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Mein Weg zum Herzkind

Mein Weg zum Herzkind

Titel: Mein Weg zum Herzkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Jolig
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Information. Langsam, ganz langsam verblasst der akute Schmerz, doch die unbeschreibliche Leere scheint wie eingebrannt auf ihrer Seele zu liegen. Marianne ist besser geworden im Funktionieren, doch den bohrenden Fragen ihrer Kinder kann sie nicht länger ausweichen. Ihr großer Sohn ist wütend. Er hätte sich so sehr einen Bruder gewünscht. Er kann nicht verstehen, dass seine Mutter ihr Baby weggegeben hat. Die große Tochter stellt ihre kritischen Fragen wieder und wieder: »Dann hättest du mich ja auch weggeben können. Willst du uns vielleicht noch weggeben? Hast du das Baby nicht lieb gehabt, hast du uns noch lieb?« Marianne versucht den Kindern ihre Not zu erklären, bekundet
immer wieder ihre Liebe zu ihnen. Sie hofft so sehr auf einen Funken Verständnis und darauf, dass ihre Kinder vielleicht später einmal verstehen werden, was sie bewegt hat. Marianne muss stark bleiben.
    Oft weint sich Marianne nachts alleine in den Schlaf. Es ist nicht nur der große Verlust, es sind die vielen kleinen emotionalen Spitzen von außen. Das Gefühl, niemanden zu haben, der sich für ihre Gedanken interessiert. Es ist die emotionale Erschöpfung. Ein Tal, in dem die junge Frau steckt. Marianne setzt auf die Zeit. Zeit heilt doch alle Wunden? Trotz aller Trauer und auch der Anfeindungen von außen bereut Marianne ihre Entscheidung nicht. Sie hätte aus ihrer Sicht nicht gut für den kleinen Mann sorgen können. Sie wollte ein anderes Leben für ihn. Es mag verrückt erscheinen, bei all dem Leid über seinen Verlust. Aber im Grunde wünscht sich Marianne jetzt nur Frieden in ihrer kleinen Familie und Liebe, unendliche Liebe für ihren Sohn, der da draußen ist, irgendwo in der Welt.

    Über das Jugendamt bekommt Marianne einen Brief. Es ist mein Brief. Ich bedanke mich für das große Vertrauen, das Marianne mir entgegenbringt, und das unendlich wertvolle Geschenk, das sie mir mit dem kleinen Wesen gemacht hat. Marianne ist berührt. Die Zeilen bedeuten Freude und Trauer zugleich. Die Erinnerungen an Schwangerschaft, Geburt und ihren einsamen Weg nach Hause kommen wieder hervor. Ein paar Fotos ihres Kindes stecken mit in dem Umschlag. Zaghaft zieht Marianne die Bilder hervor. Der kleine Tyee mit seiner Adoptivschwester. Er strahlt so glücklich. Marianne sieht die Fotos an und lächelt. Sie spürt, dass es ihm gut geht.

    Damit fühlt sie sich besser. Die Unterschrift, die sie beim Notar zur Freigabe des Kindes gerade gegeben hat, ist das Richtige gewesen. Und dass sie ihren Sohn wiedersehen wird, weiß Marianne auch schon. Sie hatte mit den Sozialarbeitern des Jugendamtes vereinbart, zu gegebener Zeit zum Kontakt bereit zu sein. Ich zeige ihr in meinem Schreiben offen und herzlich meine Bereitschaft für einen wachsenden Kontakt zwischen unseren beiden Familien. Marianne hat das Gefühl, erste zarte Schritte zurück in ein fröhlicheres Leben gehen zu können. Die Wunde, die in ihrem Herzen klafft, darf heilen.
    Mutter in Not
    Wenn eine Frau ungewollt schwanger wird, ist sie oft auf sich allein gestellt. Hilflos und völlig überwältigt von der Situation fällt es den meisten Frauen schwer, für sich und das ungeborene Leben eine richtige Entscheidung zu treffen. Es ist ausgesprochen wichtig, dass Frauen, die in eine solche Not geraten, aufgefangen werden und sich austauschen können. Hier ist fachliche Beratung von größter Bedeutung. Damit aus einer Schocklage nicht eine Fehlentscheidung getroffen wird, die ein ganzes Leben nachwirkt. Frauen, die abgetrieben oder ihr Kind weggegeben haben, leiden oft lange darunter. Es ist wichtig, sich als Betroffene Wege aufzeigen zu lassen, weil man sie meistens in der Situation nicht sieht. Wie auch immer sich die Frau aber letztendlich entscheidet, kein anderer Mensch hat das Recht, darüber zu urteilen.

    Oft werden Mütter, die ihre Kinder zur Adoption freigegeben haben, schief angesehen. Einfach verurteilt.
    Mein persönliches Anliegen ist es, um Respekt für diese Frauen zu bitten. Nein, mehr noch, darauf zu bestehen! Eine Frau, die sich zur Adoptionsfreigabe ihres Kindes entschieden hat, hat auch aus einem Mutterinstinkt gehandelt. Sie liebt ihr Kind auf ihre Weise und hat zum Wohle des Kindes entschieden. Manchmal lassen es die Lebensumstände einfach nicht anders zu, und eine Frau die ihr Kind neun Monate unter dem Herzen trägt und nicht tötet, sondern einen geeigneten Platz für das Kind sucht, geht fürsorglich mit ihrem Kind um. Auf ihre Art.
    Es gibt Situationen im

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