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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Kollegen von der Telekommunikationsüberwachung waren in der Regel ziemlich fix.
    »Haben Sie sie noch einmal angerufen, nachdem Sie bei ihr waren?«
    »Aber nein! Wenn ich … Ich hätte sie gleich in der Wohnung …«
    So wie Martin Gärtner?, überlegte Ehrlinspiel und sah den Mann in seinen Exkrementen auf dem Küchenboden liegen. »Was wird Ihre Tochter denken, wenn die Mutter als Lügnerin dasteht? Sie war immer für Sie da. Sie tut alles für Sie. Bestimmt wäre ihr Glaube erschüttert.« Es war ein Schuss ins Blaue. Keine Lüge. Keine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Nur ein wenig »kriminalistische List«, wie sie im Fachjargon dazu sagten.
    Stille senkte sich über den Raum. Thea Roth sah von einem zum andern, dann blieb ihr Blick an dem Bild hängen, das mit grünen Kritzelstrichen eine Wiese andeutete, in der zwei braune Kleckse mit Ohren saßen. Ein gelber Kreis mit Strahlen füllte ein Viertel des Blatts. »Haben Sie Kinder?«, fragte sie Ehrlinspiel.
    »Nein.«
    Das Bild hatte Freitags kleine Jule ihm vor zwei Jahren zum Geburtstag gemalt. Hier im Büro hatte sie es ihm in die Hand gedrückt. Gratuliert hatte sie Moritz nicht, dafür hatte sie Freitag mit ernster Miene erklärt, dass sie auch solche Schmusetiere wolle. »So welche, wie der Moritz sie hat.« Mit verschmiertem Zeigefinger hatte sie auf die Wand gedeutet und gesagt, dass das Bild dahin gehängt wird. Damit der Papa jeden Tag daran denkt. Und dass es da hängen bleibt, bis sie zwei Katzen hat. »So wie der Moritz.«
    »Was sagt Ihre Tochter dazu, dass Sie sich um die Nachbarn kümmern. Und selbst noch … krank sind?«
    »Ich möchte gehen.« Sie wischte sich mit einem Papiertuch über das Gesicht und schmierte dabei die Wimperntusche quer über ihre Wangen.
    »Haben Sie sich auch um Martin Gärtner gekümmert? In seiner Wohnung?« Den letzten Satz sprach er Silbe für Silbe aus.
    »Nein.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Bitte, ich möchte gehen. Ich bin doch nur eine Zeugin.«
    Ehrlinspiel fing ihren Blick auf. Komm, fülle das Schweigen, Thea Roth, dachte er. Wenn du noch irgendetwas weißt, dann sage es jetzt. Ich kann dich nicht hierbehalten gegen deinen Willen.
    Sie hielt seinem Blick stand. Dann streckte sie die Hände aus. »Bitte. Holen Sie Ihr Stempelkissen. Und da Sie es ja sowieso herausfinden: Ich war in Gärtners Wohnung. Ein Mal. Es ist viele Wochen her. Er hat Kaffee gekocht, wir haben über seinen Hund geredet und das Wetter. Das war’s.«
    Erleichtert zeigte Ehrlinspiel auf ihre Hände. »Das machen wir gleich. Aber mit einem Scanner. Sie bleiben also sauber. Ich möchte Ihnen eine letzte Frage stellen: Waren Sie an dem Tag, als Martin Gärtner starb, mit ihm verabredet? Da Sie sich ja kannten …?« Sekt. Lachs.
    »Nein.« Die Antwort kam ohne Zögern.
    »Britta Zenker sagt, er habe nie Besuch gehabt. Können Sie das bestätigen?«
    »Frau Zenker hat keine Ahnung von Menschen.«
    Stimmt, dachte Ehrlinspiel, und das Birnengesicht sagte mit seinem dröhnenden Bass: »Britta ist ’ne geile Kuchenbäckerin.«
    Britta?
Ehrlinspiel war baff. Vermutlich hatte die Filzmaus ihn, als er heute früh die ersten Kontrollgänge übernommen hatte, mit Sahnetorte versorgt, und er hatte ihr sozusagen aus der Hand gefressen. Mit einem Seitenblick lugte er zu dem hellen Fleck auf Franz’ Schenkel. Sahne? Womöglich würde der Polizeihauptmeister bald süßlichen Torten- statt staubigen Zwiebackgeruch verströmen. Ehrlinspiel zwang sich, cool zu bleiben. »Haben Sie keine Angst, Frau Roth? Zwei Nachbarn sind gewaltsam zu Tode gekommen.«
    »Doch, natürlich. Mehr, als Sie denken.«
    »Dann helfen Sie uns. Bitte.«
    »Mehr weiß ich nicht. Ich würde es Ihnen sagen.«
    »Sie haben nie mit den beiden über ihre Vergangenheit geredet? Kannten keines ihrer Geheimnisse?« Er stand auf, schlenderte durch den Raum, blieb neben ihr stehen und beugte sich zu ihr hinunter. »Sagt Ihnen der Name Charlotte Schweiger etwas?«
    »Nie gehört.«
    »Sie hatte auch einen Unfall.« Er ging wieder hinter seinen Tisch, blieb stehen und stützte sich auf die Stuhllehne.
    »Menschen haben täglich Unfälle.« Sie wirkte plötzlich steinern.
    »Gärtner hat ihn verursacht. Charlotte Schweiger ist dabei gestorben.«
    »Das ist schrecklich.« Sie setzte sich kerzengerade hin, so als panzere sie mit ihrer Haltung ihre Seele. Oder verdrängte sie die Fetzen, die durch ihre eigene Erinnerung geisterten? »Ich werde jetzt gehen.«
    »Natürlich.« Er

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