Mein wirst du bleiben /
überlegt: »Perfektes Timing!« – »Bringst du deine Frau mit?« Er hatte den Kopf geschüttelt, und sein Kollege hatte ihm grinsend auf die Schulter geklopft. »Alter Draufgänger.«
20:59 Uhr. Er klappte den Laptop zu und warf einen letzten Blick hinüber. Dachgeschoss: Die Alte saß jetzt allein vor dem Fernseher. Erstes OG : leere Räume, im Zimmer der Schlampe zugezogene Vorhänge. Erdgeschoss: Zenker schlafend vor dem Fernseher.
Er griff nach dem Schlüsselbund. In dem Moment erschien Miriam mit zwei Bechern in der Küche. Plötzlich fiel ihr einer zu Boden, sie kniete auf die Steinfliesen, hob die Scherben auf. »Du bist nervös heute, ich wusste es«, flüsterte er. »Ich weiß genau, was du denkst.« Fünf weitere Minuten beobachtete er sie.
Da beschloss er, seinen Tagesplan zu ändern. Er holte das Stativ aus dem Schrank. Montierte den Teleskopkopf. Richtete das Objektiv aus. Aktivierte die Kamera.
Perfektes Timing.
»Betet ihr nur.«
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17
D u armes, armes Kind«, krächzte sie leise und hörte auf zu kauen, als Königin Elizabeth I. auf dem Boden der Kammer kniete, in ihre langen, roten Locken griff und weinte, verzweifelt wegen der unmöglichen Liebe zu Robert Dudley, dem Earl of Leicester und ihrem Oberstallmeister. All diese Intrigen! All der Verzicht auf persönliches Glück!
Erst, als die junge Königin in der nächsten Szene lächelte, mahlte Hilde Wimmers Gebiss weiter auf dem Doppelkeks. Sie ließ ihre Hand über dem Sofatisch kreisen, auf dem Schokolade, Kekse und Lutscher, die sie Anfang der Woche mit Thea Roth gekauft hatte, neben der Samstagszeitung lagen. Hilde liebte Historienfilme. Auch wenn sie nicht immer verstand, um was es ging und wer wen weshalb hasste. Aber es waren gewaltige Bilder und schöne Kostüme. Und die Liebe kam nie zu kurz.
Sie öffnete einen roten Lutscher und legte das klebrige Papier auf die Zeitung. Frau Roth hatte ihr die Familienanzeigen vorgelesen. Geburten, Hochzeiten, Verlobungsanzeigen. Am Wochenende war die Zeitung voll davon, und im Sommer gab es besonders viele Heiratswillige. Dann träumte sie sich in das pubertierende Mädchen, das sie einmal gewesen war, und stellte sich vor, dass sie mit einer Freundin auf Männerfang ginge. Manchmal fingen Frau Roth und sie an zu lachen, amüsierten sich über die Formulierungen, und dann war Hilde glücklich.
Die Stunden der Einsamkeit waren einfacher zu ertragen mit Thea Roth. Das Alter war leichter geworden.
Vielleicht würde sie ja doch zu dem Sommerfest am nächsten Wochenende gehen. Nur ein Stündchen. Sie könnte eine von Frau Roths Waffeln essen. Bestimmt würden die auch nach Kindheit schmecken. Sie leckte sich über die Lippen, auf denen Kirscharoma klebte.
Auf dem Bildschirm standen einander zugewandt Elizabeth in einem blaugrünen Samtkleid und Robert in einem weißen Hemd mit Stickereien, ihre Gesichter berührten sich beinahe.
Hilde hatte nie geheiratet, obwohl sie immer von einem weißen Rüschenkleid, einer blumengeschmückten Kirche und einem feschen, muskulösen Mann an ihrer Seite geträumt hatte. Und von Intrigen verstand sie auch nicht viel. Thea dagegen … Bei der war sie sich nicht so sicher. Obwohl Hilde alt war, hatte sie Augen im Kopf. Und sie hörte nicht so schlecht, wie viele glaubten.
Neulich, als sie hier gesessen und Frau Roth in der Küche Eistee zubereitet hatte, hatte ihr Telefon geklingelt. Dieses moderne Ding, das heutzutage alle mit sich herumtrugen. Hilde hatte genau gehört, dass sie zu dem Anrufer »Martin« und »du« gesagt hatte.
Das war nur ein paar Tage vor dem Tod des Nachbarn gewesen. Frau Roth hatte mit Tassen geklappert und leise gelacht, war dann mit schwingenden Hüften und dem Tee ins Wohnzimmer gekommen und hatte das Radio angeschaltet. »Weil heute so ein schöner Tag ist«, hatte sie gesagt und sie auf die Wange geküsst.
»Sie gute Seele, Kindchen«, hatte Hilde erwidert und gedacht, dass Frau Roth vielleicht verliebt war. Aber das ging sie nichts an, Schnüffelei überließ sie der Zenker. Hilde war damit zufrieden, ein paar Stunden mit Thea Roth verbringen zu können. Dass sie jetzt nicht um Martin Gärtner trauerte, schien ihr allerdings merkwürdig. Nun, vielleicht hatte sie sich auch nur getäuscht. Oder sie hatte mit einem ganz anderen Martin telefoniert.
Sie konzentrierte sich auf den Film. Männer in langen, schwarzen Gewändern und mit dicken goldenen Ketten um den Hals schritten durch einen von Fackeln beleuchteten
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