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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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fast selbst ein kleiner Junge in Radlerhosen, suchte mit ihnen Zwerge am Waldrand, kickte den Fußball über die Wiese und löffelte später, samt Leah und ihrem Mann, Eis um die Wette. Als er sich gegen neunzehn Uhr verabschiedete, wischte ihm Leah mit einem Taschentuch über die Wange. »Au Backe. Der große Bruder mit dem kleinen Erdbeereis-Kussmund.« Er umarmte sie. »Weißt du etwas von Finnja?« – »Nein«, sagte Leah, »und bei Bruderherz Florian hat sie sich auch nicht gemeldet.« Ehrlinspiel stieg auf sein Rad. »Du solltest öfter mal kommen«, sagte Leah, »es tut dir gut. Und die Jungs hängen arg an dir.« Er nickte und schulterte den Rucksack. »Und ich auch«, rief sie ihm hinterher.
    Schon nach wenigen hundert Metern, als seine Reifen über den kurvigen Feldweg Richtung Stadt knirschten, geriet er wieder ins Grübeln. Über sein Leben, das ihm immer mehr Fragezeichen präsentierte: Sorgte er mit seinem Job für mehr Gerechtigkeit in der Welt? Vergraulte er mit seiner manchmal überheblichen Art zu viele Menschen? Was stimmte ihn so unzufrieden in letzter Zeit? Er war in die Pedale getreten, ins Schwitzen geraten und hatte sich den Kopf über den Fall Martin Gärtner zermartert. Konnte der Tod Charlotte Schweigers ein Motiv sein? Außer dieser Idee hatten sie nicht eine vage Spur. Würde sie sich als Sackgasse erweisen, so drohte die Soko den Fall gegen die Wand zu fahren.
    Vorsichtig hob er jetzt Bugatti vom Fenstersims und setzte ihn trotz miauenden Protests neben die Futterschüssel. »Stellt euch das nur mal vor«, sagte er zu den Katern. »Wir würden dastehen wie komplette Idioten.« Bentley fraß ungerührt weiter, Bugatti schnupperte gelangweilt am Napf und blickte dann zu Ehrlinspiel hinauf. Sein Schwanz fegte auf dem Boden hin und her, ein untrügliches Zeichen für sauertöpfischen Missmut.
    »Vergiss es, Monsieur. Was anderes hau ich dir nicht mehr in die Pfanne. Morgen ist ein Tag für neue Rezepte.« Mit einem Glas Wasser setzte Ehrlinspiel sich auf die Terrasse.
    An Tagen wie diesem hätte er seinen Job gern vergessen. Nicht hingeschmissen. Dazu war er mit seinen siebenunddreißig Jahren noch zu jung und ehrgeizig. Zu optimistisch und davon überzeugt, etwas bewegen zu können. Er glaubte fest daran, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckte. Und wenn es noch so tief unter Hass und Gewalt verschüttet war.
Er
mitteln und
ver
mitteln. Im letzten Punkt unterschied sich seine Philosophie kaum von der des Pfarrers. Doch Moritz’ Ziel war es auch immer, Angehörigen wenigstens die Gewissheit geben zu können, dass ein Opfer gesühnt, der Täter bestraft würde. Im aktuellen Fall aber fehlte sogar diese Perspektive. Wem hätte er Gewissheit geben sollen? Sogar, wenn sie den Täter fassten?
    Seit zwölf Jahren arbeitete er bei der Freiburger Kriminalpolizei. Seine Karriere war ein Traum gewesen, und viele neideten ihm den. »Streber«, hieß es hinter mancher Tür, und dass er am liebsten heute als morgen schon am Schreibtisch des Dezernatsleiters säße. Doch Ehrlinspiels loyale Art und die Tatsache, dass er seine Arbeitskollegen nie im Stich ließ, hatten den Großteil der Polizeidirektion für ihn eingenommen.
    Morgen war Gärtner genau eine Woche tot. Und was wussten sie über ihn? Sein Mund wurde trocken. Er trank und beobachtete, wie die Dämmerung sich langsam in kühlem Blau über die Dächer legte. Von irgendwoher duftete es nach gebratenem Gemüse, und aus einem Nachbarfenster drangen Stimmen und Lachen.
    Es gab Leute, die Martin Gärtner gekannt hatten. Natürlich. Doch keiner konnte Genaueres über das Opfer sagen, über sein Leben und vor allem die letzten Wochen vor seinem Tod. Weder etwas Schlechtes noch etwas Gutes. Niemand, der sich über Gewohnheiten oder Sonderlichkeiten des Mannes ausgelassen hätte. Kein Nachbar, der beim Nennen seines Namens gelächelt hätte. Winken im Vorbeigehen, dachte Ehrlinspiel wieder.
    Bentley kam heraus, sprang auf seinen Schoß und begann, laut schnurrend auf Ehrlinspiels Beinen zu treten. Er streichelte ihn.
    Gleich morgen musste er mit diesem Hausarzt sprechen. Doktor Jakob Wittke. Nach dem Charakter seines Patienten fragen. Und danach, ob Gärtner psychologische Betreuung in Anspruch genommen hatte und bei wem.
    Als sein Telefon klingelte, fuhr er hoch, und Bentley sprang mit einem Satz neben die weiß blühende Riesenpflanze, die der Hauptkommissar sich im Frühjahr in einem Anfall von Nestbautrieb zugelegt hatte, deren Namen er aber

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