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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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dass ein Mörder sein Unwesen trieb, der auf Kontaktanzeigen antwortete.
    Ich hatte ihm nie erzählt, dass ich im Umfeld von Susanne Daubers Kontaktanzeige ermittelte. Ich hatte noch nicht einmal erzählt, dass es Kontaktanzeigen gab. Wie hatte ich nur so dumm sein können?
    All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich den Namen Jens Krüger in der Namensliste von Heike Milders Parallelklasse entdeckte.

    Ich wusste, dass ich sterben würde. Die Erkenntnis traf mich mit erschreckender Klarheit, und fast akzeptierte ich schon die Unabänderlichkeit.
    Einen Moment später spürte ich seinen Atem im Nacken, als er mir etwas Weiches um den Hals legte: Den Schal, mit dem er mich erdrosseln wollte.
    Dann schoss das Adrenalin durch meinen Körper und rauschte in meinen Ohren. Der verzweifelte Wunsch des Überlebens hatte es freigesetzt, ich musste kämpfen.
    Meine Hände fuhren an den Hals. Doch es war zu spät. Langsam, ganz langsam, als wolle er jeden Moment auskosten, mit dem sich mein Leben dem Ende zuneigte, zog er den Schal zu. Ich rang verzweifelt nach Luft und röchelte im Todeskampf, den Kopf leergefegt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wusste nur, dass ich nicht sterben wollte.
    Verzweifelt zerrte ich an dem Schal und trat mit den Beinen um mich, erwischte ihn jedoch nicht.
    Mir wurde schwindlig, und das Licht verblasste vor meinen Augen, als er die Schlinge fester und fester um meinen Hals zog.
    Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich auf den Beinen zu halten, aber er ließ mich nicht in die Knie gehen.
    »Warum?« Meine Stimme war nur noch ein Krächzen und kaum mehr hörbar. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

    Das Dunkel lichtete sich. Mein Hals schmerzte unsäglich, und das Schlucken fiel mir schwer. Dann erkannte ich Jens’ Gesicht, das ich zunächst nur schemenhaft wahrnahm.
    Er hatte mich auf die Bank am Küchentisch gesetzt und an die Fensterbank gelehnt. Interessiert sah er mich von der Seite an, wie ich wieder zu mir kam. Nichts in seinem Blick deutete darauf hin, dass ich einem Serienmörder gegenüber saß.
    »Warum? Das möchtest du wissen?« Seine Stimme war ruhig, sein Blick arrogant. Ich spürte ihn mit jeder Faser meines Körpers unangenehm dicht neben mir.
    Um wieder zu mir zu kommen, schüttelte ich den Kopf und versuchte zu schlucken. Dann sah ich Jens in die Augen, dessen Gesicht langsam klare Konturen annahm.
    War das Glitzern in seinen Augen schon zuvor dagewesen? Hatte ich es nur nicht gesehen?
    Er betrachtete mich mit schief gelegtem Kopf, als habe er ein wissenschaftliches Interesse an mir.
    Wie viel Zeit hatte ich?
    »Ja, warum?« Er schien nachzudenken, was er mir erzählen wollte. »Weil ihr alle gleich seid.«
    Seine Stimme hatte sich verändert. Sie war gehässig geworden, schrill. Und auch das Glitzern in seinen Augen sah ich nun deutlicher.
    Mein Gott, er ist irre. Er wird mich töten. In meiner eigenen Wohnung. Wie er all die anderen Frauen zuvor getötet hat.
    Ich versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Das Einzige, was ich brauchte, war eine Chance. Eine winzige nur, ich würde sie nutzen. Ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt und nicht hier. Und nicht von der Hand dieses Menschen, dem ich noch vor Kurzem mein Leben anvertraut hätte.
    »Heike ist am schlimmsten gewesen. Sie hat mich nicht gewollt. Stattdessen mit diesem Kerl gevögelt«, sprach er weiter und blickte, in Erinnerungen versunken, auf die Tischplatte. »Was sie nur an diesem Goldmann gefunden hat? Ich verstehe es nicht. Ausgenutzt hat er sie. Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als die Beine für ihn breitzumachen. Für ihn. Mich hat sie links liegen lassen. Dann aber hat sie sich plötzlich an mich herangemacht. Um mich anschließend abzuservieren.« Seine Stimme war lauter geworden, und er sah mich mit hasserfülltem Blick an.
    »Sie hat mit mir geflirtet, das Miststück. Auf Teufel komm raus. Tagelang, wochenlang. Sie hat mir Hoffnung gemacht, dass aus uns ein Paar werden würde. Dabei war ich nur ein Zeitvertreib für sie. An jenem Abend haben wir uns getroffen, wie schon ein paar Mal zuvor. Wir haben gelacht und getrunken. Aber als ich sie küssen wollte, hat sie mich zurückgestoßen. Wie ein Spielzeug, dessen sie überdrüssig geworden war, hat sie mich weggeworfen. Ich konnte nicht anders. Ich war irrsinnig wütend, da habe ich einfach zugedrückt. Es war so leicht. Und anschließend gehörte sie mir. Nur mir. Nicht mehr diesem Goldmann.«
    Widerlich! Und deswegen hatte sie

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