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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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sehen. Immerhin konnte es durchaus sein, dass sie in ihrer Welt glücklich war - vorausgesetzt, dass sie sich jetzt dort befand. Womöglich war sie ja sogar erleichtert, ihn los zu sein.
    Er überlegte, ob es das Risiko wert war.
    Montgomery trat durch das Falltor und schaute zum Ende der Brücke. Die untergehende Sonne tauchte selbst den widerwärtigen Inhalt der Kloake in einen recht hübschen Farbton. Es war eine magische Tageszeit, die er schon als Junge sehr gemocht hatte. Aber natürlich hatte er damals noch an alles mögliche unsichtbare Zauberwerk geglaubt ...
    Er erstarrte.
    War das ein Schimmern?
    Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass er buchstäblich am Rande des Abgrunds stand. Denn er war ziemlich sicher, dass sich am Ende seiner Zugbrücke ein Zeittor auftat. Und mit derselben Gewissheit konnte er sich vorstellen, wie er es durchschritt und sich in einer Zeit wiederfand, die nicht die seine war - einer Zeit, in der er Pippa zumindest ihre Schuhe würde zurückgeben können.
    Und wenn er schon dabei war, eine gute Tat zu tun, würde er ihr außerdem anbieten, ihr sein Herz zu schenken. Auch wenn das vermutlich warten musste, bis er wusste, woher der Wind wehte.
    Er machte kehrt und hastete in den Hof, wobei er beinahe seinen Knappen und den Hauptmann seiner Leibwache umrannte. Nachdem er Phillip mit einer Hand vor dem Sturz bewahrt hatte, sah er Ranulf an.
    »Ich muss verreisen«, verkündete er knapp.
    »Wir sind sofort bereit«, erwiderte Ranulf mit einem ebenso forschen Nicken.
    »Nein«, widersprach Montgomery rasch. »Ich möchte, dass du Phillip und die übrigen Mitglieder des Haushalts nach Segrave bringst. Petter und seine Männer sollen selbst entscheiden, ob sie während meiner Abwesenheit bleiben wollen. Doch ich wage nicht, Francis oder Fitzpiers auf Gedeih und Verderb Gunnilds Gnade auszuliefern.«
    Ranulf verzog das Gesicht. Offenbar hatte er Mühe, diesen Befehl mit seinem Treueeid zu vereinbaren. »Aber Ihr braucht Männer zur Bewachung, Mylord«, stieß er hastig hervor, als befürchte er, den Satz nicht beenden zu können. »Ihr müsst doch ...«
    »Du sollst beschützen, was ich nicht beschützen kann«, entgegnete Montgomery. Er zwang sich zu einem Lächeln, stellte jedoch fest, dass die Eile der Freundlichkeit im Wege stand, >>Ich muss sofort aufbrechen, Ranulf. Achte auf Phillip und
    die anderen und bleibt in der Burg meiner Großmutter, bis ich euch holen komme.«
    Ranulf fehlten die Worte.
    Montgomery legte seinem Hauptmann die Hand auf die Schulter. »Wegen der Dienste, die du mir und meiner Familie erwiesen hast, will ich offen mit dir sein. Ich bin im Begriff, mich auf eine ... übernatürliche Absonderlichkeit einzulassen.«
    Phillip blieb der Mund offen stehen.
    Ranulf musterte Montgomery mit einem Blick, viel zu abschätzend für einen Mann, der sich eigentlich nur mit Waffen und Schlachtgetümmel auskannte. Nachdem Montgomery seinem Hauptmann die Schulter getätschelt hatte, wandte er sich an seinen Knappen.
    »Du bleibst bei Ranulf.«
    »Aber Onkel«, protestierte Phillip und schloss rasch den Mund. »Das könnt Ihr nicht von mir verlangen.«
    »Ich muss.«
    »Aber es ist gefährlich!«, rief Phillip aus. »Mein Vater hat mich unzählige Male vor diesen Dingen gewarnt.«
    »Dein Vater ist ein sehr weiser Mann«, entgegnete Montgomery knapp und blickte gen Himmel. Es wurde rasch dunkel, was seine Aufregung aus unerklärlichen Gründen steigerte. »Ich komme nach Segrave, um euch zu holen, nachdem ich alles erledigt habe.«
    »Geht Ihr ins Feenreich?«, flüsterte Phillip ehrfürchtig.
    »Das erzähle ich dir, wenn ich zurück bin.« Er wandte sich an Ranulf. »Führe meine Befehle ganz genau aus. Nimm alle Pferde mit und überlasse Gunnild und ihre Gefolgschaft ihrem Schicksal. Nach meiner Rückkehr unternehmen wir einen neuen Angriff.«
    »Wie es Euch beliebt«, entgegnete Ranulf mit einer tiefen Verbeugung. »Ich wünsche Euch Jagdglück, Mylord, ganz gleich, in welchen Wald Euch die Reise auch führen mag.«
    Montgomery hoffte nur, dass er überhaupt eine Reise unternehmen würde. Nach einem letzten warnenden Blick in Rich
    tung Ranulf, wiederholte er die Geste bei Phillip, wandte sich um und stürmte vom Hof. In der Ferne konnte er noch immer das schimmernde Tor erkennen. Er hätte niemals geglaubt -nun, zumindest nicht wirklich -, dass es so etwas überhaupt geben konnte, hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen. Es trennte ihn nur noch ein kurzer Weg über die

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