.
»Das brauchst du uns nicht zu sagen«, bemerkte Demon.
»Aber«, sagte Richard, »sie haben eine eigene Logik.«
»Zweifellos.« Gervase nickte.
»Sie ist nur sehr seltsam …«
»Um nicht zu sagen verwirrend«, rief Tony dazwischen.
»Sodass es teuflisch schwer ist, sie zu erkennen«, fuhr Gervase fort, »und beinahe unmöglich, sie nachzuvollziehen.«
»Und da dem so ist«, meinte Vane, »rate ich dazu, es gar nicht erst zu versuchen. Meiner Erfahrung nach braucht man nur ein gewisses Durchhaltevermögen.«
»Bei einer Frau, die Patience heißt?«, zog Devil ihn auf.
Vane grinste und gab eine schlagfertige Antwort.
Del ließ das daraus resultierende Wortgeplänkel an sich vorbeirauschen. Die Nacht war sehr ereignisreich gewesen, obschon sie nicht ganz so verlaufen war, wie er es geplant hatte – etwas, was sehr häufig passierte, wenn Deliah involviert war.
Irgendetwas hatte sie so verunsichert, dass sie versucht hatte, sich sicherheitshalber von ihm abzuwenden und ihre Beziehung abkühlen zu lassen, doch nach allem, was in der
Nacht passiert war, war er nicht nur felsenfest davon überzeugt, dass sie die richtige Frau für ihn war – die einzige, die er zukünftig als Gefährtin und Partnerin an seiner Seite haben wollte –, sondern auch davon, dass er trotz ihrer Zweifel der richtige Mann für sie war.
Den Grund für ihre Unsicherheit und Unruhe kannte er nicht, doch er konnte nicht verstehen, wie sie ihre eigene heftige Reaktion übersehen konnte, wie sie die Leidenschaft und Wildheit, mit der sie sich an ihn klammerte, während sie sich gleichzeitig willig hingab, so, wie er es sich immer erträumt hatte, falsch interpretieren konnte.
Sie gehörte ihm.
Das hatte er ihr letzte Nacht zeigen wollen. So deutlich, dass sie es unmöglich missverstehen konnte. Aber sie hatte den Spieß umgedreht. Am Ende war sie es gewesen, die ihn gefügig gemacht hatte, indem sie ihm alles gab, was er sich wünschte.
Sie hatte ihm bewiesen, dass er ihr gehörte.
Trotzdem schien Deliah ihre Beziehung nicht mit der gleichen Klarheit zu sehen wie er. Der letzte Schritt, die völlige Akzeptanz fehlte noch. Vielleicht weil sie nicht so ausgiebig darüber nachgedacht hatte. Das kam sicher noch, die Frage war nur, wann. Wie lange würde sie brauchen, um es zu begreifen …?
Er hatte nicht die Absicht, ihr allzu viel Zeit zu lassen und zu lange mit seinem förmlichen Antrag zu warten. Seine Reaktion auf ihr Zurückweichen – der heftige Schreck, der ihn durchzuckt hatte und ihn verunsichert, beunruhigt … ja beinahe verletzt hatte, war etwas, das er nicht noch einmal erleben wollte. Denn dieser Schreck hatte ihn an einer Stelle
getroffen, an der er nie verwundbar gewesen war, und das machte Del mehr als nervös.
Er würde keinen Frieden finden und nicht einwandfrei funktionieren, wenn er befürchten musste, dass Deliah ihm davonlief und nicht »die Seine« wurde.
Diesen Ausgang wollte er sich nicht einmal vorstellen, und erst recht nicht hinnehmen.
Während er den letzten Rest Kedgeree vom Teller kratzte, fasste Del einen Entschluss. Ursprünglich hatte er vorgehabt, mit dem Heiratsantrag zu warten, bis seine Mission beendet war, doch was einen guten militärischen Führer auszeichnete, war die Fähigkeit, seine Strategie an veränderte Bedingungen anpassen zu können.
Als Del in die Runde schaute, bemerkte er, dass die anderen sich mittlerweile mit der Frage beschäftigten, wie wahrscheinlich es war, dass sie in den kommenden Monaten zur Jagd gehen konnten. Er wartete auf eine Pause im Gespräch und wandte sich
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