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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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tust.«
    »Kein Problem. Wie sieht’s denn bei dir aus? Kannst du Besuch empfangen oder bist du unter strenger Quarantäne?«
    »Solange wir uns nicht zu nahe kommen, besteht keine Gefahr.«
    »Soll ich morgen früh mal bei dir vorbeischauen? Dann kann ich dir alles zeigen. Oder brauchst du heute noch irgendetwas?«
    »Nein, morgen ist prima, nachmittags werde ich immer total schlapp. Und Mama war heute schon hier, hat mich mit Lebensmitteln und Tee eingedeckt.«
    »Dann komme ich morgen um zehn vorbei. Falls bis dahin noch irgendetwas sein sollte, ruf bitte an!« »Das mach ich.« Dann verabschiedeten wir uns und legen
    auf.
    Ich hole das Brautkleid aus dem Bad und manövriere es an meine Flurgarderobe. Einen Moment lang betrachte ich es unschlüssig. »Tja, was mache ich nun mit dir?«, sage ich laut. Zurückgeben scheidet ja nun aus, da ich jetzt ganz offiziell plane, demnächst zu heiraten. Ich beschließe, es noch eine Weile aufzuheben und dann wirklich über eBay zu versteigern.
    »Brautkleid, neu und ungetragen« – da wird sich wohl so mancher fragen, welche Geschichte dahintersteckt. Und wird zu dem Schluss kommen, dass die Verkäuferin – in diesem Fall ich – sitzen gelassen wurde. Oder sitzen lassen hat. Unterm Strich ist das auch völlig egal, bald ist der Spuk jedenfalls vorbei. Ich denke an die Bandprobe, zu der Christoph mich für morgen eingeladen hat. Eins steht schon mal fest: Selbst wenn die sich die Seele aus dem Leib spielen – für Kikis Hochzeit kann ich sie kaum buchen. Ich beschließe, meiner Schwester lieber nichts von der ganzen Geschichte zu erzählen. Das kann ich auch noch später tun, so in zwei, drei Jahren, wenn sie glücklich unter der Haube und mein Artikel Schnee von gestern ist. Bis dahin bleibt es mein kleines Geheimnis.
    Ich gehe rüber ins Wohnzimmer, mache es mir auf meinem Sofa gemütlich und breite die Unterlagen, die ich auf der Messe eingesammelt habe, vor mir auf dem Couchtisch aus. Dazu lege ich die Liste von Christoph und den Zettel mit den Infos, die ich von Kiki habe. Mal sehen, wie ich ihr helfen kann. Mit einem Kugelschreiber notiere ich auf dem Zettel, was schon erledigt ist und was ich, in Absprache mit meiner Schwester, noch erledigen kann:

    1. Datum: steht fest, Standesamt am 4. Mai, 12.00 Uhr, Kirche am 5. Mai, 14.00 Uhr
    2. Ort: Bezirksamt Nord und Eppendorfer Hochzeitskirche
    3. Restaurant für die Feier: steht noch nicht fest, ansehen soll ich mir noch das Café Fees am Holstenwall, das Feuerschiff am Hafen und das Landhaus Flottbek
    4. Verlobungs- und Ehering: schon erledigt
    5. Gästeliste: hat Kiki fast fertig
    6. Einladungen: ich frage einen Grafiker in der Redaktion, ob er was entwerfen kann, schicke ich dann für Kiki raus Na also, ist gar nicht so kompliziert, das kriege ich schon hin.
    Der allerwichtigste Punkt scheint mir, so schnell wie möglich das Lokal zu buchen und die Einladungen rauszuschicken. Für den Rest haben wir dann noch genügend Zeit, bis dahin ist Kiki bestimmt wieder auf dem Posten.
    Als ich gerade überlege, ob ich jetzt gleich wieder losdüse, um mir zumindest noch ein oder zwei der Restaurants anzusehen, klingelt es an der Tür.
    »Hallo?«, sage ich in die Gegensprechanlage, aber statt dessen klopft es.
    »Ich bin’s, Simon«, erklingt die Stimme meines Nachbarn aus dem Flur. Überrascht öffne ich. »Hi.« Er steht vor mir und dreht etwas verlegen eine alte Ausgabe der Isabelle zwischen seinen Händen. Offenbar war er beim Friseur, seine braunen Locken wirken frisch gestutzt, er duftet nach Rasierwasser und steckt in einem engen Longsleeve, das seinen muskulösen Oberkörper betont. Was hat der denn vor?
    »Hallo, Simon«, begrüße ich ihn verwundert, »was willst du denn?«
    »Stör ich gerade?« »Nein.«

»Ich wollte dir nur«, er hebt die Zeitschrift hoch, »die hier zurückgeben, die hast du mir ja mal geliehen.«
    »Simon, die hab ich dir vor zwei Jahren mitgebracht, weil du wissen wolltest, was ich beruflich mache. Die brauchst du mir wirklich nicht zurückzugeben.« Erst recht nicht nach zwei Jahren, was soll denn das?
    »Ach so, ja«, stammelt er. »Dann ist ja gut.« Er bleibt weiter vor meiner Tür stehen. »Kann ich kurz reinkommen?«
    »Klar.« Ich lasse die Tür nach innen aufschwingen, Simon tritt ein. Sofort fällt sein Blick auf den Kleidersack an der Garderobe, aber er sagt nichts. »Lass uns ins Wohnzimmer gehen.« Ich gehe vor, er trottet hinter mir her und setzt sich auf den Sessel, den ich ihm

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