Mein wirst du sein
gekauft.«
Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
»War ich ihr nicht gut genug im Bett? Brauchte sie etwas Frisches, Neues? War ich ihr zu alt ? Und dabei dachte ich immer, sie würde mich lieben. Sie hätte mir dankbar sein müssen, dass ich sie aus dem Loch, das ihr Zuhause war, herausgeholt habe. Der Vater ein Säufer und die Mutter eine Putzfrau. Und was macht sie dann? Gibt Kontaktanzeigen auf. Wie ein billiges Flittchen.«
Ich stand auf. Das führte zu nichts.
»Das reicht, Herr Dauber. Ich gehe jetzt. Sehen Sie erst einmal zu, dass Sie wieder nüchtern werden. Dann reden wir weiter.«
Er fluchte weiter vor sich hin. War das die Verwandlung des Dr. Jekyll in Mr. Hyde? Respektive des Dr. Stefan Dauber in einen Mörder?
»Wozu hat sie mich dann geheiratet? Um anzugeben? Des Geldes wegen?«
Ich schüttelte den Kopf und wandte mich zur Tür.
»Ich habe ein Alibi«, sagte Stefan Dauber plötzlich ruhig.
Ich drehte mich langsam um. Er saß in seinem Sessel, hatte sich zurückgelehnt und lächelte mich an.
»Ich hatte in der Nacht, als sie verschwand, einen komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch auf dem Tisch. Notfall. Und das wird Ihnen eine ganze Reihe OP-Schwestern und Ärzte bestätigen können.«
»Ich werde das überprüfen, verlassen Sie sich drauf.«
»Nur zu. Tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Er drehte das Glas in seiner Hand und sah wie gebannt auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit, die ölige Schlieren an der Innenseite des Glases hinterließ.
»Ich finde selbst hinaus, danke!«
Mich fröstelte, und ich fragte mich, ob das an dem Haus oder an Stefan Daubers Inszenierung lag. Ich hatte zwei Menschen in einer Person erlebt und stand vor dem Rätsel, welche die echte gewesen war. Oder waren beide real?
Meine Augen tränten noch immer, als ich nach Hause fuhr. Obwohl es gerade erst Spätnachmittag war, hatte ich das Gefühl, schon ewig wach zu sein. Außerdem hatte ich Hunger. Müde parkte ich das Auto, schulterte meine Tasche und schloss die Tür auf.
Ich ging die zwei Stockwerke nach oben und blieb wie vom Donner gerührt auf halbem Weg stehen. Auf dem Treppenabsatz meiner Wohnung saß Mark Heilig, in der Hand eine Zeitschrift, in der er gelesen hatte. Er lächelte mich an, blieb aber sitzen, als er mich sah.
Meine Gedanken überschlugen sich. Was wollte er hier? Vor meiner Wohnung? Plötzlich war ich verdammt nervös. Gedanken an die Knutscherei von damals kamen hoch. Und mit ihnen ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend. Er durfte es nicht merken. Himmel, ich musste cool bleiben, um jeden Preis.
»Wie bist du ins Haus gekommen?«, wollte ich wissen, ohne ihn zu grüßen, und ging an ihm vorbei. Verdammt cool, oder?
»Dir auch einen schönen Abend«, wünschte er. Er rollte die Zeitschrift zusammen, stand auf und strahlte mich an. »Und glaub mir, wenn ich es gewollt hätte, hätte ich in deiner Wohnung gewartet.«
Ich zweifelte keinen Moment an seinen Worten, schloss die Tür auf und trat ein.
»Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne? Ich stehe nicht im Telefonbuch.« Ich warf meinen Schlüssel auf die Kommode im Flur und ließ die Tasche fallen. Mark trat hinter mir ein und warf die Tür ins Schloss.
»Ach ja, komm doch rein.«
Ich ging in die Küche.
»Ich arbeite bei der Polizei. Adressen ermitteln ist meine Spezialität.«
Er tappte hinter mir her und sah mir zu, wie ich ein Bier aus dem Kühlschrank nahm. Ich hielt den Kopf der Flasche an den Rand der Tischplatte und hieb mit der rechten Hand drauf. Den nach unten fallenden Kronkorken fing ich auf. Ich hatte ihn beeindruckt. Noch cooler.
Absichtlich bot ich ihm nichts an, was Mark jedoch nicht zu stören schien. Als ich die Küche verließ, um ins Schlafzimmer zu gehen, hörte ich, wie er den Kühlschrank öffnete. Mit Genugtuung lauschte ich dem Geräusch des auf den Boden fallenden Deckels.
Im Bad nahm ich die Kontaktlinsen heraus. Meine Augen juckten und tränten. Als ich Augentropfen hinein träufelte, tauchte Mark im Spiegel hinter mir auf. Lässig lehnte er mit seinem Bier in der Hand am Türrahmen. Er sah verdammt gut aus in seinen abgetragenen Jeans und dem weißen, enganliegenden T-Shirt. Aber eher würde ich mir die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.
Ich setzte meine Brille auf und drehte mich zu ihm um.
»Wenn du das jemandem erzählst, muss ich dich umbringen.«
»Was? Dass du eine Brille hast? Steht dir gut. Seit wann hast du sie?«
Ich antwortete nicht.
»Wie siehst du eigentlich
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