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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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an Pippa. Und dennoch war er überzeugt, dass es das einzig Richtige gewesen war, sie in ihre Zeit zurückzuschicken. Immerhin kannte er den Schmerz, den es ihrer Familie bereitet hätte, sie zu verlieren, nur allzu gut aus eigener Erfahrung.
    Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass auch er wieder leiden würde.
    Also zwang er sich, die Ärmel hochzukrempeln und die Dinge anzugehen, die ihm schon länger ein Dorn im Auge waren. Inzwischen kämpfte er nämlich an zwei Fronten. Erstens musste er den Dorfbewohnern glaubhaft machen, dass er kein Anhänger der Schwarzen Magie war, und zweitens erfahren, welchem seiner Cousins er den Schlag auf den Kopf verdankte. Dass Ada nicht als Schuldige infrage kam, stand fest, denn er hatte ja selbst beobachtet, wie sie Pippa angriff. Martin hatte er zwar nicht auf der Brücke gesehen, doch das genügte bei Weitem nicht, um ihn aus dem Kreis der Verdächtigen auszuschließen. Der wahrscheinlichste Kandidat war jedoch Boydin, der eine ganze Reihe von Gründen hatte, Montgomery den Tod zu wünschen — und zwar mehr noch als seine Mutter und seine Geschwister. Eine erlittene Blamage war ein gutes Mordmotiv.
    Das Einfachste wäre gewesen, die ganze Bande nach Frankreich zu verfrachten, doch das war vermutlich kein kluger Schachzug, ehe sie nicht endlich eingesehen hatten, dass es nicht ratsam war, sich ihm in den Weg zu stellen. Schließlich wollte er nicht den Rest seines Lebens auf der Hut vor Feinden sein.
    Und deshalb wurde Montgomery, obwohl manches dafür gesprochen hätte, das Gefühl nicht los, dass es noch zu früh war, sie fortzuschicken. So nichtsnutzig sie auch sein mochten, konnte er sie zumindest der ortsansässigen Bevölkerung vorführen, als Zeugen dafür, dass er wirklich nur ein Mensch und kein von der Feenkönigin verhexter Traumtänzer war.
    Oder besser: von der kleinen Schwester besagter Feenkönigin.
    Er verließ den Saal, überquerte mit schmatzenden Schritten den Hof, den von Pferdemist zu befreien er noch immer nicht die Zeit gefunden hatte, und trat zum Tor hinaus. Vermutlich wäre es weiser gewesen, die Zugbrücke geschlossen zu halten, doch eigentlich gab es dafür nur wenig Grund. Obwohl Petter inzwischen wahre Wunder vollbracht hatte, strotzte die Außenmauer noch von Löchern. Bei geöffnetem Tor würde den Bewohnern der Burg im Fall eines Angriffs wenigstens ein Fluchtweg offen stehen.
    Vor dem äußersten Tor blieb er stehen und blickte die Zugbrücke entlang. Wie nicht anders zu erwarten, war auf der anderen Seite nichts zu sehen als Gras und das Herbstlaub, das von den Bäumen fiel. Mit einem Seufzer fing Montgomery an, auf und ab zu laufen. Wenn er so weitermachte, würde er vermutlich bald Riefen in den Steinboden treten, doch das war ihm einerlei. Er musste über so vieles nachdenken; in der Burg war es ihm dafür zu beengt.
    Um sich aufzumuntern, rief er sich sämtliche Geschichten ins Gedächtnis, die Pippa ihm an jenem trüben Nachmittag erzählt hatte, bevor die Dinge für sie beide so rasend schnell bergab gegangen waren. Obwohl ihm die Märchen alle gut gefallen hatten, hatte ihn das von Cinderella am meisten begeistert, vielleicht deshalb, weil es das Verhältnis zwischen Pippa und ihrer älteren Schwester so treffend beschrieb ...
    Montgomery blinzelte und runzelte die Stirn.
    Waren das da Schuhe?
    Er näherte sich einer Stelle, wo der Morast besonders hoch stand, und beugte sich - ganz langsam - vor. Eigentlich war er zwar wieder auf dem Damm, wurde aber noch immer von Schwindelgefühlen geplagt, wenn er sich zu schnell bückte. Aber auch das würde bestimmt irgendwann ein Ende haben.
    Als er das Paar Schuhe aus dem Schlamm zog, hätte er sich beinahe unfreiwillig gesetzt. Pippa als Teil einer fernen Vergangenheit zu betrachten war eine Sache - doch etwas, das ihr gehörte, in der Hand zu halten führte ihm wieder vor Augen, dass sie ein lebendiges, atmendes, wunderschönes Mädchen war ...
    Als Montgomery mit dem schmutzigen Paar Schuhe in der Hand dastand, schossen ihm plötzlich völlig neue Gedanken durch den Kopf. So unsinnig es auch sein mochte, wurde er dennoch die Frage nicht los, ob er es nicht genauso halten sollte wie Cinderellas Prinz: einfach den gläsernen Pantoffel nehmen, sich auf sein edles Streitross schwingen und das ganze Königreich nach seiner Liebsten absuchen.
    Natürlich lieferte ihm das keine Antworten auf die simplen Fragen, wovon sie im Erfolgsfall leben sollten und ob sie sich überhaupt freuen würde, ihn zu

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