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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Sonne«, ergänzte Kora.
    »Das Klischee lebt.« Sie wischte mit einem Spüllappen über die Hose. »Okay, es riecht ländlich, aber es ist herrlich ruhig, nur Vögel und Muhen, ab und zu Hundegebell. Und aus dem andern Fenster siehst du flache Hügel und Weinberge bis zum Horizont.«
    »Hört sich gut an.«
    »Du müsstest herkommen, Kora. Sonne pur, nette Menschen, und der Wein ist … verführerisch. Vielleicht ein Wochenende?«
    »Hast du deinen Kommissar wiedergetroffen?«
    »Du lenkst vom Thema ab!«
    »Du klingst, als sehntest du dich nach Gesellschaft. Und außerdem … Ach komm, du hast dich doch auf ihn gefreut.«
    Hanna schlängelte sich zwischen den ausgebreiteten Landkarten hindurch, die den halben Fußboden bedeckten. Mit rotem Marker hatte sie die Gegend umrissen, die ihr zweiter Wanderführer beschreiben würde: den Kaiserstuhl und das Markgräflerland. »Ich hatte ihm lediglich versprochen, ihn von der Lesung zu informieren«, sagte sie betont gleichgültig und setzte sich an den Tisch.
    Kora lachte. »Jetzt sag schon, was ist mit deinem Kommissar?«
    »Er ist nicht mein Kommissar!« Sie blickte auf die Karte. Das Gebiet zwischen den roten Strichen zog sich den Rhein entlang. Vom Norden bei Wyhl bis fast an die Schweizer Grenze im Süden.
    »Also habt ihr euch gesehen.«
    »Er war bei der Buchpräsentation. Es war voll, und ich habe fast alle Bücher verkauft, die die Buchhändlerin dabeihatte. Total irre. Gestern hab ich mich dann noch einmal mit dem Verleger getroffen, und wir haben festgelegt, dass ich bis Weihnachten abliefere. Punkt neun ziehe ich hier los. Ab heute ist Disziplin angesagt.«
    »Hanna! Du hast Geburtstag. Es ist Sonntag!«
    »Na und?« Arbeiten. Nichts anderes würde sie in den nächsten Wochen tun.
    »Kein Geburtstagskaffee mit, na, du weißt schon, wem?«
    »Kein Geburtstagskaffee.«
    »Meine Güte, bist du mal wieder konsequent. Und nach der Lesung? Habt ihr wenigstens ein paar Worte geredet?«
    »Ja, schon.« Hanna rührte in dem Joghurt.
    »Jetzt mach die Klappe auf. Ich bin deine beste Freundin!«
    »Wir waren essen. Wir haben Wein getrunken. Ich habe mich bekleckert.«
    »Mit Ruhm in puncto Sturheit, nehme ich an. ›Danke für den netten Abend‹«, ahmte Kora die weiche Satzmelodie ihrer Freundin nach, »›aber nein, Sie müssen mich nicht nach Hause bringen, Herr Ehrlinspiel. Vielleicht sehen wir uns in den nächsten Wochen auf einen unschuldigen Kaffee. Gute Nacht, schlafen Sie gut‹.«
    »Dumme Kuh.« Hanna kicherte.
    »Muh! Ich bitte um bildliche Verewigung auf deinem Schrank, damit ich dir jederzeit die Leviten lesen kann.«
    »Ach, wenn ich dich nicht hätte.« Das Lachen trieb Hanna Tränen in die Augen.
    »Steckt er in einem spannenden Fall?«
    Hanna kicherte noch immer. »Ich glaube schon.«
    »Du
glaubst?
« Hanna konnte Koras Wangengrübchen vor sich sehen, die immer dann kreisrund wurden, wenn sie entrüstet war. Und was die Leute unfreiwillig zum Lachen brachte. »Willst du mir etwa weismachen, dass er dir von einem Verbrechen erzählt hat und du noch nicht nachgeforscht hast?«
    »Ich schwöre es.«
    Kora brach in schallendes Gelächter aus. »Ne, oder?«
    »Bei meinem Saxofon!«
    Hannas Freundin wurde ernst. »Du fühlst dich einsam da unten.«
    Eine Biene, die sich in das Zimmer verirrt hatte, flog immer wieder gegen das Fenster. »Nein, einsam nicht.«
    »Aber allein.«
    Hanna blickte auf das kleine Tier mit den zarten Flügeln. »Es ist schön, jemanden wie dich zum Reden und Lachen zu haben.«
    »Ruf ihn an!«
    Die Biene fiel auf den Sims und brummte.
    »Er hat mir ohne ein Lächeln vor irgendeiner syrischen oder italienischen oder was auch immer Bar die Hand gegeben und ist davongegangen.«
    »Er ist Polizist, Hanna. Ihm ist garantiert nichts Menschliches fremd. Keine Unsicherheit. Keine Ausrede. Und
du
«, fügte sie streng hinzu, »solltest langsam das Leben wieder genießen.«
    »Aber der neue Wanderführer –«
    »Wird auch fertig, wenn du morgen damit anfängst. Mach dir einen schönen Geburtstag. Treffe deinen Kommissar. Oder inspiziere meinetwegen irgendwelche Tatorte. Aber bleib bitte meine neugierige, verrückte Hanna und mutiere nicht zum verbissenen Arbeitstier.«
    »Danke für die Blumen.«
    »Apropos: Er muss dir nicht gleich neununddreißig langstielige, rote Rosen schenken.«
    »Keine Sorge, auf die Idee würde er garantiert nicht kommen.«
    »Probier’s mal mit einem unschuldigen Kaffee.«
    »Kuh.«
    »Für dich immer gern.«

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