Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
entreißen, wenn er seine Aufmerksamkeit auch nur für kurze Zeit verminderte.
Die Anwesenheit seiner Mutter und die nicht nachlassenden Spannungen zwischen ihm und seiner Frau sorgten dafür, dass er entsetzlicher Stimmung war. Der Mangel an Schlaf tat ein Übriges. Dabei waren es nicht allein Schuldgefühle und Sorge, die ihn nachts wach hielten. Herr im Himmel, er sehnte sich nach seiner Frau!
Er wollte sie mit einem schmerzhaften Verlangen, das kaum auszuhalten war. Doch er hielt es aus. Er hatte Angst, sie zu berühren, würde in ihr Erinnerungen an jene Nacht wecken. Obschon Catherine eindeutige Hinweise darauf gab, dass sie bereit sei, ihre eheliche Beziehung wieder aufzunehmen, konnte er sich nicht dazu überwinden, es zu riskieren.
Eines Abends fand er sie spät allein im Saal, nachdem der Rest des Haushaltes sich bereits schlafen gelegt hatte. Er war froh, sie einmal ohne Eleanor anzutreffen.
Vorsichtig näherte er sich ihr. »Du siehst ein bisschen erschöpft aus«, versuchte er, seiner Sorge um sie Ausdruck zu geben. »Vielleicht solltest du dich hinlegen?«
»Ich bin keineswegs müde«, herrschte sie ihn an.
Er setzte sich neben sie auf die Bank und suchte nach etwas anderem, was er zu ihr sagen konnte.
»Es ist schon sehr lange her, dass ich die Pächter besucht habe«, verkündete sie. »Ich möchte, dass du morgen mit mir einen Ausritt über die Ländereien machst.«
Ihr Vorschlag kam so unerwartet, dass er seinen Beschluss, geduldig zu sein und sie nicht anzufahren, vergaß.
»Das erlaube ich nicht«, sagte er einfach. »Es lauern zu viele Gefahren außerhalb der Burgmauern.«
Sie klappte unbeherrscht das Gebetbuch zu, in dem sie gelesen hatte, und knallte es auf den Tisch.
»Willst du mich in meiner Kammer hinter Schloss und Riegel halten, Mann?«, verlangte sie zu wissen. Ihre Augen glühten und brannten Löcher in ihn. »Du bist ein schlimmerer Gefängniswärter als meine walisischen Entführer.«
Ihr Blick fiel auf den Tisch. Bevor er wusste, wie ihm geschah, nahm sie einen Krug und warf ihn nach ihm. Dann stürmte sie aus dem Saal und war dabei so wütend, dass sie Lady Eleanor, die in der Nähe des Eingangs stand, gar nicht zu bemerken schien.
Er fing den Krug auf, doch Apfelwein schwappte auf seine Kleidung und über seine Hand. Als er sie ausschüttelte, blickte er auf und bemerkte, dass seine Mutter ihn von der anderen Seite des Saals beobachtete. Sie zog eine Augenbraue hoch.
»Wie lange habt Ihr schon dort gestanden?«, fragte er.
»Lange genug, um zu sehen, dass du diese Sache völlig falsch anpackst.«
Sie kam zu ihm herüber und reichte ihm einen Lappen vom Tisch. »Vielleicht habe ich dich zu früh zu deinem Vater geschickt«, sagte sie kopfschüttelnd. »Es ist erstaunlich, wie wenig du über Frauen weißt, zumindest über die Frau, mit der du verheiratet bist.«
William trocknete sich ab, so gut es ging, und warf den Lappen auf den Tisch.
»Komm und setz dich.« Eleanor deutete auf die Stühle, die vor der Feuerstelle standen. »Lass dir von mir helfen.«
Seine Mutter hatte kolossale Fehler in ihrem eigenen Leben gemacht. Und bisher hatte sie in seinem nichts als Schmerz und Ärger verursacht. Es war ein Zeichen dafür, wie verzweifelt er war, dass er bereit war, auf ihren Rat zu hören.
»Du vergisst, mit wem du verheiratet bist«, sagte sie, sobald sie es sich vor dem Feuer bequem gemacht hatten. »Eine Frau, die ihren Ehemann hintergeht, um für den Prinzen zu spionieren, ist nicht wie andere Frauen.«
»Natürlich ist sie nicht wie andere Frauen«, brummte er.
»Du hast kein zurückhaltendes Kind geheiratet, deshalb solltest du nicht erwarten, dass es deiner Frau gefällt, wenn du sie als solches behandelst.«
»Ich behandle sie nicht wie ein Kind«, sagte er zähneknirschend. »Ich möchte sie bloß in Sicherheit wissen.«
»Du scheinst nicht zu verstehen, dass Catherine stolz auf ihre Stärke ist«, sagte Eleanor. »Es ist ihr wichtig, dass auch du das an ihr zu schätzen weißt.«
»Schlagt Ihr also vor, ich solle sie allein und noch dazu schwanger durch die Gegend reiten lassen, wie es ihr gefällt?«
Seine Mutter seufzte vernehmlich, um ihn wissen zu lassen, dass er ihre Geduld wirklich auf die Probe stellte. »Ich sage bloß, dass du sie nicht verhätscheln sollst. Wenn du es tust, wird sie einen Weg finden, sich dir zu widersetzen. Oder noch schlimmer: Sie wird sich fügen und eine andere Frau werden als die, die du liebst. Beides muss dazu
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