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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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mich bringen und stieg aus.
    Wortlos reichte mir Andreas die Leine, ließ sie aber nicht sofort los, als ich danach griff.
    »Ich hoffe, du tust nichts Ungesetzliches?«
    »Wie könnte ich?«
    Seine Hand berührte meine. Zufall? Mir wurde heiß und kalt. Als er die Leine freigab, drehte ich mich auf dem Absatz um und floh zurück zum Auto. Flocki trabte brav neben mir her, und Andreas’ Lachen verfolgte mich.
    »Eigentlich ist sie lieb«, sagte er in meinem Rücken. »Vielleicht solltest du ihr ab und zu ein Leckerli zustecken. Aber lass es sie nicht riechen, sonst fängt sie an zu sabbern und springt an dir hoch. Für das Zeug tut sie alles. Wenn du die Hundekekse versteckst und sagst ›such‹, dann hört sie nicht eher auf zu wühlen, als bis sie sie gefunden hat.«
    Das waren ja herrliche Aussichten bei dem monströsen Vieh.
    »Sie mag aber nur die Kekse in der gelben Packung mit der lila Schrift. Alle anderen verweigert sie.«
    Schleckig auch noch, das hatte ich ja gern. Trotzdem hielt ich auf dem Rückweg an einem Geschäft für Tiernahrung und erstand eine gelbe Tüte mit lila Aufschrift mit Keksen, die aussahen wie kleine Knochen. Nicht nur wählerisch war die Dogge, sie schien auch ein wahrer Gourmet zu sein. Die gelbe Packung war mit weitem Abstand die teuerste, die es zu kaufen gab. Zähneknirschend bezahlte ich, denn wenn mein Plan aufgehen sollte, brauchte ich etwas, das sie mochte.
    Die Leckereien waren in Plastik verpackt. Sicher konnte der Hund das nicht riechen.
    Er konnte. Ich hatte die Tüte auf der Beifahrerseite deponiert, und Flockis Kopf war bald zwischen den Sitzen erschienen. Die Spucke tropfte ihr nur so aus dem Maul, und bald bildete sich ein kleiner See auf der Ummantelung der Handbremse.
    Widerlich! Ich hatte versucht, ihren Kopf nach hinten zu schieben, mir dabei aber lediglich einige Spuckefäden im Gesicht eingehandelt. So schnell wie möglich fuhr ich nach Hause und stieg aus. Ich schüttelte mich angeekelt und ließ Flocki heraus. Angeleint hinter dem Haus an der Wäschestange, ließ ich sie mit einem der Kekse zurück und ging nach oben, um mich sauber zu machen. Ich musste mich beeilen, die Schule war bald zu Ende.
    Fünf Minuten später marschierte ich gesäubert mit Flocki an der Leine in Richtung von Leons Schule. Sebastian hatte ihn heute Morgen hingebracht, und diesmal hatte es keine Zwischenfälle gegeben. Allerdings lauerten sie ihm auch oft auf dem Heimweg auf, hatte Leon erzählt.
    Ich wartete ein wenig abseits des Eingangs und versuchte, die sabbernde Flocki zu bändigen, die die Kekse in meiner Tasche roch.
    Als Leon zur Tür herauskam, erhellte sich sein Gesicht, als er mich mit Flocki stehen sah, die noch immer an der Leine zerrte und an meinem Bein hochsabberte. Hinter ihm gingen vier größere Jungs, die bei unserem Anblick die Köpfe zusammensteckten und anfingen zu flüstern. Leon drehte sich zu ihnen um. Was er tat, konnte ich nicht sehen. Aber seinem selbstzufriedenen Gesicht nach zu urteilen, hatte er ihnen entweder eine lange Nase gemacht oder die Zunge herausgestreckt.
    Ich grinste in mich hinein und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, als er zu mir herantrat.
    »Wo hast du den denn her?«, fragte er bei Flockis Anblick und tätschelte vorsichtig ihren Kopf. Einen Augenblick war sie abgelenkt und vergaß die kleinen Hundeknochen.
    »Ausgeliehen.«
    »Macht der was?«
    »Das ist ein Mädchen. Sicher macht sie was. Aber nur bösen Jungs.« Ich zwinkerte ihm zu.
    »Dann bin ich jetzt sicher?«
    »Ich hoffe doch.«
    Einträchtig gingen wir nebeneinander her und verließen den Schulhof. Auf dem Nachhauseweg holten uns die vier Jungs ein.
    »Hast du dir jetzt Verstärkung geholt?«, fragte der größte, ein dicklicher Bub, der vielleicht zehn Jahre alt sein mochte. Irgendwie kam mir sein Gesicht auf unangenehme Weise bekannt vor.
    »Ein Weib und einen sabbernden Hund«, höhnte eine dünne Bohnenstange.
    »Meinst du mich mit Weib?«, fragte ich. Der Kleine riskierte eine ganz schön kesse Lippe. Das ließ Rückschlüsse zu, wie es bei ihnen zu Hause um die Rollenverteilung bestellt sein mochte.
    »Das ist eine Privatdetektivin. Und zufällig meine Freundin.«
    Hört, hört, da war ich ja ganz schön aufgestiegen. Ich merkte, wie sehr ich mich darüber freute.
    »Klar, eine Privatdetektivin«, nuschelte ein kleinerer Junge mit pechschwarzem Haar. »So was gibt’s doch nur im Film.«
    »Was ist jetzt mit der Kohle?«, fragte der größte und ließ keinen

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