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Mein wirst du bleiben /

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Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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10
    Samstag, 31. Juli, Vormittag
    N ach der Besprechung mit dem Gemeindediakon setzte sich Tobias Müller an die Orgel auf der Empore.
Stark sein für den Nächsten – den Nächsten stark machen.
Der Pfarrer mochte das Motto seiner evangelischen Gemeinde, und er freute sich über jeden, der wie er selbst versuchte, danach zu leben.
    Er stellte Bachs
Acht kleine Präludien und Fugen
auf das Notenpult und genoss für ein paar Minuten die Stille, die die Kirche erfüllte. Für achtzehn Uhr war ein Treffen mit den Mitarbeitern des Jugendzentrums und der Begegnungsstätte für Senioren geplant. Noch zwei Wochen waren es bis zu dem großen Sommerfest, das dieses Jahr im Eschholzpark nahe der Kirche stattfinden und Menschen aller Generationen und sozialen Schichten verbinden sollte. Beim Grillen, Singen … Für die Kinder hatte er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen:
Ein Wochenende unter Gottes Himmel.
Schlafen in einem riesigen Zelt, biblische Schnitzeljagd, Basteln eines Lebensbaums und am Sonntag bei Sonnenaufgang ein Eltern-Kind-Gottesdienst. Sein älterer Sohn würde zum ersten Mal dabei sein und ein Gedicht vortragen. Er war stolz. Doch es gab noch eine Menge zu organisieren.
    Das Rauschen von Autos drang an sein Ohr, als sich unter ihm die Kirchentür öffnete und schnelle, hektische Schritte zu hören waren. Er stand auf und blickte hinunter.
    Auf den Stufen zum Altar stand, in einem weißen Kleid und den Rücken ihm zugewandt, Miriam Roth. Über ihr hing das große Kreuz mit der Christusfigur, auf die durch die roten und gelben Fensterscheiben ein leuchtendes Mosaik gebrochener Sonnenstrahlen fiel.
    Miriam schien noch fragiler und transparenter als sonst. Es war ein Eindruck, der sich zunehmend verstärkte, und er beschränkte sich keineswegs auf ihre äußere Erscheinung. Auch ihre Seele schrie nach Stärkung.
    Still wartete er ab, bis sie sich erhob. Als sie sich umdrehte, winkte er ihr zu. »Kommen Sie ruhig herauf.«
    Tobias Müller bewunderte Miriam Roths tiefe Religiosität und ihre Treue zur Kirche. Nach allem, was ihr widerfahren war, konnte es nicht leicht sein, dem Glauben verbunden zu bleiben.
    Gleich darauf erschien Frau Roth neben ihm. Der Seelsorger strahlte sie an. »Miriam, wie schön«, begrüßte er sein Gemeindemitglied und breitete die Arme aus. Jedes Mal hoffte er, sie würde seine Geste als ehrliches Willkommen betrachten. Und jedes Mal blieb sie mit gesenktem Blick vor ihm stehen und faltete die Hände. Doch heute vergrub sie die Finger in den Falten ihres luftigen Sommerkleides. Wie ein verängstigtes Kind, dachte Tobias Müller und fragte: »Wie geht es Ihnen heute?«
    »Ich werde Sie nicht lange belästigen. Ich möchte nur beichten.« Sie senkte den Kopf.
    Müller hätte gern ihr Kinn angehoben, damit sie ihn ansah. Doch er wagte es nicht. »Beichten?«, fragte er stattdessen nur. Er konnte sich nicht vorstellen, welche Sünde ausgerechnet Miriam Roth, diese fromme Frau, ihm hätte anvertrauen sollen. »Unsere Konfession kennt keine klassische Einzelbeichte, Miriam, das wissen Sie doch. Aber morgen im Gottesdienst haben wir unser gemeinsames Sündenbekenntnis mit Zuspruch der göttlichen Vergebung.« Vorsichtig nahm er ihre Hand, als sie nicht reagierte. »Was bedrückt Sie so sehr?«
    Miriam trat einen Schritt zurück und entzog ihm die Hand. »Ich bin Gott nicht würdig. Ich hatte böse Gedanken.«
    »Meine liebe Miriam« – Tobias Müller machte eine abwehrende Handbewegung –, »davor ist niemand sicher. Wir sind Menschen. Wir können nicht verhindern, dass finstere Ideen wie ein Vogelschwarm über unseren Köpfen kreisen. Aber wir können verhindern, dass sie dort Nester bauen.« Schon Luther hatte dies so trefflich auf den Punkt gebracht.
    »Sie sind ein guter Mensch, Herr Pfarrer«, sagte Miriam. »Aber ich …« Sie verstummte.
    »Es ist wegen Ihrer Mutter, nicht wahr?«
    Miriam Roth zupfte am Ärmel ihres Kleids. Sie war blass, und er fürchtete, sie würde jeden Moment zusammensinken. Er führte sie zu der breiten Orgelbank, und sie setzten sich nebeneinander. Unendlich langsam, wie in tiefer Ehrfurcht vor dem Instrument, strich sie über die Tasten, sagte aber nichts.
    »Wie geht es Thea?«, fragte Tobias Müller.
    »Mama hat …« Sie nahm die Hand vom Manual, schluckte.
    Er wartete ab, wollte sie nicht drängen.
    »Ich mache mir solche Sorgen.«
    Müller betrachtete Miriam. Ihr Gesicht war fein geschnitten, und die hohe Stirn verlieh ihren

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