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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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nicht nur an seinem Schweizer Akzent. Rechts neben ihm saß ein Mann mit Kamera, der Fotos und ständig Notizen gemacht hatte. Zur Linken hatte er eine Dame mit einem Naturfreundeverein-Emblem auf dem T-Shirt. Vom Ende der Stuhlreihe kam soeben die sportlich gekleidete Inhaberin der Buchhandlung
Natur- und Reiseseiten
nach vorn.
    Die Menschen hier waren deutlich anders angezogen als in Hannas Heimat Hamburg. Leger neben elegant. Freizeit-Outfit neben Business-Kostüm. Das gefiel ihr. Es zeugte von Toleranz. Sie selbst gehörte, was Äußerliches betraf, zwar eher zur Schickimicki-Fraktion, doch in den letzten Monaten hatte sie in diesem Punkt neue Seiten an sich entdeckt. Und das verdankte sie auch ein klein wenig dem Mann, dessen sandfarbenen Wuschelkopf sie zwischen grauen, blonden, rotlockigen und schwarzen Schöpfen sofort erkannt hatte: Moritz Ehrlinspiel.
    Die Buchhändlerin dankte Hanna für die Buchpräsentation und dem Publikum für seine Begeisterung. Hanna schüttelte ihre Hand. »Es war mir ein Vergnügen!«
    Der Hauptkommissar war eine Minute vor Veranstaltungsbeginn gekommen, als sie schon nicht mehr mit ihm gerechnet hatte. Zu ihrer Zufriedenheit hatte sich weder Enttäuschung in ihr breitgemacht, noch war, als er zur Tür hereingehuscht war, dieses leichte Kribbeln über ihre Unterarme gekrochen. Ja. Sie hatte es geschafft!
    Sie verließ ihren Leseplatz und setzte sich hinter den langen Tisch neben dem Ausgang, auf dem die Wanderführer sich stapelten, bereit zum Verkauf und Signieren. Schon nach zehn Minuten war ein Drittel der Bücher in den Händen neuer Besitzer und mit Widmungen versehen. »Wie kommt man als Hamburgerin dazu, einen Wanderführer vom Schwarzwald zu schreiben?«, fragte eine junge Frau in Radlerhosen.
    Hanna schmunzelte. »Das Leben hat mich hierhergeführt«, sagte sie und dachte: Man widerstehe der widerlichen Anmache seines Chefs, lasse sich deswegen von ihm aus einem der renommiertesten Verlage und einem Traumjob als leitende Redakteurin hinauswerfen, komme früher als sonst nach Hause, finde den Lebensgefährten mit der Computerverkäuferin im Bett vor – und packe die Koffer. Ziel: weit weg. Weg vom Leben und den Männern, die einen betrügen.
    Dass Hanna, nachdem sie an einem einzigen Tag arbeitslos und Single geworden war, den »Auftrag Wanderführer« erhalten hatte, war im Nachhinein betrachtet ein echter Glückstreffer gewesen. Zuerst hatte sie den Schwarzwald und seine winterliche Nässe und Kälte verflucht. Hatte sich nur schwer an die einsamen Dörfer, dichten Wälder und kauzigen Menschen gewöhnen können. Doch es war ihr gelungen, ihre Erfahrungen in wunderbare Texte einfließen zu lassen und mit dem Buch im wahrsten Sinne des Wortes neue Wege zu beschreiten.
Fremd ankommen – vertraut gehen. Schwarzwaldwandern für Kenner und Skeptiker,
lautete der Titel und spezifizierte in einer Unterzeile die Gegend:
Band I: Zwischen Freiburg, Elzach und Sankt Georgen.
    »Mir gefällt das mit den ›Geschichten am Wegesrand‹, die Sie eingebaut haben«, sagte die Frau in der Radlerhose. »Die Porträts von den einfachen Leuten und Höfen. Ist mal was anderes als immer nur ein Highlight am nächsten.«
    Hanna dankte für das Kompliment und reichte der Frau das signierte Buch. Der Kriminalhauptkommissar stand hinter ihr in der Schlange.
    Er legte einen Wanderführer vor sie auf den Tisch. »Hallo.«
    »Hey!« Sein kantiges Gesicht war braun gebrannt. Das stand ihm gut, genauso wie sein typisches, schiefes Lächeln. »Soll ich etwas Bestimmtes hineinschreiben?«
    »Wie wäre es mit ›Allein ankommen – zu zweit was trinken gehen‹?« Seine schlanken Hände mit den gleichmäßig geformten, ringlosen Fingern schlugen das Buch auf, und wie von Geisterhand öffnete sich die Seite mit der Rabenschlucht. Der Platz, an dem sie Mitte November die Leiche entdeckt hatte. Hanna lächelte den Hauptkommissar an. Er hatte sich offenbar schon mit der Lektüre vertraut gemacht.
Allein ankommen – zu zweit essen gehen. Freiburg-Abende für durstige Polizisten und hungrige Autorinnen,
schrieb sie, setzte einen Gruß darunter und gab ihm das Buch zurück.
    Ehrlinspiel las und lachte. »Wann?«
    Hanna warf einen Blick auf die Signierschlange. Mein neues Lieblingstier, dachte sie. Ihr Magen knurrte tatsächlich. »Viertel, halbe Stunde?«
    »Gern, Mylady. Ich warte am Ausgang.«
     
    Eine Stunde später saßen sie mit zwei Gläsern Roséwein, gebackenen Auberginen, Rosinenreis und

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