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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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nichts als graue und schwarze Flächen zeigten, hingen auf Unterkante neben einem Flachbildfernseher an der Wand. Gegenüber nahm ein Wandschrank die gesamte Fläche ein, und vor den Fenstern zur Draisstraße stand ein großer, schwarzer Esstisch auf matten Stahlfüßen mit sechs Lederstühlen außen herum.
    »Herr Eckenfels«, begann Ehrlinspiel und dachte, dass er selten eine so unpersönliche Wohnung gesehen hatte. Kein Foto, keine Bücher, keine Pflanzen. Und erst recht kein Fernrohr. »Wir –«
    »Paschek, bitte. Professor Paschek.«
    »Das ist nicht Ihr Haus?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und öffnete eine Schiebetür zur Küche. »Darf ich den Herren einen Espresso anbieten?«
    »Gern.« Ehrlinspiel trat ans Fenster. Die Sonne schob sich über die Dächer, ihr Gold floss über den Horizont und verdrängte sekundenschnell die tiefblaue Nacht. Haus Nummer 8 a lag wie im strahlenden Paradies, und die Vorstellung, dass dort zwei Menschen gestorben waren, schien surreal und fern.
    »Die Wohnung gehört einem Kollegen und Freund«, rief der Mann aus der Küche. »Setzen Sie sich doch.«
    Ehrlinspiel ließ den Blick in jeden Winkel des Raumes gleiten, schlenderte um den Tisch herum, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen. Freitag hob die Schultern und ließ sich auf das Sofa sinken. Ehrlinspiel tat es ihm gleich.
    »Alles in Ordnung«, flüsterte Freitag. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen.
    »Ist das eine Frage oder eine Feststellung?«
    Freitag lächelte müde und griff nach einem der Magazine.
Zentralblatt für Arthroskopie.
Darunter lag das
Journal für Rheumatologie.
»Sie sind Arzt?«, fragte er, als Paschek drei kleine Tassen auf den Tisch stellte und sich über Eck zu ihnen setzte.
    »Unfallchirurg.« Professor Pascheks »ch« klang wie ein heiseres Fauchen. Er stellte eine Zuckerdose auf den Tisch. »Mein Kollege ist Rheumatologe. Er hat sich auf chirurgische Therapien spezialisiert. Zurzeit ist er in den USA .« Er hob die Tasse, und Ehrlinspiel fielen seine schlanken Hände und die gepflegten, runden Fingernägel auf.
    »Und Sie hüten sein Haus?« Freitag legte die Zeitschrift zurück und versuchte, den Fächer wieder in Form zu bringen.
    Der Professor winkte ab. »Lassen Sie nur. Meine Putzhilfe erledigt das. Sie weiß, was ich schätze.«
    Ehrlinspiel wollte eben fragen, ob das Miriam Roth war, als Paschek fortfuhr: »Ich habe Sommerurlaub. Und ich liebe Freiburg.« Er nippte an der dampfenden Flüssigkeit. »Erinnerungen ans Studium. Manche Plätze und Menschen vergisst man nie.«
    Ehrlinspiel musterte seine Augenbrauen, die wie gezupft aussahen, und das linke Lid, das ein wenig zuckte. Der Professor war ein gutaussehender, gelassener Mann. Oder deutete das Lid entgegen seinem Verhalten doch auf Nervosität? War er vielleicht ein Spanner? Ein Voyeur, der etwas beobachtet hatte?
    »Wo leben Sie jetzt, Herr Professor Paschek?«
    »Bei Bremen. Sie wollten meine Hilfe?«
    Ehrlinspiel stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und fixierte sein Gegenüber. »Ich weiß, dass meine Kollegen schon mit Ihnen gesprochen haben.«
    »Wegen des Unglücks gegenüber.« Paschek nickte.
    »Sie wissen, dass wir deswegen hier sind.«
    »Ich habe weder falsch geparkt noch die Zeche geprellt. Also bleibt nur das.« Er runzelte die Stirn. »Furchtbar.«
    Ehrlinspiel fragte nach seinen Beobachtungen.
    Der Chirurg schlug die Beine übereinander und legte sorgfältig die Schöße des Morgenmantels zurecht. »Sie kommen morgens um sechs, um mir eine Standardfrage zu stellen?«
    Demonstrativ selbstsicher, der Mann, dachte Ehrlinspiel. »Interne Entwicklungen zwingen uns, noch einmal mit allen Nachbarn zu sprechen.« Er konnte Paschek schlecht nach einem Fernrohr fragen.
    Paschek strich sich einen unsichtbaren Fussel vom Ärmel seines Morgenmantels und lächelte. »Wissen Sie, ich nutze meinen Urlaub, um zu arbeiten. Ich schreibe gerade an zwei wichtigen Fachartikeln. Was in den Nebenhäusern passiert, interessiert mich, ehrlich gesagt, nicht sonderlich.«
    »Auch nicht zwei Morde?«, warf Freitag ein.
    »Ich bin kein Klatschweib, wenn Sie das meinen. Ich sehe täglich schreckliche Dinge. Auf meinem OP -Tisch liegen zerfetzte Menschen, Leute mit abgetrennten Gliedmaßen, verstümmelten Gesichtern, manchmal Opfer von Gewaltverbrechen. Sie würden das vielleicht abgebrüht nennen, aber ich muss da einen gewissen … Panzer aufbauen.«
    »Wer ist Ihre Putzhilfe, Herr Professor?«, fragte Ehrlinspiel.
    »Meine

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