Mein ungezähmtes Herz
Grund.«
Deliah hob die Brauen.
»Bist du sicher, dass er – wenn er von Anfang so gerufen wurde – nicht einfach versucht hat, seinem Namen Ehre zu machen?«
Del grinste.
»Das auch. Jedenfalls haben Devil und seine Cousins, als im Vorfeld von Waterloo der Ruf nach Extratruppen, insbesondere Kavallerie, laut wurde, sich zu sechst zum Dienst gemeldet. Wir waren nach wie vor in Kontakt. Also habe ich meine Beziehungen spielen lassen und sie zu meiner Truppe geholt, sodass wir zusammen kämpfen konnten.«
»Seite an Seite?«
»Eher Rücken an Rücken. Damals ging es ziemlich zur Sache.« Dels Stimme und sein Gesichtsausdruck waren grimmig geworden.
Deliah wartete.
Nach einer Weile schüttelte Del die düsteren Erinnerungen ab, kehrte in die Gegenwart zurück und grinste sie an.
»Du wirst sie kennenlernen – die sechs Cousins. Anscheinend sind sie alle in Somersham, mit ihren Gattinnen.« Del konnte es kaum erwarten, die Cynsters wiederzusehen. Die Vorstellung, dass diese Teufelsbraten von zarten Frauenhänden gebändigt worden sein sollten … Er konnte es immer noch nicht richtig glauben, und er war sehr gespannt auf die Damen.
»Sie treffen sich zu Weihnachten immer dort, doch dieses Jahr sind die sechs Familien früher angereist, damit die Männer Wolverstone bei seinem Plan helfen können. Sie kennen die anderen drei Kuriere, die mit den Briefrollen unterwegs sind, beinahe ebenso gut wie mich.«
»Also ist es eine Art Wiedervereinigung?«
Del nickte.
»Eine Wiedervereinigung mit dem Vorteil, zumindest für die Cynsters, dass sie sich endlich mal wieder ein bisschen austoben können.«
»Ich frage mich, was ihre Frauen davon halten.«
Del ging es ebenso, doch er ließ die leicht sarkastische Frage unbeantwortet.
»Das einzige andere Paar, das außer uns noch zu Besuch sein wird, zumindest soweit ich weiß, besteht aus Gyles Rawlings, Earl of Chillingworth, und seiner Gattin. Gyles, Devil und ich waren zusammen in Eton, im gleichen Jahrgang. Devil und Gyles haben sich ständig gekabbelt, und ich musste immer Frieden stiften.«
Deliah musterte ihn mit einem abschätzenden, etwas zynischen, aber durchaus liebevollen Blick.
Del tat so, als bemerkte er es nicht.
»Aber um deine Frage zu beantworten; der Grund, warum wir das Haus für sicher halten und nicht glauben, dass es nach unserer Ankunft angegriffen wird, ist folgender: Sobald Ferrar oder Larkins Wind davon bekommen, wie viele Exsoldaten sich dort tummeln, werden sie sich schwer zurückhalten. Ursprünglich wollten wir das Haus als Unterschlupf benutzen – als Geheimversteck, in das wir flüchten sollten, nachdem wir uns mit den Sektenanhängern angelegt hatten, gern auch mit ihnen auf den Fersen, um sie direkt in die Arme der Cynsters zu locken. Aber ob uns das gelingt oder nicht …« Del brach ab und zuckte nur die Achseln.
Nach einer Weile fuhr er fort:
»Wolverstone wartet auf einem seiner Landsitze, der praktischerweise ganz in der Nähe liegt, daher eignet sich Somersham Place wunderbar als eine Art zusätzliche Kaserne. Nach unserer Ankunft erfahren wir mehr.«
Deliah musste sich erst einmal zurechtfinden. Anscheinend sollte sie in Kürze eine Herzogin, eine Gräfin und mindestens fünf weitere Damen aus diesem Kreis kennenlernen, die wahrscheinlich alle um Jahre jünger waren. Und gesellschaftlich zudem weit über ihr standen. Wenigstens hatte sie dank ihres Besuchs bei Madame Latour die passende Garderobe dabei.
Deliah unterbrach die ablenkenden Überlegungen – mit den Damen wollte sie sich erst beschäftigen, wenn sie ihnen vorgestellt wurde –, um sich wieder auf den Augenblick, auf Del und seine Mission zu konzentrieren.
Als ihr der große Plan klar wurde, fragte sie leise:
»Also sobald wir Somersham Place erreichen , gibt es keine Chance mehr, dass die Sekte uns angreift?«
Del nickte. Dann kreuzte er die Arme vor der Brust, offenbar wollte er sich nicht mehr dazu äußern.
Doch das war auch nicht nötig, denn seine Hoffnungen und Ängste standen ihm ins Gesicht geschrieben.
Von den eigenen Leuten der Schwarzen Kobra hatten sie nicht einen Einzigen zu Gesicht bekommen, ausgenommen den Mann in Southampton, den Del für Ferrars persönlichen Diener hielt. Trotz ihrer Pläne für den Tag – die, wie Deliah nun begriff, ihr letzter Versuch waren –, wurden Tony und Gervase und vor allem Del immer mürrischer.
Sie hatten das Gefühl, ihren Auftrag nicht zu erfüllen – als Lockvögel nicht zu taugen. Deliah
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