Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
bist – nicht jetzt.«
»Ich kann nicht umhin, andauernd daran zu denken«, sagte sie. »Es dir zu erzählen könnte mir helfen, es zu überwinden.«
Er nickte und nahm ihre Hand. »Wenn es denn hilft.«
Nachdem sie erst einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie wiederholte erzählend den ganzen Schrecken: jedes Wort, jeden Blick, jede Berührung. Es zu erzählen, hatte auf sie eine reinigende Wirkung und war für William die reinste Folter. Sie glaubte jedoch, dass er es hören musste. Den Albtraum mit ihr zu durchleben war eine Bußleistung, die er erbringen musste, bevor er anfangen konnte, sich selbst zu verzeihen.
Er hielt seine Wut sorgsam verborgen. Doch als sie ihm erzählte, was Edmund getan hatte, als sie ihn das erste Mal mit dem Dolch angegriffen hatte, und wie entsetzt sie war, als er sie schlug, sprang William auf. Mit geballten Fäusten lief er unruhig im Zimmer auf und ab und fluchte.
Dann brach er neben ihr zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen. »Ich habe Edmund viele, viele Male kämpfen sehen«, flüsterte er. »Ich kenne niemanden sonst, der ihm eine zweite Chance gegeben hat und das überlebt hat.«
Er zog sie wieder in seine Arme. »Es war arrogant und dumm von mir, deine Bedenken seinetwegen nicht ernst zu nehmen.«
Aye, er hätte auf sie hören sollen.
»Edmund war dein Freund«, sagte sie und lehnte sich zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Du wolltest nicht glauben, dass er so etwas tun würde.«
»Ich habe gelobt, dich zu beschützen, und habe versagt – nicht nur einmal, sondern zweimal.« Er stockte, dann fügte er hinzu: »Ich weiß nicht, wie du mir das je verzeihen kannst.«
»Ich bin froh, dass ich mich selbst gerettet habe.«
»Bitte, Catherine, du musst nicht lügen, um mein Versagen zu entschuldigen.«
Sie biss sich auf die Lippe und dachte darüber nach, wie sie ihm ihre Lage erklären konnte, damit er sie verstand. »Das Schlimmste an der Situation mit Rayburn war, dass ich mir so hilflos vorkam. Bei Edmund war das anders. Obwohl ich Angst hatte, war ich doch nie machtlos. Ich glaubte daran, dass ich ihn besiegen konnte, und war entschlossen, es zu tun.
Ich bin stolz darauf, stark und schlau genug zu sein, um mich selbst zu retten«, fuhr sie fort. »Deshalb wird es mir diesmal leichter fallen, über das Geschehene hinwegzukommen und keine Angst mehr zu haben.«
Sie ließ ihren Kopf an Williams Schulter sinken. Die dramatischen Ereignisse des Vortages noch einmal Revue passieren zu lassen, hatte sie erschöpft. Er küsste ihr den Scheitel und hielt sie sicher in seinen Armen.
»Ich bin froh, dich zum Ehemann zu haben, William«, murmelte sie.
Erst nachdem ihr Atem an seiner Brust sanft und gleichmäßig geworden war, gab er seine Antwort.
»Dennoch musstest du dich selbst retten.«
Nach ein paar Tagen der Ruhe nahm Catherine ihre üblichen Arbeiten in der Burg wieder auf. Edmunds Angriff würde immer eine schreckliche Erinnerung bleiben, aber sie würde nicht zulassen, dass er ihr Leben bestimmte. Sie genoss es, den Haushalt zu führen, obwohl es eine ganze Menge Arbeit war. Zurzeit war William ständig präsent, stand im Weg herum und sagte ihr, sie solle sich ausruhen.
Die ersten ein, zwei Tage war es beruhigend, ihn jedes Mal zu sehen, wenn sie aufblickte. Doch nach ein paar Tagen war sie sich sicher, er würde sie mit seiner übertriebenen Fürsorge noch verrückt machen. Er war nicht gewillt, sie auch nur für kurze Zeit aus den Augen zu lassen.
Sie war nachmittags nach oben gegangen, um ihre Näharbeiten zu erledigen – und um wenigstens für eine Stunde von ihm fortzukommen. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür ließ sie ihre Arbeit in den Schoß sinken. Es war William, wer sonst.
»Du musst nicht von morgens bis abends auf mich aufpassen«, sagte sie und gab sich dabei keine Mühe, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen. »Geh auf die Jagd oder mach einen Ausritt mit den Jungs oder irgendetwas anderes.«
»Ich bin glücklich, wenn ich hier bei dir sein kann«, antwortete er mit einer Engelsgeduld.
»Nun, ich bin es aber leid, Mann«, entgegnete sie gereizt. Dann seufzte sie verärgert, weil ihr bewusst geworden war, dass sie sich wie eine Harpyie angehört haben musste. »Ich weiß ja, dass du es gut meinst, aber du tust gerade so, als würde ich zerbrechen, wenn du auch nur einen Augenblick in deiner Fürsorge nachlässt. Und in der Nacht rührst du mich nicht an.«
Da, sie hatte es gesagt,
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