Mein wirst du sein
aus? Hast du geheult?«
Ich holte tief Luft.
»Ich habe einen verdammt beschissenen Tag hinter mir und ich habe Heuschnupfen. Und wenn du mich noch einmal fragst, wie ich aussehe, fange ich an zu schreien und bringe dich gleich auf der Stelle um!«
Er sagte nichts, aber in seinen Augen blitzte es auf.
»Was ist?«
»Ich kenne dich so nicht«, erklärte er mit belustigtem Lächeln. »Es ist, als hätte ich heute einen neuen Menschen kennengelernt. Schon allein das Kleid, das da an deiner Schranktür hängt. Trägst du das wirklich?«
Himmel, das Kleid für meine Auftritte bei Lou hing noch da. Ich hatte es in die Reinigung bringen wollen.
»Ich bin immer noch ich. Hör zu, wenn du schon mein Bier trinkst und dich hier offensichtlich gemütlich einrichtest, dann geh wenigstens in die Küche und mach dich nützlich. Schieb eine Pizza in den Ofen, ich gehe duschen.«
Mark blieb stehen und lächelte.
»Was ist? Willst du da auch noch mitgehen?«
»Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen«, antwortete er ungerührt und nippte an seinem Bier.
Das merkwürdig warme Gefühl machte sich ungefragt in meinem Magen breit und ließ sich trotz aller Willenskraft nicht mehr zurückdrängen. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf, ging ins Bad und schloss ab. Absichtlich trödelte ich herum.
Als ich geduscht und im Jogginganzug die Küche betrat, roch es verführerisch. Mark hatte zwei Teller auf den Tisch gestellt und eine Schüssel Salat gemacht. Frisch aufgeschnittenes und nach Knoblauch duftendes Brot stand in einem Körbchen daneben. Besaß ich einen Brotkorb? Offensichtlich gab es in meiner Küche Schränke, die ich dringend einmal ausmisten sollte.
Ich rubbelte mir mit einem alten Handtuch die Haare trocken und betrachtete Mark. Die Szene kam mir irgendwie normal und vertraut vor. Dabei hatten wir uns Jahre nicht gesehen, und schon gar nicht war ich Mark je im Jogginganzug oder mit nassen Haaren und Brille gegenübergetreten. Und doch empfand ich es nicht als störend, dass er an meinem Küchentisch saß, mein Bier trank und das Abendessen gemacht hatte.
Mein Bauch hatte Fieber. Ich räusperte mich.
»Wo hast du den denn gefunden?«, fragte ich und deutete auf den Salat. »Als ich das letzte Mal in meinen Kühlschrank gesehen habe, war keiner da.«
»Ich war einkaufen. Um die Ecke gibt es einen Supermarkt. Es wird dir entgangen sein, aber direkt am Eingang gibt es eine Abteilung mit frischem Obst und Gemüse.«
»Witzbold. Glaube ja nicht, dass ich nicht kochen kann.«
»Ja, klar. Du und kochen.«
Ich sah mich nach etwas um, das ich ihm an den Kopf werfen konnte, fand aber nichts.
»Wie auch immer, ich dachte, etwas Grünes kann zu der gefrorenen Pappe nicht schaden. Setz dich. Warum liegt in deinem Kühlschrank Klebstoff?«
Ich nahm Platz. Es war ungewohnt, sich in der eigenen Küche bedienen zu lassen, aber Mark brachte mir ein frisches Bier, und ich bedankte mich artig.
»Weil er dort länger hält. Als Mann solltest du das eigentlich wissen.«
»Greif zu.«
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Das warme Brot war dünn mit Butter bestrichen, darüber war frischer Knoblauch gerieben. Ich liebe Knoblauch.
»Gibt es eigentlich einen besonderen Grund für deine Anwesenheit?«, fragte ich und biss in das Baguette. Ich musste im Himmel sein.
»Ich dachte, ich kann dir die vorläufigen Ermittlungsergebnisse auch gleich mitteilen, bevor du das halbe Revier belästigst. Jochen hat mich schon gefragt, ob ich dich noch gesehen habe.«
Ach ja, ich ahnte, was er mir noch hatte sagen wollen. Ob es etwas geändert hätte?
»Gibt es etwas Neues?« Ich nahm einen Schluck aus der Flasche.
»Die Tote ist tatsächlich Susanne Dauber, aber das wussten wir ja eigentlich schon. Aufgrund der Papiere und dem Aussehen war das keine Überraschung.«
Mark stand auf und nahm die Pizza aus dem Ofen. Nicht im Traum wäre mir eingefallen, ihm zu helfen.
»Ein offizielles Ergebnis der Obduktion gibt es noch nicht. Fakt ist aber, dass sie erwürgt worden ist.«
»Weiß man womit?«
»Auf jeden Fall nicht mit bloßen Händen, da hätte man andere Male gefunden. Es war auch kein Draht oder Seil oder so etwas. Es muss etwas Weiches gewesen sein. Ein Band oder ein Schal vielleicht.«
»Ist sie tatsächlich erwürgt worden? Oder ist sie nur bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dann ins Wasser geworfen worden?«
»Sie ist nicht ertrunken, falls du das meinst. Sie war schon tot, bevor sie im Wasser gelandet ist.«
»Also hat der
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