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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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er schüttelte den Kopf und lief vor ihr auf und ab.
    »Tot?«, presste Gabriele Hofmann leise hervor. »Das wusste ich nicht. Der Herr Doktor hat gar nichts gesagt. Was ist passiert?«
    »Sie … sie ist ermordet worden. Am Samstagabend.« Thea stockte. »Jedenfalls war die Polizei im Haus.«
    »Das ist ja schrecklich«, sagte Gabriele Hofmann, fühlte aber weder Mitleid, noch war sie schockiert.
    »Wie der Herr Gärtner.«
    »Gärtner? Martin Gärtner?« Auch davon hatte sie nichts gewusst. Aber sie hatte schließlich genug eigene Sorgen. »Dann kommen Sie heute nicht?« Schon als sie es sagte, hätte sie sich in den Hintern treten mögen. Sie war wirklich ein fettes, dummes Trampeltier. Der Patient blieb vor ihr stehen. Sie drehte sich zur Seite. »Also, ich meine … wir hätten darüber reden können. Es nimmt Sie doch sicher sehr mit.« Gerettet. Das war sogar eine weitaus bessere Chance. Ja, sie würde Frau Roth zuhören und ihr helfen, und im Gegenzug würde Thea ihr, Gabi, zuhören.
    »Das ist nett, aber ich komme schon klar.«
    Im Hintergrund hörte Gabriele eine andere Stimme durch das Telefon, und dumpf, als halte sie die Hand über die Muschel, sagte Thea: »Ja, mein Schatz, versprochen. Mach dir keine Sorgen. Pass auf dich auf. Bis heute Abend!« Eine Tür öffnete und schloss sich.
    »Ihre Tochter?«, fragte Gabriele.
    »Ja. Meine Miriam.« Theas Stimme erstarb.
    Das ist deine Chance! Ergreife sie!
»Wissen Sie was, ich könnte Ihnen etwas zur Beruhigung geben. Sie kommen rasch rüber, und ich nehme das in die Hand. Oder Doktor Wittke –«
    »Nein, nein, ich brauche keinen Arzt. Ich habe nur Kopfschmerzen und schlecht geschlafen. Es war etwas viel.«
    »Das verstehe ich.« Nicht aufgeben. Sie braucht dich. Du brauchst sie. Gabriele bemühte sich um einen verschwörerischen Ton. »Ich könnte in der Mittagspause auf einen Sprung bei Ihnen vorbeischauen.« Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Patienten und flüsterte: »Der Chef muss es nicht wissen. Ich gebe Ihnen etwas, und Sie werden fröhlich sein und tanzen wie die Monroe in ihren besten Jahren.« Sie war stolz, dass sie sich an ihr Gespräch von neulich erinnerte. Bald würden sie sich auch duzen.
    Frau Roth wehrte ab. Gabriele redete auf sie ein. Dann hörte sie, wie bei Thea die Türglocke ertönte.
    »Moment.« Ein dumpfer Schlag drang an Gabrieles Ohr. Thea hatte den Hörer weggelegt. Bei der war ja was los. Sie hörte Schritte und wie die Wohnungstür geöffnet wurde. »Guten Morgen, Frau Roth«, sagte eine Männerstimme, die ihr vage bekannt vorkam. »Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten.« Kurz blieb es still. »Ich komme gleich«, sagte Thea, dann wurden die Schritte lauter, und sie sprach in den Hörer. »In Ordnung. In der Mittagspause.«
    Am liebsten wäre Gabi gleich losgestürzt. Eine Flasche Wein in der einen und eine Schachtel Pralinen für die Freundin in der anderen Hand. »Ja«, sagte sie laut und schlug mit der Hand auf den Rezeptblock. Endlich eine Vertraute! Sie würde ihr von dem Mann erzählen, der abends um ihr Haus schlich. Von dem sie sich bedroht fühlte. Von Haralds Brutalität. Vielleicht würde sie den Mut finden, dann zur Polizei zu gehen. Gemeinsam mit Thea.
    Als sie aufsah, lehnte Doktor Wittke am Tresen. Sie hatte ihn nicht bemerkt. Kalt sah er sie an.

[home]
25
    10:30 Uhr
    E hrlinspiel betrachtete das Lichtbild im Reisepass. »Haare gefärbt?«
    »Ich wäre sonst grau. In meinem Alter.« Thea Roth sah zu Boden.
    »Danke, dass Sie mit uns in die Polizeidirektion gekommen sind.« Er reichte Stefan Franz den Pass. »Kopieren Sie den und checken die Daten später ab.« Wenn der faule Hund schon wieder mitmischte, sollte er ruhig ein wenig Arbeit erledigen.
    Mit ausdrucksloser Miene legte der Polizeihauptmeister das Dokument vor sich hin. Zusammen mit einer Soko-Schreibkraft, einer Frau um die sechzig, deren Finger bereits auf dem Laptop lagen, saß er an einem kleinen Beistelltisch in Ehrlinspiels und Freitags Büro. Franz’ birnenförmiges Gesicht und sein kaum vorhandener Hals kamen Ehrlinspiel noch fetter vor als sonst. Der Hintern des Polizisten steckte in einer khakifarbenen Uniformhose und ragte links und rechts über den Stuhl hinaus. Auf einem der feisten Schenkel klebte etwas Helles, das wie eingetrockneter Schmelzkäse aussah. Obwohl er nun Angehöriger einer Mordkommission war, weigerte sich Franz, in Zivil zu kommen. Provokation? Trotteligkeit? Ehrlinspiel hoffte, dass ihnen wenigstens die

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