Mein wunderbarer Brautsalon
ihr beim Standesamt noch Bescheid sagen, wenn ihr auf eine Alster-Barkasse wollt. Ist kein Problem, der Beamte kommt dann zum Schiff.«
»Okay, wir gucken mal. Was hast du noch?«
Ich zeige ihr Broschüren von verschiedenen Floristen und Fotografen. »Und hier«, ich lege ihr eine DVD aufs Bett, »kannst du dir nachher ein Demo von einem Hochzeitsfilmer ansehen.« »Klasse.«
»Ach, und eine ganz besondere Hochzeitstorte habe ich auch entdeckt.« Ich ziehe meine Digitalkamera aus der Tasche, schalte sie auf »Bilder sichten« und halte sie Kiki unter die Nase. Sie prustet los. »Das ist ja das Abscheulichste, was ich je gesehen habe«, kommentiert sie die Riesentorte mit den zwei Delphinen.
»Stattdessen könntet ihr aber auch ein Brautpaar haben oder zwei Herzen, aus denen Champagner fließt.«
»Nee, danke. Ich glaube, wir nehmen einfach nur einen riesigen, herzförmigen Erdbeerkuchen. Wenn ich Matthias mit so einem Kitsch komme, lässt der sich scheiden, bevor wir überhaupt geheiratet haben!«
»Nein, das Risiko sollten wir nicht eingehen. Bin ja froh, wenn du endlich unter der Haube bist!« Wir lachen beide.
»Ach so«, sagt Kiki, als wir uns wieder beruhigt haben. »Ich hab mich mittlerweile übrigens entschieden, dass ich gern das Kleid hätte, das du dir angesehen hast. Würdest du das am Montag für mich kaufen?«
Ich zucke zusammen. »Schon kaufen?«
»Ich hab Angst, dass es sonst in meiner Größe weg ist. Du kannst nachher meine EC-Karte mitnehmen und das Geld dafür abheben, ich sag dir meine Geheimzahl.«
»Ich weiß nicht«, versuche ich, mich hinauszulavieren. »So etwas sollte man doch lieber selbst kaufen. Bringt es nicht Unglück, wenn das jemand anderes tut?«
Kiki guckt mich groß an. »Papperlapapp, seit wann glaubst du denn an so einen Unsinn?« »Ich weiß nicht, ich …«
»Also, wenn du dich besser fühlst, kannst du ja auch nur hingehen und es anzahlen. Dann hole ich es später ab, Hauptsache, es kauft mir niemand vor der Nase weg.«
»Na gut«, gebe ich mich geschlagen, »kann ich machen.« Und denke gleichzeitig: Das wäre doch mal ein schöner Job für unsere Volontärin. Kann ja schlecht bei Christoph vorbeischauen und mein Kleid noch einmal eine Nummer kleiner kaufen. Das heißt, vielleicht wäre das die perfekte Möglichkeit, meins doch wieder loszuwerden? Ich bringe es einfach zurück und behaupte, dass ich bestimmt doch ganz furchtbar abnehmen und es dann eine Nummer kleiner brauchen werde. Ich werfe Kiki einen Blick zu, wie sie da so klein und dürr und krank in ihrem Bett sitzt. Na, wenn das so weitergeht, eher zwei Nummern kleiner. Ach Quatsch, ich bleibe bei meinem Plan, behalte es und verditsche es irgendwann.
Wir plaudern noch eine Stunde lang, dann überkommt Kiki die Müdigkeit. »Bleib ruhig liegen«, sage ich, als ich von ihrem Bett aufstehe.
»Nee, ich komm mit zur Tür. Ich will von innen noch die Kette vorlegen, wenn Matthias nicht da ist, fühle ich mich so sicherer.«
»Er ist ja bald wieder da.« Wir gehen in den Flur, Kiki schlurft hinter mir her.
»Oh, hab gar nicht gehört, dass das Telefon ein paar Mal geklingelt hat«, sagt Kiki auf einmal, und ich drehe mich zu ihr um. Sie steht neben dem Telefon im Flur und deutet auf den blinkenden Anrufbeantworter. »Kannst mal sehen: So fix und fertig bin ich, dass ich nicht mal mitbekomme, wenn jemand anruft.« Sie drückt auf die Abspieltaste. Die ersten zwei Anrufe sind von unserer Mutter, die besorgt wissen will, wie es Kiki geht, und darum bittet, dass sie sich meldet. Dann kommt der dritte Anruf:
»Ha… hallo, Kiki, Christoph hier. Du weißt schon, Brautmoden-Christoph.« Ich erstarre und überlege kurzfristig, den Anrufbeantworter zu zertrümmern, bleibe aber nur wie hypnotisiert stehen und höre wie Kiki weiter zu. »Ich, ja, ähm, hab dir auch schon auf deinem Handy eine Nachricht hinterlassen, aber dann spreche ich hier auch nochmal drauf. Also, es geht um unser Treffen morgen, das klappt nicht um sieben, sondern erst um acht. Hoffe, du kannst da auch. Hier nochmal meine Nummer, falls es nicht geht: 0164-54 66 347. Ja, äh, wir sehen uns dann im Probenraum, dann kannst du dir die ›High Emotions‹ mal live anhören. Äh, tja, dann, äh, tschühüs.«
»Brautmoden-Christoph?«, wundert Kiki sich. »Der Typ vom Brautladen ruft hier an? Was für ein Termin, ich hab doch mit denen gar keinen Termin gemacht?« Kiki nimmt das Telefon von der Station. »Ich ruf den mal an und sag ihm, dass er sich
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