Mein zauberhafter Ritter
auch damit gemeint haben mochte. Zu seiner Bestürzung war er dennoch eifersüchtig auf seinen Nachfahren Stephen, der das richtige Mädchen mit allen Reichtümern der Welt überschütten konnte und da sein würde, um Pippa zu trösten, wenn diese nach ihrer Reise in eine fremde Zeit Wehmut empfand. Vielleicht würde sie ja auch einen anderen Liebsten finden, der sie besser versorgen konnte, als er es jemals ...
»Onkel?«
Montgomery lockerte seinen Kiefer. »Nichts, Phillip. Bis auf den Brummschädel natürlich.«
»Außer Euch und mir sind noch Master Fitzpiers, Maurice, Petter und die Maurer und Francois, Joan und das übrige Küchenpersonal auf unserer Seite. Der Stallmeister hat sich mit den Pferden in den Ställen verbarrikadiert, und Master Petter hat sich erboten, ihm bei der Verteidigung der Tiere zu helfen.«
»Und die anderen?«, erkundigte sich Montgomery seufzend.
»Die Lords Boydin und Martin haben wir in den Kerker geworfen«, meldete Phillip ausgesprochen zufrieden. »Und Lady Gunnild und ihre Tochter sind in einem der Gemächer eingesperrt. Von der Wache sind noch acht Mann übrig, doch ich kann nicht sagen, für wen sie kämpfen werden.«
»Da bin ich mir auch nicht sicher, Phillip«, erwiderte Montgomery mit finsterer Miene. Er sah seinen Knappen an. »Es tut mir leid, dass ich dich mit hineingezogen habe.«
Phillip zog, das Ebenbild seines Vaters, die Augenbraue hoch. »Oh, Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Onkel. Man weiß ja nie, ob sich diese Erfahrung nicht irgendwann als nützlich erweisen wird. Vielleicht muss ich ja auch einmal eine Burg in Besitz nehmen, in der ich nicht willkommen bin - bitte verzeiht mir.«
Montgomery lachte trotz seiner misslichen Lage auf. »Das würde ich dir nicht wünschen, mein Junge. Doch ich denke, du würdest dir schon zu helfen wissen.« Als er seinen Hinter-kopf betastete, wäre er beinahe ohnmächtig geworden. »Ich bin nicht sicher, ob ich heute schon in der Lage bin zu kämpfen. Also werde ich, wie ich fürchte, eine Weile auf euch angewiesen
sein.«
»Natürlich, Onkel«, antwortete Phillip und erhob sich. »Wir halten Wache.«
Montgomery nickte vorsichtig. So unangenehm es ihm auch war, sich seine Schwäche anmerken zu lassen, brauchte er noch ein wenig Schlaf.
Obwohl er nicht glaubte, dass die Dinge rosiger aussehen würden, wenn er das nächste Mal aufwachte.
Sechs Tage nach Pippas Verschwinden war Montgomery wieder auf dem Damm - und kochte vor Wut. Dankbar für seinen harten Schädel, der ihn noch einmal vor dem Tod bewahrt hatte, ging er in seinem Saal hin und her und zog Bilanz der Ereignisse, die ihn während der letzten halben Woche so in Rage versetzt hatten.
Er hätte jeden Eid geschworen, dass seine üble Laune nicht mit dem Verlust der einzigen Frau zusammenhing, die er je geliebt hatte.
Inzwischen war sein Haushalt stark geschrumpft, eigentlich ein Grund zur Freude, da es nun weniger Menschen gab, die ihm nach dem Leben trachteten. Allerdings wurmte es ihn, Männer durchfüttern zu müssen, deren Loyalität auf tönernen Füßen stand. Selbst das Küchenpersonal war vertrauenswürdiger als diese Kerle.
Petter und seine Maurer hatten sich wie erwartet als tapfere Kämpfer erwiesen und hatten ihn davor bewahrt, hinter Pippa, zum Ertrinken in die Sickergrube geworfen zu werden. Anschließend hatten die Männer unter Fitzpiers’ Führung die Sedgwick-Cousins zusammengetrieben und, zu deren Leidwesen, in den Kerker geworfen.
Diese Männer waren nun seine letzten Verbündeten — neben den acht verbliebenen Wachen, die sich von der Vorstellung, womöglich einem Zauberer zu dienen, nicht hatten schrecken lassen. Nachdem Montgomery wieder einigermaßen klar denken konnte, hatte er Gunnild und Ada aus dem Arrest befreit, da ihm der Gedanke nicht behagte, Frauen einzusperren. Doch bedauerlicherweise hatten die beiden die Gelegenheit nur dazu genutzt, mit den Waffenknechten Ränke zu schmieden.
Montgomery hatte sie gewähren lassen, denn er wollte endlich klare Verhältnisse. Ohne treue Gefolgsleute konnte er die Burg unmöglich halten. Außerdem hatte er nur wenig Lust darauf, im Fall einer Belagerung erst die beiden gegnerischen Parteien auf dem Schlachtfeld beobachten zu müssen, um zu ermitteln, wer nun auf seiner Seite stand.
Inzwischen fragte er sich immer öfter, wie es überhaupt hier weitergehen sollte, selbst wenn es ihm gelang, die Besitzverhältnisse in diesem Hause zu klären. Jede Ecke in der Burg erinnerte ihn
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