Mein wundervolles Genom
das können wir nun wirklich nicht vertiefen.«
Bisher haben sie über tausend Paare getestet, die meisten in den Vereinigten Staaten. In Europa besteht vor allem bei den Schweizern Nachfrage nach ihrer Dienstleistung. Natürlich sind unter ihren Kunden Personen, die sich gerade erst kennengelernt haben, aber GenePartner analysiert auch die Gene in lange bestehenden Beziehungen; üblicherweise haben solche Kunden von den Ergebnissen von Wedekinds Studie gehört, wie sich die Einnahme der Pille auf die Anziehungskraft auswirkt. Am Anfang der Beziehung nahm die Frau die Pille, nun hat sie die Pille abgesetzt und die Beziehung funktioniert nicht mehr so gut.
»Wir erfahren nicht, wie es nach dem Test mit den Paaren weitergeht, aber es sagt etwas darüber aus, wie sehr die Menschen an solche genetischen Faktoren glauben«, meint Brown und betont, ihr Anliegen sei es, den Glauben mit Daten zu unterfüttern. »Wir versuchen, mit privaten Partnervermittlungen zusammenzuarbeiten, weil sie die Menschen zusammenbringen und danach ein persönliches Feedback bekommen. Mit solchen Daten könnten wir dokumentieren, ob der Einsatz eines HLA-Tests die Erfolgschancen vergrößert.« Die erste Kooperation steht und soll DNASoulmate heißen.
Derweil muss das Geschäft weitergehen. Die Firma entwickelt bereits ein neues Produkt: einen HLA-Algorithmus für homosexuelle Paare. Das amerikanische Datingportal Clickk bietet seinen schwulen und lesbischen Usern diesen Service an, und GenePartner untersucht, ob auch Homosexuelle Gentests für die Navigation auf dem Partnermarkt nutzen können.
»Unser Ziel ist, dass der HLA-Test in ein paar Jahren Standard wird. Dass die Menschen auf soziale und auf biologische Kompatibilität achten. Ich glaube, wir müssen die Genetik als das letzte Instrument betrachten, um ein Feld weiter einzuengen, das bereits nach den sozialen Aspekten durchforstet wird, die bekanntermaßen wichtig sind. Sie wissen schon: Bildungsniveau, Interessen, Ziele im Leben und all das.«
Aber warum nur die HLA-Gene? Es könnte doch noch andere Anlagen geben, die uns ebenfalls ermöglichen, tief unter die Haut unserer potenziellen Partner zu kriechen. Ich denke an die Aufregung, nachdem ein schwedisches Team verkündet hatte, sie hätten etwas entdeckt, was in der Presse sofort das »Untreuegen« hieß. Ihre Ergebnisse fassten sie in einem knappen Artikel zusammen, nachzulesen in der renommierten Zeitschrift PNAS. Darin verwiesen sie auf eine genetische Varianz bei der Bindung von Männern an ihre Partnerinnen. Paul Lichtenstein vom Karolinska Institutet hatte die Idee dazu nicht an den Haaren herbeigezogen. Er untersuchte das Gen für den Vasopressin-Rezeptor im Gehirn von Säugetieren; dieser Rezeptor wird unter anderem als Schlüsselfaktor dafür genannt, ob eine Rennmaus monogam oder promisk lebt. 8
Das Gen mit der Bezeichnung AVPR1A kommt bei Menschen in drei Varianten vor. Lichtenstein und seine Kollegen testeten 552 Zwillingspaare und ihre Partner und legten ihnen außerdem Fragebögen mit Fragen zu ihrer Beziehung vor. Zum Beispiel sollten die Testpersonen auf einer Skala angeben, wie stark ihre wechselseitige Anziehung war. Und stellen Sie sich vor: Die Genvariante 334, die Mäusemännchen promisk werden lässt, schien im Spiel zu sein, wenn ein Mann eine nicht so gute Beziehung zu seiner Partnerin hatte. Frauen, deren Männer zwei Kopien von 334 hatten, waren im Durchschnitt mit ihrer Beziehung etwas weniger zufrieden als die anderen Frauen. Und während nur 15 Prozent der Männer ohne diese Variante von Krisen in der Ehe berichteten, taten dies 34 Prozent der Männer mit zwei 334-Kopien. Die Männer dieser Gruppe waren auch nur halb so häufig verheiratet wie die anderen Männer. Natürlich, schrieben die Autoren, könne man anhand der Studie nicht individuelles Verhalten vorhersagen, aber dieser Satz ging im Mediengetöse unter.
Tamara Brown auf der andere Seite des Tisches ist fasziniert. Ich erwähne nicht, dass ich ein kleines Labor in Arizona aufgestöbert habe, Genesis Biolabs, das diesen Test durchführt.
Außerdem möchte ich den Themenkreis unseres Gesprächs über Sex und Untreue hinaus erweitern. Kürzlich haben Neil Risch und Esteban González Burchard von der University of California in San Francisco Anhaltspunkte dafür gefunden, dass zwei hispanische Bevölkerungsgruppen Partner wählen, die mehr oder weniger dieselbe rassische Mischung verkörpern wie sie selbst. Die Forscher testeten
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