Mein verruchter Marquess
gewünschten Ziel gelangen würde.
Kurz gesagt durch eine Heirat.
Die richtige Braut wäre das perfekte Instrument, um ihm zu helfen, den dunklen Schatten, der auf den Rotherstones lag, in Vergessenheit zu bringen. Und so hatte eine neue Jagd begonnen. Diesmal nicht nach einem feindlichen Agenten. Seine neue Aufgabe lautete, eine Ehefrau zu finden.
Was allerdings nicht erklärte, warum er hier war.
Von einem rein logischen Standpunkt aus betrachtet, vergeudete er nur seine Zeit. Offensichtlich konnte er nicht Daphne Starling wählen, die Letzte auf seiner Liste.
Und doch - nachdem er ihre Akte gelesen hatte, vermochte er der Versuchung nicht ganz zu widerstehen. Er war hierhergekommen, nur um einen raschen Blick auf das Mädchen zu werfen.
Das konnte doch gewiss nicht schaden.
Sobald er seine Neugier befriedigt hatte, würde er - davon war Max überzeugt - nach Hause zurückkehren und die richtige Wahl treffen; vermutlich würde er die außerordentlich tugendhafte Tochter des Bischofs wählen. Oder vielleicht die Reiterin - ein zartes Pflänzchen würde er nicht aushalten. Natürlich würde er nicht die Sechzehnjährige nehmen, denn er war ja beinahe alt genug, um ihr Vater zu sein, aber von den anderen käme jede infrage, die nicht Daphne Starling hieß.
Ein skandalträchtiger Name in der Familie wäre genug, und diesen beanspruchte er bereits selbst. Er brauchte eine Frau mit einem makellosen Ruf, um seinen eigenen schlechten auszugleichen.
Max persönlich war es vollkommen egal, was die Leute von ihm dachten. Aber es war ihm wichtig, dass seine zukünftigen Kinder keine Ausgestoßenen sein würden, wie er es gewesen war. Den Ruf seiner Familie wiederherzustellen bedeutete, seinen Nachfahren jeden Vorteil im Leben zu verschaffen. Das große Vermögen, das er in den vergangenen zehn Jahren angehäuft hatte, war nur ein Teil davon -Geld allein vermochte in der Londoner Gesellschaft weder die Zugehörigkeit noch den Respekt zu erkaufen. Die großen Kaufmannsfamilien konnten das bezeugen.
Nein, entscheidend war es, eine Ehefrau und Mutter für die zukünftigen kleinen Rotherstones zu wählen, die einen makellosen Stammbaum hatte und ein erklärter Liebling der Gesellschaft war.
Bis vor Kurzem hatte das auf Miss Starling zugetroffen. Aber in Anbetracht ihrer gegenwärtigen Schwierigkeiten hatte Oliver vermutlich recht, als er vorschlug, Max sollte sie gleich von seiner Liste streichen.
Max' Interesse an ihr war ohnehin nichts als eine Laune. Zumindest redete er sich das ein. Es war aufgeflackert, als er die Liste überflogen und das Postskriptum seines Anwalts gelesen hatte.
Zuerst war Max erstaunt gewesen, dann hatte er laut gelacht, als er las, dass ihr abgewiesener Verehrer niemand anders gewesen war als der Erzfeind seiner Kindheit.
Albert Carew.
Belustigt schüttelte er den Kopf, während er noch immer aus dem Fenster blickte und darauf wartete, dass sie das Waisenhaus verließ. Er achtete nicht auf die Dirne, die ihm jetzt die Schultern massierte, das Haar zauste und überhaupt alles tat, was in ihrer Macht stand, um ihn ins Bett zu holen.
Der gute alte Alby! Gern hätte Max behauptet, dass er nach zwanzig Jahren, als jetzt erwachsener Mann, alles über diese Plage seiner Kindheit und ihre hitzige Rivalität vergessen hatte - aber nein, er erinnerte sich nur zu gut daran.
Die Gebrüder Carew waren die Söhne des vorherigen Duke of Holyfield; die außerordentlich reichen Nachbarn hatten auf dem Land gelebt, neben dem Anwesen in Worcestershire, auf dem er groß geworden war. Abgesehen von Hayden, dem stillen Ältesten und jetzigen Duke, waren sie eine Horde kleiner Ungeheuer gewesen, und Max zu quälen war ihr liebster Zeitvertreib.
Und es war leicht für sie gewesen, denn ihr schlossartiges Zuhause hatte nicht weit von dem baufälligen Haus seines Vaters weg gestanden, und Max musste auf dem Weg zum Cottage seines Lehrers jeden Tag daran vorbeigehen.
Meistens hatten sie ihm bei der Kuhweide oder am alten Pinienhain aufgelauert.
Vor allem Albert, der Zweitgeborene und Anführer, war seine Nemesis gewesen. Wieder schüttelte er den Kopf, als er an ihre Kämpfe dachte - und an seinen eigensinnigen Stolz. Obwohl sie immer in der Überzahl gewesen waren, hatte er sich geweigert, einen anderen Weg zu wählen.
Kein Wunder, dass er die Aufmerksamkeit des Ordens auf sich gezogen hatte, war doch der Kriegerinstinkt seiner normannischen Vorfahren schon so offensichtlich gewesen, als er noch ein Junge
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