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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Waren?«
    »War.«
    »Geschieden? Verwitwet? War der Mann Miriams Vater?«
    »Verwitwet. Seit einundzwanzig Jahren. Und, ja, er war ihr Vater.«
    Ehrlinspiel nickte Franz zu, als Zeichen, dass er auch das prüfen sollte, doch Franz sah ihn nur dumpf, mit leicht geöffnetem Mund, an. »Benutzt Ihre Tochter Ihr Parfum? Wenn sie schon das Geld für den Luxus verdient?« Er durfte das nicht ausschließen. Auch Miriam konnte in Hilde Wimmers Wohnung gewesen sein.
    Thea lachte bitter auf. »Miriam verachtet Kosmetik. ›Wenn Gott gewollt hätte, dass wir künstlich aussehen und anders als nach Mensch duften, hätte er uns mit Farbe im Gesicht und einem anderen Geruch erschaffen.‹ Das hat sie neulich zu mir gesagt. Trotzdem ist sie eine Seele von Mensch. Sie ist immer gut zu mir.«
    »Miriam macht sich Sorgen um Sie.« Ehrlinspiel legte eine lange Pause ein. »Warum? Was ist los mit Ihnen? Sind Sie krank?«
    Keine Regung. »Wenn Sie es so wollen.«
    »Ich will es keineswegs so. Aber ich will, dass Sie es uns erzählen. Kranksein ist keine Schande.«
    Da berichtete sie. Dass sie mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war. Im Spätsommer vor vier Jahren. Ohne Helm. »›Das sieht doch albern aus‹, habe ich immer zu Miriam gesagt, sie hat geschimpft, und ich habe gelacht. Wir hatten ein gutes Leben.« Dann war da dieser Wagen mit dem Anhänger. Später hatte die Polizei rekonstruiert, dass er zu schnell und zu dicht an ihr vorbeigefahren und ihr Kopf auf den Bordstein geknallt war. »Wahrscheinlich bin ich nur erschrocken und deswegen hingefallen. Ich lag fast zwei Jahre im Koma«, beendete sie ihren Monolog. »Und ich kann mich an nichts erinnern, was vor dem Aufwachen war. Es gibt nur Fetzen. Aus einer … grauenhaften Zeit. Mehr nicht. Ich bin eine fremde Frau für mich.« Ihr Blick flatterte, wie Ehrlinspiel es bei ihrer Tochter auch schon wahrgenommen hatte. »Und alles, was mit Tod und Schrecken zusammenhängt, macht mir Angst seither.«
    »Verstehe.« Kopfverletzung. Koma. Ihre Verwirrung. Alles passte zusammen. Konnte Ehrlinspiel unter diesen Voraussetzungen ihren Aussagen glauben? »Wo hat der Unfall sich ereignet?«
    »In der Habsburger Straße. Auf Höhe des botanischen Gartens.«
    »Und woher wissen Sie so genau, was Miriam vor dem Unfall mit Ihnen gesprochen hat und dass Sie ein gutes Leben hatten, wenn Sie keine Erinnerung mehr daran haben?«
    »Miriam hat es mir erzählt.« Ihre Stimme wurde leise. »Wann … Gibt es schon einen Termin für Frau Wimmers Beerdigung?« Sie sah zu Freitag, als traue sie Ehrlinspiel keine ehrliche Antwort zu.
    »Wir informieren Sie, sobald wir etwas wissen.«
    »Und … und Herr Gärtner? Ist er schon …?«
    »Er ist letzte Woche bestattet worden.« Freitag sah kurz zu Ehrlinspiel. »In einer anonymen Grabstätte.«
    Bestattet, dachte Ehrlinspiel sarkastisch. Wie ein Obdachloser. Sozialbegräbnis auf Kosten der Stadt. Billigste Variante: verbrennen und im Morgengrauen vom Friedhofsgärtner in einer Discount-Urne anonym vergraben. Keine Angehörigen, ergo keine zahlenden Bestattungspflichtigen. Keine Trauergäste. Keine Abschiedsworte. Eine Grasfläche statt Blumen und Grabstein. »Man ist im Tod kein anderer als im Leben«, hatte Lilian Freitag einmal gesagt. Sie hatte recht: Martin Gärtner blieb auf ewig der, an dem man gedankenlos vorübergehen würde. Auf Hilde Wimmer wartete kein anderes Schicksal, sobald die Staatsanwaltschaft ihren Leichnam freigegeben hätte.
    »Ich habe Durst.« Thea Roth lockerte ihr Halstuch.
    »Wir machen Pause«, sagte Ehrlinspiel. »Bringen Sie Frau Roth bitte ein frisches Glas Wasser, Herr Franz. Und einen Kaffee. Und kopieren Sie den Reisepass.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Jetzt. Sie wissen doch, wie das geht? Klappe auf, Dokument reinlegen, Klappe zu, grünen Knopf drücken?« Er sah Freitag an und deutete mit dem Kopf zur Tür.
    Sie verließen das Büro, das Mobilteil des Telefons nahm Ehrlinspiel mit. »Was hältst du von ihr?«, fragte er, als sie neben einer großen Palme außer Hörweite standen, am Übergang zwischen zwei Gebäudetrakten. Eine kleine Brücke glich die unterschiedliche Höhe der Flure aus. Die Beamten nannten sie »Seufzerbrücke«. Genau der richtige Ort für dieses kleine Gespräch, dachte Ehrlinspiel.
    »Schwierig. Sie gibt sich gelassen, ist aber verängstigt.« Freitag schob die Hände in die Hosentaschen. »Woher hast du gewusst, dass sie in der Wohnung war?«
    Er erzählte ihm von Hanna. Von dem Parfum. Und von ihrem

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