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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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»Soll ich ein Fenster kippen?«
    »Wenn Sie wollen«, sagte Miriam leise.
    »Was wollen
Sie
denn?« Gleichmäßig stieß er den Rauch aus.
    Sie wischte schneller. »Es ist Ihre Wohnung.«
    »Leider nicht.« Er lächelte jovial.
    »Aber Sie wohnen hier.«
    Er lächelte weiter, sein schönstes Frauenlächeln, und rieb sich über das glatte Kinn.
Dreh dich zu mir, Miriam!,
du hast es verdient, dass ich mich frisch rasiere, bevor ich dir meine Tür öffne. Dass du dieses Rasierwasser riechst, das auf meinen Wangen brennt. Stark. Maskulin. Dominant.
    »Ich bin dann fertig.« Sie zog die Gummihandschuhe aus.
    Jäh zuckte sein Lid so heftig, dass er eine Hand auf das Auge presste. »Geht es gleich nach Hause zu Ihrer Mutter?«
    »Woher wissen Sie …?« Miriam stand auf.
    »Aber ich bitte Sie, wir sind doch Nachbarn.« Er drehte die Zigarette zwischen den Fingern. »Sind Sie so nett und geben mir bitte den Aschenbecher? Er steht genau hinter Ihnen.«
    Ohne ein Wort nahm sie den Porzellanfrauenkörper vom Abtropfbrett und reichte ihn herüber.
    »Schönes Stück, nicht wahr? Ich poliere ihn jeden Tag.«
    Blitze. Donner.
    »Ich kippe das Schmutzwasser aus.« Sie ging hinaus, und gleich darauf hörte er die WC -Spülung rauschen.
    Schmutz beseitigen. Dreck hinter sich lassen. Er blickte auf das Wasser, das an den Fensterscheiben herunterrann. Es war der richtige Augenblick für den nächsten Schritt. Für den wichtigsten Job seines Lebens. Als Mann. Als Arzt. Hier, in dieser Stadt, in der er vor vielen Jahren der Frau begegnet war, von der er dachte, dass sie ihn rettete. Die ihm all das gegeben hatte, wonach er sich sehnte. Die nur ihm gehörte. Und sein bleiben würde!

[home]
31
    Mittwoch, 11. August, 6:00 Uhr
    E r hätte sich den Morgen weitaus schöner vorstellen können, als im schwülen Morgengrauen und mit einem missmutigen Freitag an der Seite den Spekulationen eines aufgeregten Pfarrers nachzugehen. Noch ein paar Minuten neben Hanna liegen. Den salzigen Duft ihrer Haut einatmen und daran denken, dass ihr Körper hungrig gewesen war in der Nacht und satt, rauh und weich. Dort, am See, hatten sie einander ertastet, glitten seine Finger über ihr regennasses Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste und weiter hinab, krallten sich in ihr Haar, sein Mund fand ihren, und Hanna peitschte ihn auf wie der Sturm die Wellen, bis er in ihr ertrank.
    Später, als gegen halb fünf das erste, fahle Licht durch das Fenster sickerte und sich über das große Bambusbett ergoss, klingelte Ehrlinspiels Handy auf dem Nachttisch, und im selben Moment sprang Bugatti raunzend auf seinen Bauch. Er fuhr hoch, Hanna drehte sich grummelnd zu ihm um und öffnete die Augen. Am Telefon war Tobias Müller. »Ich kämpfe seit Stunden mit mir.« Der Pfarrer hielt immer wieder inne und schluckte: »Es ist vielleicht nicht recht. Aber mein Schäfchen Miriam …« Ehrlinspiel hörte zu, schob den protestierenden Kater sanft von der Decke herab und stand leise auf. »Musst du weg?«, hatte Hanna verschlafen gemurmelt, und er hatte sie auf die Schläfe geküsst und gesagt: »Hitchcock lebt.«
    Die Kommissare klingelten an der Tür der Villa. Violett blühende Pflanzen, die Ehrlinspiel nicht kannte, umrankten die dunkle Eichentür. Freitag lehnte stumm an einem gusseisernen Geländer. Ein Mann mit völlig symmetrisch geschnittenem Mund, in einen purpur glänzenden Morgenmantel gehüllt, öffnete. Der Hausherr – dem Messingschild nach Professor Daniel von Eckenfels – mochte um die sechzig sein, doch sein zerwühltes Haar war voll und dunkel. Er war einen halben Kopf kleiner als Ehrlinspiel, schlank und umweht von kaltem Zigarettenrauch. Seine Nase war auffallend groß. »Herr Eckenfels? Moritz Ehrlinspiel und Paul Freitag, Kripo Freiburg.« Er klappte das Lederetui mit dem Dienstausweis auf. »Entschuldigen Sie die frühe Störung. Aber wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Aus hellgrauen Augen sah er sie freundlich an, doch seine Stimme war metallisch. »Wobei?«
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Aber bitte. Dem frühen Vogel soll man den Wurm nicht verwehren.« Der Professor trat zurück, und noch während der Hauptkommissar sich über den seltsam modulationslosen Tonfall wunderte, fanden sie sich in einem großzügigen Wohnzimmer wie aus dem Rolf-Benz-Katalog wieder. Ein ausladendes, anthrazitfarbenes Ecksofa dominierte die eine Raumhälfte, auf dem niedrigen Glastisch davor lagen aufgefächerte Magazine. Der dunkle Holzboden glänzte. Zwei riesige Bilder, die

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