Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
übertroffen.
10-Bett
Zimmer in Redicilla
Mir schien so,
als sei ich heute ganz allein auf der Strecke unterwegs. Ich sah nicht einen
Pilger. Zu meiner Freude traf ich kurz vor Belorado doch noch einen
Gleichgesinnten, den deutschen Pilger Jochen und wir rasteten zusammen in
Belorado. Der Kaffee wärmte uns auf. Der Kuchen war sehr lecker und brachte mir
notwendige Energie. Nach einer halben Stunde war ich wieder allein unterwegs,
da Jochen mit dem Bus bis nach Burgos fuhr.
Mittlerweile
stürmte es nicht mehr ganz so stark und ich kam ganz gut voran. In Villafranca
Montes de Oca musste ich, nach gut 24 Kilometern, meine zweite Pause einlegen,
um noch mal Kräfte für die Überquerung des Oca Gebirges zu sammeln.
Die nächsten
12,5 Kilometer stiegen noch mal bis auf eine Höhe von 1.160 m. Diese Etappe
wollte ich heute noch schaffen. Nach einem kurzen Aufstieg verlief der
restliche Weg fast nur eben weiter. Es wanderte sich so gut, dass ich die lange
Strecke gar nicht so richtig merkte. Der Wind hatte seine Arbeit eingestellt
und die Sonne begleitete mich den ganzen Weg. Das Gewicht meines Rucksacks
spürte ich mittlerweile kaum noch.
Etwas
erschöpft, doch im Großen und Ganzen zufrieden mit mir, betrat ich gegen 16:00
Uhr die Herberge in San Juan de Ortega. Sie fiel wieder einmal sehr rustikal
aus und hatte 22 Betten pro Schlafsaal. Oropax war somit diese Nacht wieder
Pflicht.
Als ich ankam
war es sehr kalt in der Herberge. Selbst zum Duschen gab es nur lauwarmes
Wasser. Am Abend hatte der Herbergsvater ein Herz mit den vielen geschafften
Pilgern und schaltete für ca. eine Stunde doch noch die Heizung an. Danach
wurde es erträglich. Die Herberge selbst ist bekannt dafür, dass die Pilger
nach der Messe vom Priester zu einer traditionellen Knoblauchsuppe eingeladen werden.
Nachdem der Pilgerpriester und Herbergsvater Don José María im Jahre 2008
verstarb, findet das traditionelle Essen nur noch 4-mal pro Woche statt und
heute sollte es wohl nicht so sein.
Denkmal für
die erschossenen Republikaner des Spanischen Bürgerkriegs
Kurz nach
meiner Ankunft spazierte Toni aus Lengries in unseren Schlafsaal. Zu meiner
Freude traf ich in der Herberge auch Jeremy mit seiner Frau Halina wieder, die
ich in schöner Regelmäßigkeit seit Saint-Jean-Pied-de-Port immer wieder
getroffen hatte. Die beiden stammen aus Polen, leben aber schon über 30 Jahre
in Australien.
San Juan de
Ortega
Beim
Abendessen in der Bar neben der Herberge führte ich mit Tony, Jeremy und seiner
Frau und einer Familie aus Neuseeland noch sehr interessante Gespräche. Der
Camino ist so international und es ist so toll wie man sich hier begegnet und
versteht. Somit war es noch ein richtig schöner Tag geworden und ich war meinem
Ziel heute wieder ein ganzes Stück näher gekommen.
Morgen wollte
ich nach Burgos aufbrechen.
•
11. Tag: San Juan de
Ortega – Burgos
(27 km)
Zu der
Tagesetappe von San Juan de Ortega bis nach Burgos gibt es nicht viel zu sagen.
Das einzig Positive;
es regnete
nicht! Um 7:30 Uhr brach ich auf und die Temperaturen lagen mal wieder im
unteren Bereich. Dass ich meine Handschuhe dabei hatte, hielt ich für eine sehr
gute Vorsehung. Auf meine Packliste gelangten sie erst im letzten Moment. Jetzt
war ich sehr froh darüber, sie dennoch mitgenommen zu haben.
Die Strecke
selber zeigte sich als sehr öde, verlief sie doch die ersten Kilometer nur auf
Landstraßen eben hin. Nach Atapuerca ging es eine steile und steinige Piste bis
auf 1.080 m Höhe hinauf. Als ich die Anhöhe erreichte, konnte ich bereits
Burgos vor mir sehen.
„Oh“, dachte
ich: „Das ist ja gar nicht mehr so weit.“ Doch weit gefehlt. Es sollten noch 20
harte Kilometer werden.
In Cardeñuela
de Ríopico gab es am Wegesrand noch eine lustige Wandmalerei zu sehen. Hier
blieb ich kurz stehen und musste über den dargestellten, erschöpften Pilger
schmunzeln. Das war dann aber auch schon das Aufregendste auf dem heutigen Weg.
Wandmalerei
in Cardeñuela de Ríopico
Danach führte
der Weg im weiten Bogen um den Flugplatz von Burgos herum, hinein in die
Vorstadt. Nun hieß es nur noch Pflastertreten. Es nahm einfach kein Ende und
meine Füße brannten immer mehr. Endlich erreichte ich die Stadt, doch bis zur
städtischen Herberge sollten es immer noch zwei Kilometer sein. Sie liegt
direkt am Jakobsweg und nur 170 m vor der Kathedrale. In der Herberge traf ich
Toni aus Lengries wieder, der ebenfalls früh in San Juan de Ortega
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