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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Kora lachte und verabschiedete sich.
    Hanna lehnte sich an die Spüle und aß den Rest Joghurt. Verbissenes Arbeitstier! Gut, sie hatte viel um die Ohren gehabt. Doch dass Kora das sagte, stimmte sie nachdenklich. Kaum jemand kannte sie besser, und niemand war ehrlicher zu ihr als die lebenslustige Wetterfrau.
    Ihr Rucksack wartete, ausgebeult von Äpfeln und Butterbroten, neben der Zimmertür. Auf ihr Saxofon in der Ecke fiel ein schmaler Sonnenstreifen. Das goldene Metall blitzte sie an, als wollte es ihr zuzwinkern, komm, keep cool. Es ist
dein
Tag.
    Hanna liebte ihr Saxofon. Es hatte sie stark gemacht. Mit ihm hatte sie sich ihrem strengen Vater widersetzt, der sie zum Klavierunterricht gezwungen hatte. Ganz wie es sich für Töchter aus gutem Hause gehörte. Lange hatte sie ihr gesamtes Taschengeld gespart und sich schließlich auf dem Flohmarkt ihr erstes Instrument gekauft. Sie hatte Schläge dafür hingenommen, genauso wie für die seltenen schlechten Schulnoten und dafür, dass ihr erster Freund, den sie nachts in die Vorortvilla geschmuggelt hatte, nicht standesgemäß war. Michael. Der Sohn der Putzfrau. Beschmutzer der Brockschen Residenz.
    Doch sie hatte sich immer widersetzt, war sich und ihrem Ideal eines freien und selbstbestimmten Lebens treu geblieben. Hatte Publizistik statt Jura oder Medizin studiert. War Redakteurin geworden statt Richterin oder Chefärztin. »Du bist mutig und konsequent«, sagte Kora immer. »Eine Stehauffrau mit Neugier aufs Leben.«
    Am Fensterrahmen schwirrte die Biene hinauf und wieder hinab und wieder hinauf. Hanna öffnete einen Fensterflügel. Die Biene flog hinaus, und in wenigen Sekunden war sie nur noch ein winziger Punkt im flirrenden weißen Licht. Der Duft von Wiesen und Kräutern drang in das Zimmer. Zwischen den Höfen pendelten die Köpfe der Kühe gleichmäßig über saftigem Grün hin und her. Zwei Hunde jagten kläffend dem Tag entgegen.
    »Na gut, Kora.« Hanna zog eine frische kurze Hose und ein knappes rosa Shirt an, steckte die Haare zu einem lockeren Knoten zusammen und wählte Ehrlinspiels Privatnummer. Sie konnte nichts verlieren. Höchstens einen Tag in angenehmer Gesellschaft gewinnen.
    Sie lauschte dem Klingelton. Der Anrufbeantworter sprang an. Sie wählte seine Handynummer. Die Mailbox antwortete. Und da war es. Dieses dumpfe Ziehen im Bauch. Diese leise Sehnsucht, die sie so sehr zu ignorieren versucht hatte seit ihrem Wiedersehen.
     
    Um halb zwölf hatte sie das Haus gefunden. Die Luft brannte, und außer einem milchigen Kondensstreifen war der Himmel ungetrübt. Ihr Shirt klebte nach dem langen Fußmarsch durch die Stadt unangenehm auf ihrer Haut.
    Ehrlinspiel, den sie zuerst daheim gesucht hatte, war nicht da gewesen. So hatte sie ein paar Minuten auf dem Platz am Ende der baumgesäumten Straße gestanden und das Jugendstilhaus betrachtet. Die bunten Treppenhausfenster mit der Bleiverglasung hatten in der Sonne geleuchtet, und aus dem obersten Fenster hatte einer dieser ominösen Kater heruntergeblickt. Vermutlich dieses Monster, das sich laut Ehrlinspiels Erzählung im letzten Winter auf seinen Himbeermarmeladetoast gesetzt hatte. Damals hatte sie nicht damit gerechnet, jemals hier zu stehen.
    Dann war sie in den Stadtteil Stühlinger aufgebrochen. Dorthin, wo der Mord geschehen war und Ehrlinspiel vielleicht gerade ermittelte. Neugier, so sagte sie sich, war garantiert nicht im Spiel.
    Jetzt beobachtete sie die Frau im Vorgarten, die Wäsche abnahm. Ihre Bewegungen schienen ungelenk und hektisch, und immer wieder sah sie sich um.
    Dass sie hier richtig war, hatte Hanna an den Markierungen in grüner und orangener Sprühfarbe erkannt. Und an dem Fetzen Polizeiabsperrband im Gebüsch. Offenbar hatte der Tote, von dem ihr Ehrlinspiel erzählt hatte, auf der Straße gelegen.
    Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und ging die Treppe hinauf. »Hallo«, sagte sie zu der Frau, die sich abgewandt hatte.
    Die Frau fuhr herum, und der Sack mit den Wäscheklammern fiel zu Boden. Große, grüne Augen fixierten Hanna, ein großer Mund öffnete sich stumm. Neben der Frau hing ein langer Vorhang auf der Leine, der Saum streifte beinahe den Boden. Edvard Munch fiel Hanna ein und
Der Schrei,
ein Totengewand und der Flur einer Psychiatrie, in der sie einmal recherchiert hatte.
    »Haben Sie mich jetzt aber erschreckt.«
    »Das wollte ich nicht.« Hanna lächelte. »Hanna Brock. Ich suche Hauptkommissar Ehrlinspiel.«
    »Ich habe geglaubt, Sie seien meine

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