Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Weg zum Herzkind

Mein Weg zum Herzkind

Titel: Mein Weg zum Herzkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Jolig
Vom Netzwerk:
Leben, in denen eine Frau Hilfe braucht. In denen sie nicht klar denken kann oder schlichtweg überfordert ist. Es ist dann wichtig, sich professionellen Rat zu holen, um den besten Weg aus dem Schlamassel zu finden – den für einen selbst passenden Weg.
    Unterstützung gibt es über Institutionen, die sich mit den Problemen der Frauen bestens auskennen und ehrliche Unterstützer sind. Im Anhang finden Sie dazu die wichtigsten Adressen.

Ich werde Mutter
    Der Anruf
    Es war einer dieser Tage, an denen ich nicht damit gerechnet hätte. Ich kam gerade von einem Heilpraktiker, stieg in meinen Wagen und wollte die 150 Kilometer, die ich für den Besuch bei diesem Mann auf mich genommen hatte, Richtung Heimat starten, als ich einen verpassten Anruf auf meinem Mobilfunkgerät entdeckte. Mit schnellen Fingern löste ich die Tastatursperre und war mehr als überrascht, als die Nummer meines Heimatjugendamtes auf dem Display unter »Anrufe in Abwesenheit« angezeigt wurde. Plötzlich beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich tippte nervös auf den Tasten herum, um sofort meinen Rückruf zu tätigen. Was konnten die Damen vom Amt von mir wollen? Gab es ein Problem, oder war das etwa der Anruf, und ich hatte ihn auch noch verpasst? Zu meinem Erstaunen hatte ich die zuständige Sachbearbeiterin direkt am anderen Ende der Leitung. Normalerweise war es nicht einfach, die Sozialarbeiterinnen ans Telefon zu bekommen. Das Arbeitsaufkommen war sehr hoch, und die Damen waren immer eingespannt. Aber dieser 7. Januar war einfach mein Glückstag, wie sich später herausstellen sollte. Die Dame war sehr erfreut über meinen Rückruf und erzählte mir von meiner Möglichkeit, Mutter zu
werden. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ein kleines Mädchen von acht Wochen bei mir aufzunehmen. Allerdings würde mich die leibliche Mutter erst gerne kennenlernen und auch ihre Mutter mitbringen wollen. Es drehte sich alles in meinem Kopf. »Ein Säugling, ein Mädchen, die Mutter treffen und das in zwei Tagen beim Jugendamt.« Dann wurde ich von der zuständigen Sozialarbeiterin noch gebeten, meine Mutter mitzubringen. Irgendwie schien das ein Frauentreffen zu werden. Mir war jedoch nicht ganz klar, ob ich nun bereits als zukünftige Mutter ausgesucht wurde oder ob ich mich bei besagtem Treffen noch zu bewähren hatte.
    Nachdem unser Gespräch beendet war, schrie ich vor Freude ein »Ja« aus mir heraus. Auch wenn es noch kein endgültiges Okay für mich gab, so war ich meinem Traum von einem Kind schon einen riesigen Schritt näher gekommen. Tränen der Freude liefen mir übers Gesicht. Aller Schmerz und alle Verzweiflung der letzten Jahre wandelten sich in diesem Augenblick in pure Freude. Überschwänglich griff ich erneut zum Telefon und rief meine Mutter an. Mich überkam eine Welle der Emotionen. Schluchzend vor Glück berichtete ich ihr von meinem Gespräch mit dem Jugendamt und von der Bitte, dass sie mich in zwei Tagen zum Amt begleiten möge. Wie in einem Rausch fuhr ich nach Hause. Ich hatte nur noch einen Gedanken: meine Tochter.
    Besonders gut konnte ich vor lauter Aufregung in der Nacht vor meinem Termin beim Amt nicht schlafen. Irgendwie war die große Freude wieder der Nervosität und der Angst gewichen. Der Termin, der mir bevorstand, hatte so etwas wie Prüfungsangst bei mir ausgelöst. Würde mich die leibliche Mutter
überhaupt mögen? Wäre ich gut genug für sie? Was erwartete sie von mir? Ich wusste nicht viel über die abgebende Mutter des kleinen Mädchens, das zur Adoption freigegeben werden sollte. Nur, dass sie sehr jung sei und gemeinsam mit ihrer Mutter noch ein paar Fragen an mich hätte. Was wäre, wenn wir uns nicht verstehen würden? Ich fühlte mich wie bei einem dieser unzähligen Castings, die ich in meinem Leben schon hinter mich gebracht hatte. Nur ging es diesmal nicht um einen gut bezahlten Modeljob. Hier ging es um mein Leben. Mein Leben als Mutter. Selbst bei der Wahl meiner Kleidung für dieses wichtige Treffen spürte ich leichte Verunsicherung. Ich wollte nicht zu jugendlich erscheinen, weil ich schließlich auch eine »Oma« überzeugen musste. Ich wollte aber auch der jungen Mutter ein Gefühl von meiner lockeren und jungen Art vermitteln. Nicht zu spießig sein und nicht zu cool erscheinen. Es war fatal. Schließlich ist der erste Augenblick wichtig, wenn nicht sogar entscheidend. Und du bekommst niemals einen zweiten ersten Augenblick geschenkt.

    Ich trug meine Lieblingsjeans von Pepe, ein

Weitere Kostenlose Bücher