Mein Vater der Kater
Fernsehstudio, bis es den Ansprüchen nicht mehr genügte. Heute dient es Importeuren von Antiquitäten aus Europa und Asien als Lager. Viel von dem Zeug ist Schrott, viel aber auch von einigem Wert. Die Betreiber hatten ihr eigenes Sicherheitssystem, aber als sie Lunte rochen, wandten sie sich doch lieber ans lokale Polizeirevier. Das waren wir.
Auslöser war die Entdeckung einer Tür, die aufgebrochen und dann – für den späteren Gebrauch – innen mit Klebeband wieder verschlossen worden war. Ein sicheres Zeichen, daß dort ein Einbruch geplant war. Wir hatten dieselbe Vorgehensweise schon bei den Diebstählen auf dem Flughafen beobachten können, wo der Bursche auch dieselbe Art von Klebeband verwendet hatte. Wir waren also sicher, daß unser Schatten mal wieder etwas vorhatte. Das war unsere große Chance. Wir sagten den Wachleuten, sie sollten die Tür so lassen, nichts anrühren. Wir bauten ein spezielles stummes Alarmsystem ein, das nur losgehen würde, wenn jemand die bewußte Tür öffnete. Dann warteten wir.
Wir mußten lange warten. Fast zwei Wochen vergingen. Wir dachten schon, der Schatten habe vielleicht seine Meinung geändert. Aber dann riefen uns die Leute von dem Wachdienst an. Der Alarm war ausgelöst worden, der Schatten hielt sich im Gebäude auf.
Innerhalb von Minuten hatten wir jeden verfügbaren Beamten des Reviers dorthin beordert und alle vier Ausgänge besetzt. Als nach einer halben Stunde nichts passiert war, gab ich die Anweisung, in das Gebäude einzudringen. Wir brachen alle vier Türen auf, und vierzehn Polizisten mit gezogener Waffe bildeten innen eine undurchdringliche blaue Wand. Ich forderte den Schatten auf, sich zu ergeben. Als er darauf nicht reagierte, rückten unsere Leute zwischen den Kisten und antiken Möbelstücken vor, um ihn aus seinem Versteck zu treiben. Ihm stand kein Fluchtweg mehr offen... Nun ja. Sie können erraten, was weiter geschah. Wir konnten ihn nirgends finden. Wir wußten, daß er dort gewesen war, direkt vor unserer Nase, und doch kamen wir mit leeren Händen aus dem Studio acht raus. Und er gab uns keine zweite Chance, ihn zu schnappen. Der Schatten ist also mein Dedde«, schloß Sarge.
Dave Clennon schüttelte den Kopf und griente. Er war von Sarges Geschichte so gefesselt gewesen, daß er ganz vergessen hatte, die zweite Hälfte seines Doughnut zu essen. Die stopfte er sich jetzt in den Mund, und als er wieder sprechen konnte, sagte er: »Das muß ein schlauer Bursche gewesen sein, Sarge. Kein Wunder, daß Sie den Versuch aufgegeben haben.«
»Habe ich das gesagt? Nein«, erwiderte Sarge, »den Versuch habe ich nie aufgegeben. Vor allem nicht, nachdem mir klargeworden war, wie der Schatten seine Dinger drehen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Wissen Sie, das einzige, was damals niemand getan hat, war, die Polizisten zu zählen, die aus dem Studio acht wieder rausgekommen sind. Es hätten vierzehn sein müssen. Aber was, wenn es fünfzehn gewesen wären? Wenn der Schatten das Gebäude einfach zusammen mit seinen Kollegen verlassen hätte?«
»Wollen Sie damit sagen, daß er zur Polizei gehört?«
»Natürlich«, antwortete Sarge. »Deshalb gehe ich ja mit allen Leuten, die in jener Nacht zum Studio acht gerufen worden waren, Kaffee trinken. Deshalb habe ich die Dienstpläne aller Beamten überprüft, die an dem Einsatz nicht beteiligt waren, auch bei den anderen Malen nicht, wo der Schatten in Aktion getreten war. Deshalb Dave«, sagte Sarge lächelnd und legte dem jungen Mann die Handschellen an, »sind Sie jetzt nicht mehr mein Dedde.«
Die Putzfrau
F ilene wußte nicht, was sie mit ihrem letzten Bild machen sollte. Das Porträt ihrer Putzfrau Sheba Lewis war noch nicht fertig gewesen, als diese gestorben war. Schließlich stellte Filene die Leinwand bedauernd zu einem wachsenden Stapel von Arbeiten, die sie nicht als ihre besten ansah. Dann dachte sie über zweierlei nach. Einmal darüber, was sie als nächstes malen sollte, und dann darüber, wo sie eine neue Putzfrau herbekommen könnte, die bereit war, es mit der von ihr, Filene, ständig erzeugten Unordnung aufzunehmen.
Die Arbeitsvermittler waren es müde geworden, Filene immer wieder neue Bewerberinnen zu schicken, obwohl diese durchaus bereit war, einen Spitzenlohn zu zahlen (sie verkaufte ihre Bilder zu fünfstelligen Summen). Alle Frauen, die kamen, warfen nur einen Blick auf den riesigen Mansardenraum mit seinen vierzehn Fenstern und den mit Farbe bekleckerten Fußboden –
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