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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Apparat, nur ein bißchen größer als ein Videorecorder, stand zwischen den beiden Plastikstühlen, und Kabel führten hierhin und dorthin. Stan Fallon, dessen Gesicht den Ausdruck seltsamer Zufriedenheit angenommen hatte, schloß das Gerät an einen kleinen Computer an.
    »Der Veritron kann die Daten von vier verschiedenen körpereigenen Systemen sammeln, aber ich werde es bei dreien belassen.« Er nahm eine wohl aus Gummi gefertigte Vorrichtung zur Hand und machte sich daran, sie um Johns Taille zu schnüren. »Das ist so eine Art pneumatischer Balg, der Atmungsreaktionen registriert. Diese Dinger« – er nahm zwei Metallplättchen auf, die er an zwei Fingern Johns befestigte – »registrieren die Aktivität der Schweißdrüsen. Dann kommt noch eine Blutdruckmanschette dazu, um kardiovaskuläre Veränderungen mitzubekommen.«
    »Schon gut, schon gut!« sagte John gereizt. »Ich bin kein potentieller Käufer, zum Teufel, also mach schon voran!«
    »Dabei kannst du durchaus erfahren, was hier geschieht, John. Dies ist der Stift, der alles aufzeichnet. Er zeichnet die Kurve auf, die der Bedienungsperson sagt, ob die getestete Person lügt oder nicht. Die Ergebnisse werden im Computer gespeichert, um sie bei Bedarf auch später noch
    verfügbar zu haben. Bei dir könnte es natürlich unter Umständen keine Zukunft mehr geben.«
    »Ich kann nur hoffen, daß dir das alles Spaß macht, Stan. Mir nämlich gar nicht.«
    »Ich bin bereit, John. Du auch?«
    »Fang schon an. Bringen wir‘s hinter uns.«
    Stan beugte sich über den Apparat. »Wir fangen immer mit ganz einfachen Fragen an. Also: Ist dein Name John Greeley?«
    »Du weißt doch ganz genau, wie ich heiße, verdammt und zugenäht.«
    »Was hast du heute zum Frühstück zu dir genommen, John?«
    »Pampelmusensaft, Rührei, eine Scheibe Toast, schwarzen Kaffee.«
    »Gut, gut«, sagte Stan. »Wann hast du meine Frau zum letzten Mal gesehen, John?«
    John fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich kann mich an das Datum nicht erinnern.«
    »Ein kleines Zucken, John.«
    »Es war diese Veranstaltung zugunsten der Bücherei. Du warst auch dort, erinnerst du dich nicht?«
    »Hier werde nicht ich getestet.«
    »Na, was sagt der bescheuerte Stift? Lüge ich oder nicht?«
    Stan überhörte die Frage. »Hast du Vicky attraktiv gefunden?«
    »Ja.«
    »Hat sie dich attraktiv gefunden?«
    »Was soll denn die Frage?«
    »Der Stift springt, John.«
    John fing an zu schwitzen und fragte sich, ob seine Drüsen ihn verraten würden. Ob er am Ende dieser Detektorsitzung ein toter Mann sein würde.
    »Hast du dich je mit Vicky getroffen, wenn ich unterwegs war? Wenn ich auf Reise war und versucht habe, Geld zu verdienen, versucht habe, ihre unersättliche Gier nach Klamotten und Schmuck zu befriedigen? Bist du in dieses Haus gekommen, um Vicky zu besuchen? Hat sie dich an der Tür in diesem halboffenen Gewand empfangen, das sie so gerne getragen hat, und dich dann nach oben ins Schlafzimmer mitgenommen? Hat der Ablauf deiner Besuche so ausgesehen, John?«
    »Ich bin vor dem heutigen Tag noch nie in diesem Haus gewesen.«
    »Gut, gut, ein Punkt für dich, John, der Stift hat sich gut benommen. Vielleicht, weil ihr euch an einem anderen Ort getroffen habt? Habt ihr das Spielchen so gespielt?«
    »Nein, ich habe Vicky überhaupt nicht getroffen. Weder hier noch sonstwo.«
    Stan beugte sich jetzt noch tiefer über den Apparat und runzelte beinahe ungehalten die Stirn. Dann sah er auf und John an, sah den Schweiß auf dessen Stirn. Er stellte etwas auf dem Bedienerfeld ein und sagte: »Warst du in meine Frau verliebt, John? Hat Vicky je gesagt, sie liebe dich?«
    John atmete tief ein und dann wieder aus. Bevor er antwortete, senkte er den Blick auf das Gerät hinab.
    »Die Antwort lautet nein, Stan. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe meine eigene Frau geliebt, nicht deine. Als sie mir eröffnet hat, daß sie mich verlassen werde, du lieber Himmel, da wäre ich froh gewesen, wenn mir diese verdammte Maschine da gesagt hätte, warum.«
    Er blickte auf und sah Stan Fallon an, dem eine Träne langsam über die Wange lief.
    Das Palomino war noch voller als sonst, aber wie sich herausstellte, war der Vater von Jack Leeds ein Logenbruder des Chefs, weshalb es ihnen gelungen war, schon für den nächsten Abend einen Tisch reserviert zu bekommen. John hatte dieses Restaurant noch nie ausprobiert, da er solche Läden, die gerade in Mode waren, nicht schätzte, aber jetzt schmeckte

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