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Mein verruchter Marquess

Mein verruchter Marquess

Titel: Mein verruchter Marquess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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war mit Säcken voller Lebensmittel, die sie seit ihrem Besuch im Waisenhaus letzte Woche gesammelt hatte. Obwohl sie schon seit einiger Zeit hierherkam, erschreckten sie die Lebensbedingungen immer noch.
    Ein streunender Hund mit hervorstehenden Rippen suchte in einem Haufen Abfall nach etwas zu fressen. Ein ungesunder Geruch erfüllte die Luft, und weder ein frischer Wind noch die Sonne drangen in die schmalen, gewundenen Gassen. Die Häuser hier waren so eng gebaut, dass die Menschen in einem ständigen Zwielicht lebten, und die geborstenen Fenster erinnerten an die zerbrochenen Leben jener, die längst aufgegeben hatten. Hier und da schliefen Obdachlose, formlose Bünde, irgendwo in der Gosse.

    Eine Atmosphäre der Verzweiflung hing über diesem Ort. Daphne erschauerte und zog sich die Pelerine ein wenig fester um die Schultern. Vielleicht sollte sie nicht hier sein - manchmal war ihr, als führte sie ein Doppelleben.
    Aber sie wusste, wie es war, schon früh eine Waise zu werden. Wenigstens hatte sie noch einen liebenden Vater, ein sicheres Heim und genug zu essen. Doch es war ihre Mutter gewesen, die ihr gezeigt hatte, welche Pflichten eine junge Frau aus guter Familie den weniger Glücklichen gegenüber hatte.
    Noch wichtiger aber war, dass sie tief in ihrem Innern wusste: Wenn nicht irgendjemand zu den finsteren Orten auf dieser Welt ging und jenen etwas Liebe gab, die sonst niemanden hatten, dann war das Leben wirklich sinnlos. Vor allem das Leben, wie sie es immer geführt hatte, als einziges Kind eines Viscount mit einem großen Vermögen und einem alten Titel.
    Dennoch, wie privilegiert sie durch ihre Geburt auch sein mochte, sie wollte niemals eines dieser selbstsüchtigen, künstlichen Geschöpfe werden, wie einige aus der ton es waren, die sich erst kürzlich aus heiterem Himmel gegen sie gewandt hatten.
    Flüchtig dachte sie an Lord Albert Carews schadenfrohe Miene, doch jedes Mal, wenn sie sich an seinen ach so romantischen Antrag erinnerte, hätte sie am liebsten geschrien! Der bekannteste Dandy und die größte Schönheit -
    ein passendes Paar! Was meinen Sie? Alberts Überheblichkeit schützte ihn vor der Erkenntnis, wie unerträglich er eigentlich war. In Lord Albert Carews Leben gab es nur eine einzige wahre Liebe: ihn selbst. Daphne knirschte mit den Zähnen und verstieß ihren abgewiesenen Verehrer aus ihrer Erinnerung, als William in die Bucket Lane einbog, in der das schreckliche Waisenhaus stand.
    Bucket Lane oder „der Abfalleimer", wie die rauen Einwohner es scherzhaft nannten, war eine Straße, in der die Sünde ganz unverhohlen mit der Tugend kämpfte. Unglücklicherweise schien die Sünde diese Schlacht zu gewinnen.
    Obwohl immer noch eine kleine Kirche am Ende der Straße stand, von der ein letzter verfallender Steinengel missbilligend herabschaute, gab es an der Ecke ein großes Bordell, gegenüber einen Pub und nur wenige Türen entfernt eine Spielhölle.
    Letzten Monat war hier ein Mord geschehen.
    Zwei Bow-Street-Männer waren gekommen und hatten Fragen gestellt. Doch es konnte niemand gefunden werden, der zur Zusammenarbeit bereit war, und die Männer des Gesetzes waren nicht zurückgekehrt.
    Das Leben in der Bucket Lane war weitergegangen wie immer.
    „Sagen Sie mir noch einmal, was wir hier tun, Miss?", fragte ihre Zofe Wilhelmina zaghaft, als sie weiter die Straße hinunterfuhren.
    „Vermutlich nach Abenteuern suchen", murmelte William, Wilhelminas Zwillingsbruder.
    Obwohl diese Ansicht ein Körnchen Wahrheit enthalten mochte, sah Daphne ihn fragend an. Die beiden, die auf dem Land aufgewachsen waren, hießen im Haus der Starlings nur „die beiden Willies". Sie waren gutmütig und außerordentlich loyal, was schon dadurch bewiesen wurde, dass sie allwöchentlich zum Waisenhaus mitkamen.
    „Sieh zum Fenster, William." Mit einer Kopfbewegung deutete Daphne nach oben, während sie die Hand hob und winkte. „Ihretwegen sind wir hier."
    Durch die schmutzigen Scheiben waren aufgeregte Gesichter zu sehen und kleine, winkende Hände.
    Er räusperte sich. „Vermutlich haben Sie recht, Miss."
    Daphne lächelte ihren Diener an. „Keine Sorge, Will. Wir bleiben nicht lange. Vielleicht eine Stunde."
    „Eine halbe Stunde?", bat er, während der Gig weiterfuhr.
    „Heute haben wir Davis nicht dabei, Miss."
    „Stimmt." Gewöhnlich nahm sie zwei Diener mit, aber diesmal hatte ihre Stiefmutter - zweifellos mit voller Absicht - darauf bestanden, dass der stämmige Diener Davis bei ihr

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