Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lone Frank
Vom Netzwerk:
zu anderen Faktoren bedeuten. Es kann gut sein, dass sie bei manchen Männern und Frauen eine größere Rolle spielen als bei anderen – dass es variiert. Aber wenn sich herausstellen sollte, dass man es gut zur Partnervermittlung einsetzen kann, dann wäre ich stolz, daran mitgewirkt zu haben. Wissen Sie was? Rufen Sie Craig Roberts an der University of Liverpool an, er ist bei den Forschungen auf dem aktuelleren Stand.«
    »Es gibt eine Menge Ungereimtheiten bei den Ergebnissen«, sagt der Anthropologe Roberts zehn Minuten später und bezieht sich auf einen Artikel, in dem er alle Studien zu Partnerwahl und Biologie unter die Lupe genommen hat. 6
    »Das ist ein großer Schwindel«, fügt er im Hinblick auf die Verwendung von Gentests bei der Partnervermittlung hinzu. »Wir sind noch nicht so weit, dass wir sagen können, die HLA-Unterschiede hätten eine praktische Bedeutung. Aber Sex verkauft sich gut und Wissenschaftauch. Die Menschen sind leichtgläubig, und jemand wird mit der Sache einen Haufen Geld verdienen.«
    Roberts klingt verärgert, aber auf einmal schlägt er einen klagenden Ton an. »Vielleicht bin ich nur neidisch«, sagt er und räumt ein, dass er sich selbst in der Branche versucht habe. Vor ein paar Jahren dachte er darüber nach, eine Art von Partnervermittlung auf die Beine zu stellen, und er fand sogar einen Geschäftspartner, der ihm geholfen hätte, das Projekt zu realisieren. »Aber schließlich konnte ich mich doch nicht dazu durchringen, weil mir klar war, dass die Daten nicht ausreichen. Ich bin moralischer, als mir guttut.«
    Nun, wir haben alle unser Kreuz zu tragen.
    »Denken Sie nur an den ganzen Wirbel. Auf der Website von GenePartner geht es um soziale und biologische Kompatibilität, aber auf der biologischen Seite berücksichtigen sie nicht, was wir über die Präferenzen bei Gesichtern wissen und wie das alles mit den HLA-Genen zusammenpasst.«
    Damit hat er recht. Es wurden zahlreiche Studien durchgeführt, welche Gesichter wir attraktiv finden, und wenn man die Testpersonen genetisch testete, stellte man regelmäßig fest, dass die HLA-Gene der Menschen, deren Gesichter sie am attraktivsten fanden, ihren eigenen Genen besonders ähnlich waren. Roberts, der selbst solche Experimente durchgeführt hat, vertritt die Theorie, dass die beiden Präferenzen uns auf einen mittleren Weg lenken. Wenn wir die Gesichter von Menschen mit ähnlichen HLA-Genen attraktiv finden, aber die Gerüche von Menschen mit möglichst verschiedenen HLA-Genen, werden wir im Durchschnitt Partner wählen, die in der Mitte liegen – und die Extreme vermeiden.
    »Ich weiß einfach nicht, wo bei den Partnerpräferenzen das Gold zu finden ist.« Roberts klingt ein bisschen mutlos. »Es gibt eine Menge Laborexperimente und dreckige T-Shirts, aber wir wissen nur wenig darüber, wie es im wirklichen Leben funktioniert.«
    Ich frage ihn, was er von der aufsehenerregenden Studie hält, die 2006 an der University of Arizona durchgeführt wurde. Damals fandendie Forscher heraus, dass Paare mit großen Unterschieden in den HLA-Genen nicht nur über bessere Beziehungen berichteten, sondern auch ein besseres Sexualleben hatten als Paare mit geringeren Unterschieden. Vor allem die Frauen gaben mehr Orgasmen zu Protokoll. Und die Frauen der Paare mit unterschiedlichen HLA-Genen betrogen ihre Männer seltener als die Frauen der Paare mit ähnlicheren Genen. 7
    »Jawohl!«, stimmt Roberts zu. »Das ist eine hervorragende Studie, und ich hätte liebend gern die Gelegenheit, sie mit anderen Personen zu wiederholen und das Studiendesign auszuweiten. Ich glaube, man sollte über sexuelle Zufriedenheit und Beziehungsqualität hinausgehen und sich anschauen, ob die Nachkommen tatsächlich gesünder und resistenter gegen Krankheiten sind, wenn die Eltern große Unterschiede in den HLA-Genen aufweisen. Damit wäre man einigen Theorien zur Evolution direkt auf der Spur.«
    Unterdessen bemüht sich Roberts um Forschungsgelder, um zu untersuchen, was die Menschen tatsächlich über Gene und Partnerwahl denken und wie sie die Informationen einer Partneragentur wie beispielsweise GenePartner verwenden würden.
    Mich verblüfft, wie altmodisch das alles klingt. Deshalb frage ich Roberts, ob nach seiner Einschätzung dieser neue genetische Ansatz unsere Erwartung an einen Partner verändert: dass es bei Beziehungen letztlich doch um das altehrwürdige Ziel geht, »guten« Nachwuchs zu produzieren.
    »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sich

Weitere Kostenlose Bücher