Mein wirst du sein
würde sie behalten. Mit ihr sollte zu Ende gehen, was mit Heike begonnen hatte.
Noch musste er warten, die Zeit war noch nicht gekommen. Sie sollte es wissen. Es selbst herausfinden. Er war gespannt auf die Überraschung in ihren Augen, die langsam zu Angst werden würde. Sie war ahnungslos. Und er genoss bereits jetzt das Gefühl der Vorfreude.
Er musste sich in Acht nehmen. Sie war gefährlicher als alle anderen zuvor. Aber das Wissen darum ließ ihn vorsichtig sein.
Er hatte keine Angst. Es war nicht das Ende von allem, sondern der Beginn von etwas Neuem. Jule würde ihm gehören, und sie würden für immer vereint sein.
Dienstag
An Schlaf war nach dem Einbruch zunächst einmal nicht mehr zu denken gewesen. Der Einbrecher hatte sogar die Kette an der Tür, die ich vorgelegt hatte, durchtrennt. Mark hatte recht behalten. Wer in die Wohnung wollte, gelangte hinein.
Ich war durch die Wohnung geschlichen und hatte mich schließlich vor den Fernseher gesetzt. Den Privaten sei Dank konnte man sich um diese Uhrzeit mittlerweile allen möglichen Blödsinn ansehen, und seien es nur Wiederholungen irgendwelcher Sitcoms oder Talkshows. Irgendwann war ich dann doch in einen unruhigen Schlaf gesunken.
Jeder Knochen in meinem Körper schmerzte. Zum unbequemen Sofa kam die Prügelei mit Wendt, die ich nun mehr als deutlich spürte. Ich fühlte mich außerstande, heute etwas Sinnvolles zu leisten.
Die Rosen standen noch immer in der Vase auf dem Küchentisch, ich hatte sie nicht angerührt. Wahrscheinlich sollte ich die Polizei rufen. Doch was hätte das gebracht? Unweigerlich ein weiteres Chaos in meiner Wohnung. Mit dem Ergebnis, dass es keine verwertbaren Spuren gab, weil der Einbrecher Handschuhe getragen hatte.
Ich ignorierte die Blumen so gut es ging und nahm meinen Kaffee mit ins Wohnzimmer.
Als das Telefon läutete, warf ich einen kritischen Blick auf das Display. Wenigstens wurde eine Nummer angezeigt, dann konnte es nicht der nächtliche Eindringling sein.
Ich meldete mich und seufzte unwillkürlich, als ich Marks Stimme vernahm. Konnte er mich nicht wenigstens heute in Ruhe lassen? Hatte der Tag nicht schon beschissen genug angefangen?
»Was willst du?«
»Wir mussten Wendt laufen lassen«, sagte er ohne Begrüßung, und es kostete ihn hörbar Überwindung.
Eigentlich hätte sich jetzt ein Hochgefühl einstellen müssen. Das Gefühl, recht gehabt zu haben. Es blieb aus.
»Er war zwar in der Nähe von zwei Tatorten, das war aber purer Zufall und hatte mit irgendwelchen Fortbildungen zu tun, die seine Firma ihm aufgehalst hat. Und dafür gibt es jede Menge Zeugen. Für alle anderen Morde hat er ebenfalls wasserdichte Alibis. Da ist nichts dran zu rütteln.«
Ich schwieg einen Moment und wartete darauf, dass Mark weiterredete.
»Warum erzählst du mir das?«, fragte ich schließlich.
»Weil der Mörder vielleicht auch hinter dir her ist. Ich möchte nur, dass du weißt, dass du nicht in Sicherheit bist.«
»Das weiß ich bereits, danke.«
Schweigen.
»Ist wieder etwas vorgefallen? Ein weiterer Einbruch?«
»Nein, nichts passiert«, antwortete ich fest. Ich würde allein mit der Sache fertigwerden.
»Sicher?«
»Sicher.« Ich trank einen Schluck Kaffee.
»Wie du meinst. Noch etwas: Wir haben Profiler eingeschaltet. Sie vermuten, dass der Mörder bald wieder zuschlagen wird. Die Abstände zwischen den Morden werden immer kürzer. Möglicherweise möchte er gefunden werden.«
»Willst du mich verarschen? Das hört sich an wie aus einer schlechten Folge CSI.«
»Das ist nicht meine Absicht. Auch wir arbeiten mit Hochdruck an der Überführung des Mörders, kommen aber nicht weiter, also haben wir Profis hinzugezogen.«
»So, so.«
»Hör mal, so kommen wir nicht weiter.« Zufrieden stellte ich fest, dass es auch um seine Nerven nicht mehr zum Besten bestellt war. »Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?«
Ich setzte meine Tasse ab.
»Heißt das, dass du mich jetzt in Ruhe lässt? Und mich einfach ermitteln lässt?«
»Wenn es sein muss«, würgte er nach einem kurzen Moment heraus.
»Und das kriege ich schriftlich?«
»Wenn es sein muss, auch das. Hör mal, ich stehe hier echt unter Druck. Da kann ich es nicht brauchen, wenn ich zusätzlich private Probleme aufgeladen bekomme. Es tut mir leid, das zwischen uns ist blöd gelaufen. Ich lasse dich in Ruhe ermitteln, und du sorgst bitte dafür, dass es keine unangenehmen Überraschungen mehr gibt, okay?«
Ob der Einbruch von heute Nacht wohl
Weitere Kostenlose Bücher