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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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und ihre Augen zeigten tiefe Besorgnis. »Wir müssen davon ausgehen, dass wir es mit ein und demselben Täter zu tun haben.«
    »Was macht dich so sicher?«, fragte der Pressesprecher, ein Mann mit strengem Gesichtsausdruck, schmalen Lippen und nach hinten gekämmtem, braunem Haar. Trotz der Hitze trug er eine braunrosa gestreifte Krawatte, und mit dem beigen Hemd dazu wirkte er altmodisch.
    Jagusch schrieb die Namen der Opfer auf das Whiteboard. »Sammeln wir Gemeinsamkeiten«, sagte sie und notierte nach und nach, was das Team in den Nachtstunden bereits ermittelt hatte: Tod durch Fremdeinwirkung; beide wohnhaft Draisstraße 8 a; Frührentner beziehungsweise Rentnerin; keine Angehörigen; zurückgezogenes Leben.
    »Was ist mit Wimmers Finanzen?«, fragte Jagusch die Wirtschaftskriminalistin Judith Maiwald. »Auch so mau wie beim ersten Opfer?«
    »Auf den ersten Blick, ja.« Maiwalds blonde Mähne fiel locker auf ein hautenges, weißes Top.
    Ehrlinspiel hatte sie nie zuvor mit offenem Haar gesehen. Vielleicht sollte er bald versuchen, sie auf ein Glas Wein zu treffen. Spätestens, wenn das hier alles vorbei war und Bentley und Bugatti nicht mehr fragend schauen würden, wenn ihr Mensch allein und erschöpft ins Bett fiel, an Hanna dachte und ihnen ein frustriertes »Mist« ins Ohr flüsterte.
    »Die Kontoauszüge aus der Wohnung belegen eine schmale Rente. Ausgaben nur für die Miete sowie rund zweihundert Euro im Monat Barabhebungen. Alles bei der Sparkasse um die Ecke. Nichts am Automaten. Keinerlei größere Kontenbewegungen. Die Details prüfen wir noch.«
    »Finger- oder Handabdrücke? Lukas? Irgendwelche Übereinstimmungen mit registrierten Spuren?«
    »Liegt drüben bei den Daktyloskopen der Landespolizeidirektion. Müsste spätestens morgen klar sein.«
    Jagusch nickte. »Und die rechtsmedizinischen Befunde?«
    Larsson, der zurückgelehnt auf dem Freischwinger gesessen und weder Brötchen noch Kaffee angerührt hatte, verschränkte die Arme vor der Brust. »Machen wir es kurz. Ich bin zum Lunch verabredet. Kollege Ehrlinspiel war bei der Obduktion zugegen. Lukas Felber hat mir zu Beginn … assistiert.« Er lächelte den beiden zu, als wolle er demonstrieren, dass Gesetze für ihn angenehme Pflicht und für alle anderen eine verhasste Last waren.
    Lukas, der im rechtsmedizinischen Institut die kriminaltechnische Begutachtung der Leiche beendet und sich danach verabschiedet hatte, verdrehte die Augen.
    »Erstens«, dozierte Larsson, »Todeszeitpunkt. Ich war um dreiundzwanzig Uhr zehn am Fundort, der ganz klar auch der Tatort ist. Die Leiche war warm, um nicht zu sagen: richtig frisch. Es ist schwer, da etwas exakter einzugrenzen. Die Rektal- im Vergleich zur Außentemperatur ergab laut Henßge-Nomogramm eine Spanne von rund zwei Stunden. Heißt: einundzwanzig Uhr frühester Todeszeitpunkt. Die Totenflecke haben sich wegdrücken lassen und sich nach Drehen der Leiche umgelagert. Das Myosin war bereits an den Aktinfasern gebunden.« Er lächelte in die Runde, und sein Ziegenbärtchen hob sich spitz in die Luft. »Sprich: Wir hatten eine beginnende Leichenstarre in Kaumuskeln, Lidern, Fingern, Zehen. Der idiomuskuläre Wulst war auslösbar und die mimische Muskulatur bei elektrischer Reizung noch voll reagibel.«
    »Das bedeutet?« Jagusch schrieb
Todeszeitpunkt
unter den Namen Wimmer und drehte abwartend den Filzstift in der Hand.
    »Halb zehn. Plus/minus dreißig Minuten.«
    Jagusch trug die Zeit ein.
    »Zweitens. Ergebnisse der inneren Leichenschau. Frakturen des Schädels sowie des zentralen und lateralen Mittelgesichts. Zentral haben wir einen Bruch des zahntragenden Oberkiefers. Frakturlinie: Apertura piriformis, laterale Kieferhöhlenwand, Processus pterygoideus des Keilbeins. Keine Spittalfraktur. Lateral liegt eine Jochbeinfraktur vor, genauer: Sutura zygomatico-frontalis, seitliche Orbitawand, Fissura orbitalis inferior, Foramen infraor –«
    »Herr Larsson«, übertönte Lorena Steins rauchige Stimme das Gemurmel, das sich bei seinen letzten Worten erhoben hatte. »Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn wir Ihren Ausführungen folgen könnten. Ihren
deutschen
Ausführungen.« Die Oberstaatsanwältin war wie immer elegant gekleidet, trug einen breiten, silbernen Armreif zu einem grauen Kostüm und wirkte angenehm gelassen.
    Larsson legte den Finger an die Brille, als wolle er sie nach oben schieben. Doch sie saß bereits korrekt. »Natürlich, Frau Stein.«
    Ehrlinspiel beobachtete die beiden.

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