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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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andern.«
    Die Ermittler warfen sich einen Blick zu. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie ist verschwunden. Seit Stunden. Und ich –«
    »Aber nein! Sie war bei uns. Bei der Polizei. Wir haben uns unterhalten, noch vor eineinhalb Stunden. Sie wird sicher gleich kommen«, sagte Ehrlinspiel und dachte: Wir wollten zwar mit der Tochter reden, dennoch müsste Thea Roth längst hier sein. Wehe dir, Franz, du hast die Taxifahrt versemmelt!
    »Bei Ihnen?« Sie ließ den Arm sinken, der auf dem Türknauf gelegen hatte, und stieß hörbar Luft aus. »Warum? Und warum bringen Sie sie nicht mit? Geht es ihr gut? Wieso sind Sie überhaupt gekommen?«
    »Ein Kollege bringt sie bald nach Hause. Sie ist sicher.«
    »Sicher«, sagte sie, »hier?« Ein winziger Spucketropfen löste sich von ihren Lippen.
    Unwillkürlich trat Ehrlinspiel einen Schritt zurück. »Wir überwachen das Haus. Die Polizei ist immer ganz in Ihrer Nähe.«
    Sie drehte sich ohne ein Wort um und ging zwei Schritte in den Flur. Unter der Lampe mit den baumelnden Glasperlen blieb sie stehen, sah die Kommissare an und lächelte. Hinter ihr war in einer halb geöffneten Tür ein Stück eines Flügels zu sehen.
    Ehrlinspiel fühlte sich an eine Karnevalsfigur mit pompösem Kopfschmuck erinnert.
    Verrückt, dachte er. Für einen Moment schien sie mir verrückt. Eben noch hatte er geglaubt, Thea Roth sei nicht klar im Kopf, und jetzt … Doch er wusste, dass Angst sowohl ein aggressives als auch verwirrtes oder scheues Verhalten hervorrufen konnte. »Benutzen Sie das Parfum Ihrer Mutter?«, fragte er. Eine sachliche Basis war das Beste in derlei Situationen.
    »Kommen Sie doch in die Küche.«
    Gleich darauf saßen sie in einem kleinen Raum mit hellen Holzmöbeln. Er war wie Zenkers Küche im Stockwerk darunter geschnitten, doch im Gegensatz dazu freundlich und erfüllt vom Aroma nach Seife und Obst, das in kleinen Glasschalen auf dem Küchentisch stand. Aprikosen, Kirschen, Erdbeeren. Auf der Eckbank und den Stühlen lagen bestickte Kissen, über den Tisch war ein langes, schmales Tuch mit filigranem Rand gebreitet, wie Ehrlinspiel es von seiner Großmutter kannte. Vor der Balkontür ergoss sich ein Meer gelber und weißer Blüten über das Geländer.
    Miriam Roth legte die Hände locker auf den Tisch, ihre Gesichtszüge waren wieder entspannt. »Parfum? In meinem Job wäre das nach einer halben Stunde herausgeschwitzt.«
    »Also benutzen Sie es nicht?«
    »Nein. Warum?«
    »Frau Roth.« Ehrlinspiels Blick fiel auf zwei Engelsfiguren, die auf einem Bord links und rechts von einer Reihe Kochbücher standen. Ihre Körper waren unförmig und die Gesichter schief. »Ihre Mutter hat uns von ihrem Unfall und dem Koma erzählt. Sie hat … Verletzungen körperlicher Art zurückbehalten. Narben.«
    Miriam Roth faltete die Hände. »Warum interessiert Sie das alles?«
    Ehrlinspiel nickte Freitag zu: Mach du weiter. Das ist ein Fall wie maßgeschneidert für dein Fingerspitzengefühl. Aber vor allem ein Zeichen von mir, dass du ein hervorragender Polizist bist.
    »Ihre Mutter wirkte ein wenig durcheinander«, sagte Freitag, »und wir wissen nicht, wie wir ihr und Ihnen am besten beistehen können. Haben Sie einen Tipp für uns?« Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. »Versteht sie denn schon wieder alles, was vorgeht? So ein Schicksal hinterlässt ja bisweilen seelische Spuren.«
    Miriam blickte von Freitags gebogener Nase zu den schwarzen Haarsträhnen in seiner Stirn, auf sein taubenblaues Hemd und schließlich auf seinen Ehering. »Der Pfarrer sagt, sie macht ihren Weg. Dass Jesus sie liebt und ihr Kraft gibt.«
    »Und was glauben
Sie?
Sie kennen Ihre Mama am besten.«
    Mama. Miriams Wortwahl. Ob Freitag damit sein Ziel erreichen und ihr Vertrauen gewinnen würde?
    »Sie ist noch schwach. Und sie … sie schläft schlecht. Das sagte ich Ihnen ja schon. Sie sollte eigentlich eine Therapie machen. Aber« – sie presste kurz die Lippen aufeinander – »sie weigert sich. Sie betritt keine Arztpraxis. Sie sagt, sie erträgt nach allem keine Ärzte mehr.«
    Freitag legte den Kopf etwas schief. »Aber sie hat doch Hilde Wimmer zu Doktor Wittke begleitet?«
    »Geht es ihr wirklich gut, kommt sie bald? Sind Sie sicher?«
    Beide Ermittler nickten.
    »Ich bin so froh.« Miriam blickte zu der Balkontür, dem Blütenmeer und den Baumkronen dahinter, in denen Millionen Blätter grün in der Sonne glänzten. »Sie lag wochenlang auf der Intensivstation, und als sie wieder

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