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Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Titel: Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hohlbein
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Stück für Stück weiter und kam gegen 18:00 Uhr in
Reliegos an. Meine Beine gehörten irgendwie gar nicht mehr zu mir. Das war eine
wirklich kräftezehrende Strecke heute, aber ich war auch ziemlich stolz auf
mich. 46 Kilometer an einem Tag, das war einfach super. Vielleicht brauche ich
ja auch mal etwas Reserve in meinem Zeitplan und mit der Strecke heute hatte
ich mir diese auch erlaufen.
    Kurz nach mir
kamen Jeremy und Halina auch in der Herberge an und bekamen im selben
Schlafraum wie ich ihr Bett zugeteilt. So saßen wir dann am Abend gemütlich
zusammen und sahen uns das Halbfinal-Rückspiel der Championsleague zwischen
Bayern München und Real Madrid an. Leider ging es über die normale Spielzeit
hinaus und es gab Verlängerung. Ich war aber ziemlich müde und wollte nur noch
ins Bett und so erfuhr ich erst am Morgen, dass die Bayern im Elfmeterschießen
gewonnen hatten.
    •

17. Tag: Reliegos –
León
    (26 km)
    Am Morgen
startete ich mit Jeremy und seiner Frau. Alle drei wollten wir heute bis Leon
gehen. Meist verlief der Weg wieder parallel zur Hauptstraße und lies sich
nicht besonders gut laufen. In Mansilla de las Mulas frühstückten wir. Im
Ortskern stand es ein schönes Denkmal: drei müde Pilger, die sich auf
Treppenstufen vor einem Kreuz niedergelassen hatten. Ging es ihnen genau wie
uns, oder umgekehrt? Das war natürlich ein super Motiv zum Fotografieren und
wir setzten uns gleich dazu.
    Am frühen
Nachmittag erreichten wir León. Unsere heutige Nacht wollten wir in der
Herberge des Benediktinerklosters verbringen. Gleich zu Anfang der Schreck, in
unserem Schlafsaal standen Betten für 42 Wanderwütige, also Pilgerfeeling pur.
Bis zum Abend waren alle 42 Betten belegt.
    Auch im gleich
großen Raum vor uns war bis zum Abend kein einziges Bett mehr frei. Das würde
morgen früh an den wenigen Waschbecken sicher ganz eng werden. Mehr, als
jeweils zwei Waschbecken für die Männer und zwei für die Frauen, gab es nicht.
    Ich gab das
Meiste meiner Wäsche zum Waschen und Trocknen ab. Für 8,- € zwar etwas teuer,
aber äußerst nötig und man brauchte es nicht selber machen. Das Wäschewaschen
wurde von den Schwestern übernommen. Man legte lediglich alles in einen Korb
und dazu einen Zettel mit seinem Namen.

    Dass es ein
Waschen mit Überraschung werden sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch
nicht.
    Am späten
Nachmittag schlenderten wir zusammen von der Herberge zur Kathedrale. Die
Kathedrale von León ist ein sehr beeindruckendes Gebäude. Es heißt, dass sie
vielleicht die schönste Kathedrale Spaniens sein soll. Für 5,- € Eintritt
bekommt man auch einen Audioguide und kann dann die Kathedrale auf eigene Faust
erkunden. Das wollte ich mir, anders als in Burgos, dieses mal nicht entgehen
lassen.

    42 Betten in
engen Räumen
    Im Stil der
französischen Gotik ist das Bauwerk einfach atemberaubend. Die Höhe der Pfeiler
und des gesamten Kirchenschiffes ist überwältigend und war für das 13.
Jahrhundert einzigartig. Allein die Fensterfläche beträgt ca. 1.800 qm. Nach
der Besichtigung gönnten wir uns noch ein Pilgermenü.

    Die
Kathedrale von León im Stil der französischen Gotik
    Zurück in der
Herberge, fand ich meine Wäsche gleich neben der Eingangstür zum Schlafsaal
wieder. Alles war sauber und trocken. Alles? Beim Sortieren bemerkte ich dass
ein Handschuh und zwei Unterhosen fehlten.
    „Na super!“,
eine hatte ich ja noch an und zur Not auch noch die Badehose dabei.
    Ich fragte
beim Hospitalero nach und er durchsuchte daraufhin noch mal den Waschraum, um
mit leeren Händen zurückzukommen. Es lag auch nichts mehr in der Waschmaschine
oder dem Trockner.
    „Und nun?“
fragte ich.
    Plötzlich
schien er eine Idee zu haben. Er führte mich, in einer anderen Bettenreihe
unseres Schlafsaales, zu einem weiteren Wäschekorb eines Radpilgers. Den
durchsuchte ich gleich und fand zum Glück meine fehlenden Teile wieder.
    „Na Gott sei
Dank“, das endete noch mal gut.
    Somit konnte
ich den Tag in Ruhe und mit Oropax für die Nacht beenden.
    •

18. Tag: León –
Hospital de Órbigo
    (37,8 km)
    Der 13. Tag
auf meinem Camino begann gleich mit Tränen. Schon beim Aufstehen hatte ich von
meiner Frau die Mitteilung bekommen, dass letzte Nacht die Mutter meines
Freundes verstorben sei.
    Ich kannte
Renate seit vielen Jahren. Weil sie die letzten beiden Jahre im Koma lag und
sich keine Besserung abzeichnete, wussten wir alle, dass dies irgendwann
passieren könnte, aber wenn es dann

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