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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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ihm das Wildragout, das genau so zubereitet war, wie er es mochte, über die Maßen gut. Er war nicht sicher, ob Jack auch solche Freude an seinem Essen hatte, denn er trank drei Martinis, bevor er sich darüber hermachte. Da sie beide geschieden waren, drehte sich ein Großteil ihrer Unterhaltung um die Probleme des Alleinlebens.
    Das Palomino machte großartige Desserts, und Jack bestellte zwei davon, während John mit einem Täßchen Kaffee zufrieden war. Er nahm einen Schluck und sagte dann: »Darf ich dich etwas fragen, Jack? Leute, die mit Vornamen Jack heißen, werden doch meistens John gerufen, stimmt‘s? John Kennedy, Jack Kennedy, so?«
    Jack griente, den Mund voll Schlagsahne. »Das ist richtig. Ich bin auch ein John, ein John wie du.«
    Der Ober kam und legte die Rechnung zwischen sie hin. John nahm sie auf und hob beim Anblick der nicht gerade kleinen Summe eine Braue. Dann schob er sie Jack zu. »Die übernimmst du«, sagte er. »Aber frag mich nicht, warum.«

Mein Dedde
    D ave Clennon war der letzte Beamte des vierzehnten Reviers, den Sarge zu Kaffee, Doughnuts und weisen Worten einlud.
    Der Name Sarge stellte keine Zusammenfassung seiner Karriere dar. Bis ihn eine Kugel ins rechte Bein getroffen und ihn an den Schreibtisch genagelt hatte, war er ein Topmann der Abteilung ›Schwerer Raub‹ gewesen und hatte gut zwei Dutzend dieser Brüder hinter Gitter gebracht. Sarge sprach jedoch nie von seinen Erfolgen – die Weisheiten, die er zu verkünden hatte, bezogen sich stets auf seine Mißerfolge.
    »Mein Dedde«, sagte er lächelnd, als sie in Jimmy‘s Lunch Bar saßen. »Jeder Polizist kriegt einen, früher oder später.«
    Dave Clennon war nicht ganz sicher, ob er richtig gehört hatte. Vielleicht war das ja irgend so ein ausländisches Wort. Er wußte nichts über Sarges ethnischen Hintergrund.
    »Nein«, gluckste Sarge, »das ist gar kein richtiges Wort, sondern so ein... also wie heißt das doch gleich? So ein Akronym. Es steht für ›Der eine, der dir entwischt‹.«
    »Sie meinen so einen Bösewicht, den Sie nicht schnappen konnten?«
    »Ja. Wir schnappen halt nie alle bösen Buben, lösen nicht jeden Fall. Aber wenn ich so einen Halunken Dedde nenne, dann soll das besagen, daß er was Besonderes ist. Wie so ein Parksünder, der hundert Knöllchen kriegt, aber nie bezahlt und auch nie erwischt wird. Ein Kerl, der bei einem Dutzend Bankeinbrüchen gefilmt worden ist und den man trotzdem nie schnappt. Ich will nicht sagen, daß das Genies sind. Ein paar von denen haben schlicht und einfach bloß Schwein. Mein Dedde hatte lange Schwein.«
    Dave Clennon steckte einen halben Doughnut in den Mund. »Erzählen Sie doch mal«, sagte er.
    »Wir nannten ihn den Schatten«, begann Sarge. »Er arbeitete allein, was das Risiko, erwischt zu werden, immer verringert. Er wählte die Orte mit Sorgfalt aus und peilte die Lage immer sehr gründlich, bevor er ans Werk ging.
    Der erste Job, den wir ihm anhängen konnten, war einer auf dem Flughafen. Irgendwie war es ihm gelungen, in die Sicherheitszone hineinzukommen, wo eine Lieferung von Fotoausrüstungen lag, kleine Kästen mit Kameras, Objektiven, Belichtungsmessern und so weiter. Er klaute so viele davon, daß er, wie wir fest überzeugt waren, zwecks Abholung der Beute mehr als nur einmal dort gewesen sein mußte. Vielleicht drei- oder viermal.
    Der zweite Raub war noch erstaunlicher. Diese Lady, Frau des Ex-Senators, wie hieß die doch gleich? Blanchard? Na, die gab mal eine Wohltätigkeitsparty, zu der sie alle ihre reichen Freunde einlud. Sie sorgte für ein Höchstmaß an Sicherheit, indem sie Bullen anheuerte, die dienstfrei hatten, um sicherzustellen, daß sich niemand die Perlen und Edelsteine krallte, die die Damen trugen. Sie können es glauben oder nicht, der Schatten gelangte trotzdem ins Haus. Während alle unten rumpalaverten und ihren Spaß hatten, war er oben im Blanchardschen Schlafzimmer und sackte alle Schmuckstücke ein, die die Gastgeberin nicht trug. Niemand sah ihn kommen, niemand ihn wieder gehen.
    Tja, ich war bei dem Fall die Nummer eins, deshalb stand ich, wie Sie sich vorstellen können, unter erheblichem Druck von oben. Plötzlich wurden alle unaufgeklärten Diebstähle dem Schatten angelastet, aber der hätte ein Dutzend Klone gebraucht, um das alles zu schaffen.
    Schließlich kam der Tag, wo ich dachte, wir hätten ihn.
    Kennen Sie das Lagerhaus, das sich Studio acht nennt? Befindet sich am Hampton Boulevard und war mal ein

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