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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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stieg aus, um frische Luft zu schnappen.
    Es dauerte quälende weitere 20 Minuten, ehe beide das Lokal verließen und scheinbar ziellos durch die Stadt wanderten. Ich folgte ihnen langsam mit dem Auto. In der Hoffnung, nicht als Verkehrshindernis angezeigt zu werden. Zum Glück erreichten sie kurze Zeit später Webers Auto und stiegen ein. Auf meine Chance hoffend, wartete ich ab und folgte ihnen schließlich nach Neu-Ulm. Dort hielt er in einer ruhigen Seitenstraße der Innenstadt an, umarmte die junge Frau ausgiebig – und ließ sie aussteigen.
    Was zum Teufel sollte jetzt das? Ich hatte damit gerechnet, den Fall heute Nacht vielleicht lösen zu können. Und was tat mein Verdächtiger? Er setzte das potenzielle Opfer brav zu Hause ab und fuhr weg. Noch nicht einmal ein kleines Härchen hatte er ihr gekrümmt.
    Ich musste mich schnell entscheiden. Und folgte Weber. Nach Wiblingen. Er parkte, betrat sein Haus und ging in den ersten Stock. Kein Grund, ihn weiter zu observieren.
    Ich fuhr zurück nach Neu-Ulm und untersuchte die Klingelschilder des Mehrfamilienhauses, in das die junge Frau verschwunden war. Es wohnten drei türkische Familien im Haus und ein Marco Brassner. Demnach musste die junge Frau Jasmin Feuer sein.
    Und was sollte ich mit der Information jetzt anfangen? Fest stand, dass sich heute Nacht nichts mehr tun würde. Und irgendwie war ich froh. Ich war fertig mit den Nerven und brauchte dringend Schlaf.
    Zu Hause fiel ich ins Bett wie ein Stein.

    Mitten in der Nacht schrak ich plötzlich hoch. Ich hatte Herzrasen und war mit einem Schlag hellwach. Es waren nicht die üblichen, immer wiederkehrenden Träume, die mich aus dem Schlaf gerissen hatten. Es war die sichere Gewissheit, dass mir etwas entgangen war. Ich hatte etwas übersehen, und in meinem Traum wäre ich beinahe hinter das Geheimnis gekommen.
    Mit offenen Augen lag ich im Bett, versuchte, mich zu beruhigen, und starrte in die Dunkelheit. Unentwegt grübelte ich, was ich geträumt hatte und versuchte verzweifelt, die letzten Fetzen dieses Traumes zu packen, um ihn zu Ende spinnen zu können. Doch es gelang mir nicht. Es war etwas mit Rosen gewesen, daran konnte ich mich erinnern.
    Plötzlich gesellte sich ein anderes, unangenehmes Gefühl dazu. Das sichere Wissen, nicht allein zu sein.
    Augenblicklich rauschte das Adrenalin in meinem Körper, und ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Vergessen waren der Traum und das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Ich war nicht allein in meiner Wohnung, und obwohl ich nicht das Geringste hörte, war ich mir der Anwesenheit einer fremden Person so bewusst, als würde sie direkt neben mir stehen.
    Leise schlug ich die Decke zurück und stahl mich ohne ein Geräusch aus dem Bett. Mit klopfendem Herz lauschte ich in die Dunkelheit, hörte jedoch nichts.
    So abgebrüht ich mich auch geben mochte, in erster Linie war ich eine Frau, deren Leben bedroht wurde. Und das machte mir Angst.
    Vorsichtig schlich ich zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. Lauschend hielt ich einen Moment inne, ohne mich zu bewegen. Noch stärker spürte ich jetzt die Anwesenheit einer fremden Person.
    Als ich die Tür öffnete, nahm ich zweierlei gleichzeitig wahr: In der Küche brannte Licht, und ich war mir sicher, dass ich es ausgeschaltet hatte, als ich zu Bett gegangen war. Im gleichen Moment hörte ich, wie die Eingangstür ins Schloss gezogen wurde. Und mit diesem Geräusch schwand auch die Gewissheit, dass jemand hier war. Ich war wieder allein.
    Was ich in der Küche sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich hielt unwillkürlich die Luft an, und die Zeit schien einen Moment stillzustehen. Mitten auf dem Tisch stand eine Vase mit einem überdimensional großen Strauß roter Rosen.
    Ich wusste nicht, wie lang ich dort gestanden und die perfide Überraschung angesehen hatte. Das Klingeln des Telefons riss mich aus meiner Erstarrung. Ich lief zurück ins Schlafzimmer und meldete mich.
    »Für dich!«, waren die einzigen Worte, die aus dem Hörer klangen, dann wurde aufgelegt.
    Mir war, als greife eine kalte Hand nach mir. Ich begann zu frösteln, schließlich zitterte ich am ganzen Leib, bis die Kälte auch mein Innerstes erreicht hatte.
    Er war sich nun ganz sicher. Zuerst hatte er es nur geahnt, nun wusste er es. Sie war ihm geschickt worden. Für all die Mühen in den vergangenen Jahren sollte er nun die Belohnung erhalten.
    Sie war so hübsch, so unwiderstehlich. Sie sollte ihm gehören. Nur ihm. Er

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