Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
Vom Netzwerk:
in diese Kategorie fallen würde?
    »Ja. Aber für die Ohrfeige entschuldige ich mich nicht.« Ein bisschen Stolz hatte ich ja auch noch.
    »Ich habe mir so etwas Ähnliches schon gedacht.« Mark seufzte. »Wie wäre es mit einem Bier heute Abend? Ich weiß aber noch nicht, wann ich hier herauskomme.«
    Jens hatte mich auf ein Eis eingeladen, um den Rest seines schlechten Gewissens zu tilgen. Mist. Was sollte ich jetzt tun?
    »Ich habe schon etwas vor.« Irgendwie war mir das peinlich, aber ich konnte nicht einmal sagen, warum.
    »Dann eben nicht. Ich wünsche dir einen schönen Tag!«
    Was hatte er erwartet? Dass ich nur darauf wartete, mit ihm ein Bier trinken zu gehen? Wir hätten uns für morgen verabreden können, doch er hatte wie eine beleidigte Leberwurst sofort aufgelegt.
    Verärgert legte ich den Hörer zur Seite, doch aus dem Gespräch war auch etwas anderes zurückgeblieben. Der Mörder wollte gefunden werden, hatte er gesagt. Ob das den Tatsachen entsprach? Wenn der Einbrecher wirklich der Täter war, dann sprach viel für diese Theorie. Die anderen Opfer hatten nicht über nächtliche Anrufe oder Einbrüche berichtet. Zumindest stand nichts davon in den Akten.
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Hatte er seine Vorgehensweise geändert? Wollte er seine Opfer nun schon vor dem Mord quälen und sich an ihren Ängsten weiden? Oder betraf das nur mich?
    Ich hatte Angst, und das zuzugeben fiel mir, zumindest mir gegenüber, nicht schwer. War ich sein nächstes Opfer? Wenn der Psychoterror so weiterging, war ich bald ein nervliches Wrack. Ein Blick in den Spiegel genügte, um festzustellen, dass ich nicht mehr lang durchhielt. Zu wissen, dass mir der Mörder nachstellte und nur auf eine Gelegenheit lauerte, auch mich ins Jenseits zu befördern, fraß an meinen Nerven.
    Und bei all diesen Überlegungen ließ mich etwas anderes nicht los: Die Gewissheit, dass ich etwas übersehen hatte. Und ich kam, verdammt nochmal, nicht dahinter, was es war. Letzte Nacht war ich mit diesem Gefühl aufgewacht, und es war klarer gewesen als alles andere. So wie ich gewusst hatte, dass Wendt nicht der Mörder war, so sicher war ich mir, dass es etwas gab, das ich nicht richtig zugeordnet hatte. Es war direkt vor meiner Nase. Irgendwo. Und ich sah es nicht, und das machte mich wahnsinnig.
    Sollte ich die nächste sein, die dem Mörder zum Opfer fallen sollte, hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich vergrub und versteckte mich, bis er mich letztlich doch fand, oder ich nahm das Heft selbst in die Hand. Wenn ich schon partout nicht darauf kam, was ich übersehen hatte, dann wollte ich zumindest alles Menschenmögliche tun, den Mörder zu überführen. Und dann gab es nur eines: weiter ermitteln.
    Ich versuchte, mich zu sammeln und meine Gedanken auf die bisherige Ermittlungsarbeit zu konzentrieren. Wendt und der Ehemann fielen aus, die hatten ein Alibi. Blieben also noch Goldmann, der Streetworker Rafael Winter und Erich Weber.
    Winter hatte zwar einen Sprung in der Schüssel, doch ich hielt ihn nicht für den Mörder. Dazu reichte sein Intellekt nicht. Sicher, ich konnte mich täuschen, aber mein Gefühl sagte mir, dass er nicht der Mörder war.
    Weber hatte sich seltsam verhalten, und ich hätte zu gern gewusst, was es mit der jungen Frau von gestern Abend auf sich hatte. Dem musste ich auf jeden Fall nachgehen.
    Blieb noch Goldmann, der affektierte Autoverkäufer. Gedankenverloren hielt ich das Bild von ihm in Händen, das er seiner Antwort auf Susannes Anzeige beigelegt hatte, und versuchte, mir den Abend des Gesprächs mit ihm wieder ins Gedächtnis zu rufen.
    Er hatte ein Auto verkauft, einen Touareg, und war sichtlich stolz auf sich gewesen.
    An seiner Geschichte zweifelte ich nicht, aber einen besseren Anhaltspunkt hatte ich auch nicht. Sein Arbeitgeber war ein VW-Autohaus in Söflingen.
    Irgendwie führten all meine Wege nach Söflingen. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Doch eigentlich war es kein Wunder, war es doch ein beliebter Stadtteil mit hoher Wohnqualität.
    Ich beschloss, zum Autohaus zu fahren und mich dort umzuhören.
    Die Sonne schien, und kein Wölkchen trübte den blauen Himmel. Ein weiterer frühlingshaft warmer Tag lag vor Ulm, und mir kam es beinahe unwirklich vor, dass ich erst letzte Nacht Besuch von einem Einbrecher gehabt hatte. Noch scheute ich mich vor dem Wort Mörder. Die Gefahr fühlte sich nicht so drohend an. Mit einem Einbrecher würde ich fertigwerden. Irgendwie. Mit einem

Weitere Kostenlose Bücher