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Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Titel: Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hohlbein
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ging ich kurz vor 20:00 Uhr zurück zur
Herberge. Dort herrschte schon rege Aufbruchsstimmung. Einige Pilger und auch
die Schwestern der Herberge eilten durch die Räume, um noch rechtzeitig zur
Messe zu kommen. Die Messe selber wurde natürlich in spanisch gehalten, aber am
Ende bat der Priester alle anwesenden Pilger nach vorn und erteilte uns auf
englisch den Pilgersegen. Die Schwestern basteln jedes Jahr in den
Wintermonaten kleine Sterne, welche sie nach der Messe an die Pilger als
Andenken verteilen.
    Gegen Ende des
Gottesdienstes sangen zwei Schwestern. Mich hat das gefühlsmäßig sehr berührt.
Ich dachte an meinen Weg und an die Lieben zu Hause. Plötzlich liefen mir die
Tränen übers Gesicht, ich konnte es nicht verhindern. Das war bis dahin der
bewegendste Moment, den ich bisher auf meinem Weg erlebt hatte. Ich ließ meinen
Tränen freien Lauf. Neben mir stand Jeremy, der polnische Australier, mit
seiner Frau, nahm mich in den Arm und drückte mich einfach fest an sich, ohne
ein Wort zu sagen. Vielleicht ging es ihm in diesem Moment ähnlich.
    Ich war ihm
sehr dankbar für diese Geste.
    •

15. Tag: Carrión de
los Condes – Terradillos
    (28,1 km)

    18 km ohne
Möglichkeit zur Rast in einer Bar, nur Natur!
    Der Tag begann
schon sehr früh mit leiser Musik. So wurden hier die Pilger von den Schwestern
geweckt. Ich startete bereits kurz nach 7:00 Uhr auf die lange Etappe durch die
Meseta pur. Keine einzige Station die nächsten 18 Kilometer, nur Schotterpiste
bis zum Horizont. Unterwegs sah es manchmal so aus, als wären die Pilger wie
auf einer Perlenkette aufgereiht.

    Kurz vor
Teradillos
    Der Wind wehte
sehr frisch und ich war mehr als froh, dass ich meine Handschuhe dabei hatte.
Zum Wandern war es allerdings äußerst angenehm und ich schaffte die ersten 18
Kilometer in gerade mal 3,5 Stunden.
    In Calzadilla
de la Cueza schmeckte das Frühstück nach dieser langen Etappe um so besser. Die
anschließenden zehn Kilometer waren ein Kinderspiel und ich kam bereits um
13:30 Uhr in Terradillos an.
    Dort gab es
eine gute private Herberge und ich beschloss da zu bleiben. Zuerst eine schöne
Dusche und danach ein kühles Bier. Meine Füße nahmen den Halt in Terradillos
dankbar an. Heute hatte ich bereits die Hälfte des Weges bis Santiago
überschritten und das war ein richtig gutes Gefühl. Jetzt waren es „nur“ noch
390 Kilometer bis zum großen Ziel.
    •

16. Tag: Terradillos
– Reliegos
    (46 km)
    Meine
Nachtruhe beendete ich heute noch früher als gestern. Ich wollte ein paar
Kilometer mehr schaffen, um dann morgen Leòn zu erreichen. Der erste Pilger aus
unserem Zimmer war bereits um 5:00 Uhr leise davongeschlichen. Das war mir
persönlich etwas zu früh und es gab auch keinen Grund so zeitig aufzubrechen.
Ich zog um 7:00 Uhr los. Vor der Tür wurde ich auch gleich wieder von einem
recht kühlen und stark wehenden Wind begrüßt.
    „Na ja“,
dachte ich, „also wie immer.“
    Gleich erst
mal wieder die Handschuhe anziehen und es kann losgehen. Heute kam es nur
darauf an Kilometer zu schaffen. Die Strecke selbst verlief die ganze Zeit
neben der Landstraße und war daher nicht gerade besonders reizvoll.

    Rechts:
Herberge „Monasterio de Santa Cruz Benedictinas“ im Klostergebäude mit
vergitterten Fenstern
    In Sahagún
legte ich die erste Rast für ein Frühstück ein. Hier traf ich auch gleich
Jeremy und seine Frau Halina wieder. Die beiden wollten heute auch eine größere
Strecke schaffen. Nach einem reichhaltigen Frühstück nahm ich die zweite Etappe
für heute in Angriff. Wieder ging es nur über Schotterpisten bis nach El Burgo
Ranero. Der Wind war unerbittlich und machte das Laufen sehr schwer. Doch es
sollte noch schlimmer kommen. In El Burgo Ranero forderte mein Körper eine
zweite Pause, zuzüglich eines Kaffees und wieder war es Jeremy, den ich traf.
Wir hatten alle denselben Plan, bis nach Reliegos zu laufen.
    Im
Wanderführer gab es den Hinweis, dass die nächsten 13 km nur geradeaus neben
der Landstraße verlaufen. Der Wind lief zur Höchstform auf und manchmal musste
man sich beim Laufen weit nach vorn beugen, um überhaupt vorwärts zu kommen.
    „Ok“, dachte
ich: „das bin ich ja mittlerweile auf meinem Camino gewohnt.“
    Ab El Burgo
mischte sich dann auch noch Regen in das Wetter ein und meine Hose war
innerhalb von Minuten klatschnass, kalt und klebte an meinen Beinen. Nicht
gerade angenehm, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Total k.o.
kämpfte ich mich förmlich

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