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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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fest. »Was versuchen?«
    »Sie für dich zu gewinnen.« Bei dieser altmodischen Ausdrucksweise muss ich schmunzeln, meine Oma ist immerhin schon fünfundachtzig.
    »Das rätst du mir allen Ernstes?«, wundere ich mich. »Ich soll versuchen, ein Paar auseinanderzubringen?«
    »Eine glückliche Liebe kann man nicht auseinanderbringen«, werde ich von meiner Großmutter belehrt. »Und sicher wäre es das Beste, du würdest dir die Frau aus dem Kopf schlagen. Aber wenn es dich wirklich so sehr erwischt hat … Also, versuch es einfach, dann musst du dich später nicht fragen, was gewesen wäre, wenn.«
    »Hm«, meine ich, »ich hätte nicht gedacht, dass du mir so einen Rat gibst.«
    »Du kennst deine Großmutter offenbar nicht so gut, wie du denkst.«
    »Und?«, will ich wissen. »Meinst du, ich habe eine Chance bei ihr?«
    »Das kann ich dir nun wirklich nicht beantworten. Aber ich bleibe dabei: Eine Chance hast du nur dann, wenn sie mit ihrem Verlobten nicht glücklich ist. Wenn doch, kämpfst du ohnehin auf verlorenem Posten.«
    Während wir die letzten Meter zu ihrer Wohnung zurücklegen, lächele ich in mich hinein. Oma hat recht: Wenn Annika diesen Paul richtig liebt, kann ich daran nichts ändern. Wenn aber nicht … Ein moralischer Freifahrtschein, das gefällt mir!

6. Kapitel

    Annika
    Sobald Christoph aus meinem Blickfeld verschwunden ist, rufe ich über Handy Paul an.
    »Ostermann?«, meldet er sich, aber ich kann ihn kaum verstehen, weil es im Hintergrund so laut ist. »Annika hier, wo steckst du denn?«
    »Wer ist da? Ich verstehe nichts!«
    »ANNIKA! Wo bist du?«
    »Moment, ich muss mal eben rausgehen.« Dann sagt er zu jemandem: »Bin gleich wieder da, laufen Sie nicht weg!«, dicht gefolgt von dumpfem Geraschel. »Wer ist da?«, fragt er wieder, sobald es etwas leiser ist.
    »Annika«, wiederhole ich zum dritten Mal. »Wo treibst du dich denn rum?«
    »Ich bin noch auf der Messe!«
    »Auf der Messe? Aber du bist doch seit Stunden weg!«
    »Ja, ich wollte ja auch gehen, aber dann habe ich … äh, ich habe mich mit einer netten Frau unterhalten.«
    »Paul, bist du bescheuert?«, fahre ich ihn an. »Was ist, wenn Christoph Hübner dich sieht?«
    »Keine Sorge«, beruhigt er mich, »ich bin am anderen Ende der Halle.«
    »Ach so, klar, da besteht ja keine Gefahr, dass er dich entdeckt«, stelle ich ironisch fest. »Ich pass schon auf«, verteidigt er sich, »hab mich eben irgendwie festgequatscht.«
    »Du bist mir echt ein toller Verlobter! Gehst mit deiner Zukünftigen zur Hochzeitsmesse und hast nichts Besseres zu tun, als da sofort eine Frau anzuquatschen.«
    »Falsch«, korrigiert er mich. »Sie hat mich angesprochen.«
    »Wollte sie wissen, ob du noch ein Brautkleid suchst? Mit oder ohne Puffärmel?«
    »Ha, ha«, kommt es vom anderen Ende. »Nein, sie ist zufälligerweise Floristin und hat mir ihren Katalog gezeigt.«
    »Ihren Katalog? Da ist ja fast so billig wie die Briefmarkensammlung«, amüsiere ich mich. »Und das hat dann gleich ein paar Stunden gedauert?«
    »Du sagst es. Du machst dir keine Vorstellung davon, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten für Gestecke es gibt.«
    »Ich brenne darauf, es zu erfahren.«
    »Mein Akku ist gleich leer«, lenkt Paul vom Thema ab. »Was wolltest du denn?«
    »Hallo? Erde an Paul, hast du vergessen, weshalb wir überhaupt auf der Messe waren? Ich dachte, du wüsstest gern, wie es gelaufen ist!«
    »Sicher, schieß los!« Aber bevor ich losschießen kann, bricht auf einmal die Verbindung ab. Akku tot. Soll ich noch einmal zur Messe gehen und Paul da rauszerren? Ich stecke seufzend mein Handy ein und gehe die Stufen zur U-Bahn-Station hinunter, das ist mir alles zu blöd. Dann muss ich eben später mit Paul telefonieren und ihm erzählen, dass unsere widersinnige Theorie offenbar aufgeht. Jetzt erst einmal nach Hause und in Ruhe Kiki anrufen, die hoffentlich noch lebt.
    »Peters?« Sie lebt noch, aber sie klingt nicht besonders gut.
    »Ich bin’s, Annika.«
    »Hallo«, kommt es schwach zurück. »Schön, dass du dich noch einmal meldest, bevor ich sterbe.«
    »Du hörst dich ja echt furchtbar an!«
    »Mit geht’s auch furchtbar.«
    »Dann lass ich dich lieber schlafen.«
    »So furchtbar, dass ich nicht hören will, wie es auf der Messe war, geht’s mir auch wieder nicht.«
    »Ganz gut«, antworte ich. »Hab ein paar gute Tipps gekriegt, Flyer eingesammelt und Fotos gemacht.«
    »Super«, freut sie sich matt. »Echt klasse, dass du das für mich

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