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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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für sich zu interessieren. Miniröcke tragen. Eine Autopanne vortäuschen. Schweigsam und geheimnisvoll sein. Aber seit heute steht für mich fest: Die allerbeste Methode, um einen Mann um den Finger zu wickeln, ist – so zu tun, als wolle man einen anderen heiraten. Glauben Sie nicht? Halten Sie für Unsinn? Dachte ich zuerst auch. Aber dann ließ ich mich auf ein Experiment der besonderen Art ein und fand dabei heraus: Im Krieg und in der Liebe ist tatsächlich alles erlaubt …
    Christoph
    Ich bin schon fast bei mir zu Hause, als mich ein Anruf von Rufus erreicht.
    »He, Alder«, brüllt er in mein Handy, »was machsn grade?« Er klingt ziemlich angetrunken, dabei ist es gerade mal kurz nach sieben. »Bin auf dem Weg nach Hause«, antworte ich.
    »Kommse noch aufn Abstecher ins Clochard?«
    »Sorry, aber ich bin echt platt von der Messe und hab keine Lust mehr. Außerdem muss ich morgen wieder zu den Hochzeitstagen und hab danach noch Bandprobe.«
    »Ich kann auch inne Schanze kommen«, bietet Rufus an. »Möchte mit dir reden.« Ein deutliches Hicksen erklingt, Rufus hat sich offenbar so richtig die Kante gegeben. Sofort wird der Beschützerinstinkt in mir geweckt, obwohl Rufus mir ja erst gestern erklärt hat, ich solle mich nicht so viel um ihn kümmern. Aber was soll’s, hole ich ihn da lieber raus, bevor er allein auf der Reeperbahn versackt.
    »Ich hole dich ab, komm in einer Viertelstunde raus.«
    »Bisn prima Kumpel«, nuschelt er und legt auf.
    Als ich das Clochard erreiche, steht Rufus schon draußen vor der Tür. Besser gesagt: Er schwankt und hält sich mühsam an einer Straßenlaterne fest. Auweia, in so einem Zustand habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen!
    Ich fahre rechts ran und öffne die Beifahrertür. »Rufus«, brülle ich, weil er mich nicht sofort sieht. »Hier bin ich!« Er hebt den Blick und grinst mich leicht blöde an, dann kommt er auf mein Auto zugeschwankt.
    »Super, Alder«, lallt er, während er sich auf den Beifahrersitz fallen lässt. »Kann losgehn«, meint er und schließt seine Tür.
    »Anschnallen«, fordere ich ihn auf. Daraufhin kämpft er eine Weile mit dem Gurt, bis ich mich schließlich über ihn beuge und ihm dabei helfe. Von wegen, nicht mehr wie ein Kind behandeln, im Moment kommt Rufus mir vor wie ein Dreijähriger. Ich fahre los. »Lass mal ins Mandalay fahrn«, fordert mein Bruder mich auf.
    »Wir fahren nirgendwohin außer zu mir«, stelle ich mit Bestimmtheit fest. »Da trinkst du erst einmal einen Kaffee.« Rufus verzieht das Gesicht und macht ein würgendes
    Geräusch. »Kaffee? Alder, is doch Samstagabnd.«
    »Für dich ist der Samstagabend vorerst vorbei.«
    »Spielverderber«, lallt er noch schwach, im nächsten Moment ist er auch schon eingeschlafen.
    Ich fahre also mit meinem kleinen Bruder nach Hause, der riecht, als hätte er in Strohrum gebadet. Aus den Augenwinkeln betrachte ich ihn und muss lächeln. Zwar gilt er mit seinen zweiundzwanzig Jahren vor dem Gesetz als erwachsen, aber wie er so da liegt und leise vor sich hinschnarcht, sieht er aus wie ein Baby. Ich kann es nicht ändern, ganz egal, wie alt Rufus auch wird: Er wird eben immer mein kleiner Bruder sein, für den ich die Verantwortung trage.
    »Das Zeug schmeckt zum Kotzen.« Rufus trinkt den Kaffee zwar nur widerwillig, aber immerhin findet er langsam zu seiner Muttersprache zurück. »Echt zum Kotzen.«
    »Wann hast du denn heute mit dem Trinken angefangen? Heut früh um zehn?«
    Rufus zuckt mit den Schultern. »Bin so gegen drei ins Clochard«, antwortet er. Vier Stunden in einer Kiez-Kneipe? Ja, da kann man schon in Rufus’ Zustand sein.
    »Gab’s einen Grund?«, frage ich vorsichtig, damit Rufus mir nicht gleich wieder einen Vortrag darüber hält, dass ich mich nicht in sein Leben einmischen soll.
    »Ach«, er macht eine wegwerfende Handbewegung und fegt dabei fast seine Kaffeetasse vom Tisch, »zickige Weiber!«
    »Britta?« Ich gebe mir Mühe, ganz neutral zu klingen, immerhin sind die Momente, in denen Rufus etwas von sich erzählt, ziemlich selten. Liegt uns beiden nicht besonders, da sind wir echte Brüder.
    »Hab sie vorhin angerufen und sie gefragt, was sie macht.« Dann schweigt er.
    »Und?«
    »Und?« Er wird etwas lauter. »Nix, und. Sie meinte, sie müsse mal für sich sein. Dann hat sie so einen Scheiß gelabert von wegen, sie weiß nicht, ob es gut ist, wenn wir uns weiter treffen und so … Dann halt nicht, hab ich ihr gesagt und aufgelegt.«
    »Deshalb hast du so

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